Die Braut des Scheichs
die richtige Wüste“, warnte Blaize sie im nächsten Moment.
Xenia hatte gerade noch Zeit, nach dem Haltegriff in der Tür zu fassen, als Blaize den Jeep von der Straße lenkte und sie über die erste Reihe von Sanddünen fuhren. Die Piste vor ihnen war für Xenia kaum zu erkennen, Blaize dagegen schien keinerlei Mühe zu haben, ihr zu folgen.
Nur Minuten später war die Straße ganz aus ihrem Blickfeld verschwunden, und ringsum erstreckten sich die Sanddünen von Horizont zu Horizont. Ein wenig besorgt blickte Xenia nach hinten in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Woher … weißt du den Weg?“
„Der Stand der Sonne verrät mir die Richtung, in die wir fahren“, antwortete er gelassen. „Außerdem sind diese Geländefahrzeuge heutzutage alle mit Navigationssystem und Kompass ausgerüstet, was in einem Land wie diesem lebensnotwenig sein kann. Ein schlimmer Sandsturm reduziert nicht nur die Sicht auf Null, sondern löscht auch alle vorhandenen Spuren aus.“ Blaize deutete nun seitlich voraus, wo ein Vogel reglos in der Luft schwebte, ein dunkler Punkt am strahlend blauen Himmel. „Schau da vorne! Siehst du das?“
„Ja, was ist das?“ fragte Xenia.
„Ein Jagdfalke.“ Blaize langte in die Ablage zwischen ihnen, wobei er unbeabsichtigt ihr Knie berührt. Sofort durchzuckte es Xenia heiß, und sie fühlte ein unbändiges Verlangen in sich wachsen. Wenn sie sich Blaize jetzt zugewandt hätte, wenn sie sich einfach an ihn geschmiegt und ihn geküsst und berührt hätte, wie sie es sich insgeheim ersehnte … Aber es war schon zu spät. Blaize nahm ein Fernglas aus der Ablage und hielt es ihr hin. Ein Fernglas! Wo sie doch einzig und allein ihn selber wollte!
„Sieh ihn dir mal genauer an“, forderte er sie auf. „Es ist vermutlich ein abgerichteter Vogel. Viele wohlhabende Zuraner haben eigene Falknereien, wo die Vögel aufgezogen und abgerichtet werden. Das ist ein uraltes, traditionelles Handwerk.“
Xenia beobachtete, wie der Vogel urplötzlich abdrehte und im Nu aus dem Blickfeld verschwand, als würde er einem Ruf folgen.
„In dem Wüstendorf, wo wir die Nacht verbringen, veranstalten die Falkner oft Schauvorführungen“, sagte Blaize. „Viele Leute haben Angst vor den Raubvögeln, dabei sind die Kamele vermutlich viel gefährlicher.“
„Das hat mir meine Mutter auch erzählt“, räumte Xenia ein. Es irritierte sie ein wenig, dass sich Blaize, der Strandgigolo, plötzlich als wahrer Experte für die Kultur und die Traditionen des Landes entpuppte. Deshalb war es ihr wichtig, ihn daran zu erinnern, dass in ihren Adern Beduinenblut floss, auch wenn sie die Heimat ihrer Mutter zum ersten Mal persönlich erlebte.
Kein Zweifel, die Wüste hatte etwas Ehrfurchteinflößendes, auch wenn es Xenia nicht gelang, sich ganz darauf zu konzentrieren, weil Blaize’ Nähe sie immer wieder ablenkte. Was jedoch keineswegs bedeutete, dass sie sich tatsächlich in ihn verliebt hatte, wie sie sich immer wieder einredete. Nur weil ihr Herz so schnell klopfte und sie kaum wagte, ihn richtig anzusehen, weil sie sich ja eigentlich wünschte, ihn nicht bloß anzusehen … das hatte überhaupt nichts zu bedeuten! Er war einfach ein Mann mit einer besonders erotischen Ausstrahlung, die sie natürlich nicht kalt ließ.
Xenia hatte geglaubt, durch die Erzählungen ihrer Mutter auf das Erlebnis dieses Wüstentrips vorbereitet zu sein. Doch sie hielt staunend den Atem an, als sie schließlich mit dem Jeep die Kuppe einer weiteren hohen Sanddüne erklommen und hinunterblickten. Unterhalb tauchten vor ihnen wie eine Fata Morgana die Oase auf und das Beduinenlager, das eigens für die Touristen rekonstruiert worden war, um ihnen einen Eindruck davon zu geben, wie die Nomaden in alten Zeiten gelebt hatten, als sie von Oase zu Oase durch die Wüste gezogen waren.
Blaize parkte den Jeep neben einer ganzen Reihe von Geländewagen, die bereits dort abgestellt waren. „Warte hier“, sagte er. „Ich werde erst einmal nachfragen, welches Zelt uns zugeteilt worden ist.“
Uns? Xenia schluckte und wartete angespannt, bis Blaize kurz darauf zurückkehrte. Er führte sie zu einer Art großem Pavillon am entgegengesetzten Ende des Lagers, der innen in drei völlig getrennte Bereiche unterteilt war: einem typisch orientalischen Wohnbereich samt kunstvollen Teppichen und seidenbezogenen Diwans sowie zwei getrennten Schlafzimmern. Dusch- und Waschgelegenheiten waren in einem eigenen, hochmodernen Bau untergebracht, wie
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