Die Braut des Scheichs
Tages werde ich … vielleicht … froh darüber sein, redete sie sich verzweifelt ein. Froh über die Störung und darüber, dass er gegangen war, bevor etwas zwischen ihnen passiert war. Eines Tages. Aber nicht jetzt!
5. KAPITEL
Unglücklich schob Xenia ihr kaum angerührtes Frühstück beiseite, blickte aus den Panoramafenstern des Frühstückssaals des Hotels und versuchte vergeblich, sich ganz auf die malerische, sonnenbeschienene Szenerie dort draußen zu konzentrieren. Sie hatte sich an diesem Morgen entschieden, hier unten und nicht allein in ihrem Zimmer zu frühstücken, weil sie vor allem gehofft hatte, dass die Gesellschaft anderer Menschen sie von den Ereignissen am vorangegangenen Abend … und von Blaize … ablenken würde.
Blaize! Jedes Mal, wenn sie an ihn dachte … was viel zu oft geschah …, fühlte sie sich hin- und hergerissen zwischen Sehnsucht, Zorn, Ablehnung, ganz zu schweigen von ungläubigem Erstaunen, dass sie überhaupt in eine derartige Lage hatte geraten können. Wie konnte sie diesen Mann nur begehren?
Nachdenklich blickte Xenia aus dem zwanglosen Frühstückssaal hinaus in das Foyer, in dem es heute vor ungewöhnlich vielen livrierten Angestellten zu wimmeln schien. Als der Ober an ihren Tisch kam, um ihr Frühstück abzuräumen, stand sie auf und schlenderte ins Foyer. Ihr blieb noch Zeit, bevor sie sich mit ihrer Tante treffen würde, deshalb studierte sie auf der Informationstafel vor dem Büro des hoteleigenen Ausflugsveranstalters die Ausflugsangebote. Eines davon weckte ihre Aufmerksamkeit, und sie las es sich genauer durch. Es handelte sich um eine begleitete Fahrt in die Wüste samt einer Übernachtung in einer exklusiven Anlage in einer Oase, wo man die Möglichkeit hatte, aus erster Hand die Wunder und Schönheit der Wüste zu erleben! Rasch, ehe sie es sich anders überlegen konnte, betrat Xenia das Büro und verließ es zehn Minuten später mit der Bestätigung ihrer Buchung in der Tasche. Eine ganze Nacht weit weg von Blaize sollte ihr die nötige Zeit und Distanz geben, ihr seelisches Gleichgewicht wieder zu finden.
Auf dem Weg durchs Foyer kam ihr der verräterische Gedanke, dass es auch eine ganz andere Methode gab, eine drohende Feuersbrunst zu verhindern: Man konnte auch Feuer mit Feuer bekämpfen. Aber glaubte sie allen Ernstes, sie könnte ihr sexuelles Verlangen gegen sich selber richten, indem sie ihm nachgab und es zu einem Inferno entfachte, damit es sich am Ende selbst zerstörte?
Ihr blieb gerade noch genug Zeit, in ihre Suite zu fahren und sich etwas frisch zu machen, bevor sie sich mit ihrer Tante treffen würde. Freundlich lächelte sie den livrierten Hotelangestellten zu, die in einer Gruppe in der Nähe des privaten Aufzugs standen und etwas nervös wirkten.
„Heute machen alle einen so geschäftigen Eindruck“, bemerkte Xenia, während sie auf den Aufzug wartete.
Einer der Angestellten verdrehte die Augen und flüsterte ihr mit wichtiger Miene zu: „Oben findet eine Besprechung der Hoteleigentümer statt.“
Der Hoteleigentümer? Xenias Herz pochte unwillkürlich schneller. Bedeutete das, dass Rashid wieder zurück war? Und wie lange würde es dann dauern, bis er sie aufsuchte?
„Hm … das duftet himmlisch!“
Xenia schnupperte lächelnd an dem goldgelben Weihrauchbrocken, den ihre Tante ihr hinhielt. Sie besuchten zusammen den Gewürz-
souk
, und Xenia hatte Gelegenheit zu bewundern, wie entschlossen und geübt Soraya mit den Händlern verhandelte. Es hatte etwas Unwirkliches, zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts hier auf einem Basar zu stehen, der immer noch auf fast unveränderten, uralten Traditionen basierte. Dieses Land folgte seinem ganz eigenen Zeitschema, erkannte Xenia, während sie dem mit der typischen langen Robe bekleideten Händler den Weihrauch zurückgab.
Soraya lud sie dann zu einem Glas eisgekühlten, frisch gepressten Orangensaft ein und strahlte sie an. „Ich habe gute Neuigkeiten für dich. Dein Großvater fühlt sich viel besser und hat mich gebeten, dich einzuladen, ihn heute Nachmittag zu besuchen.“
Xenia hätte sich fast an ihrem Saft verschluckt. War es Zufall, dass Abu Assad sie zu genau dem Zeitpunkt zu einem Besuch einlud, da Sheikh Rashid nach Zuran zurückgekehrt war? Sie hatte Mühe, ihre Ablehnung zu verbergen. „Es tut mir Leid, aber das wird nicht möglich sein. Ich … habe leider schon andere Pläne“, sagte sie ruhig, wobei sie allerdings dem Blick ihrer Tante auswich.
Sorayas
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