Die Braut des Scheichs
Blaize Xenia erklärte.
Doch sie hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Sie hatte nämlich den Türbehang zu einem der Schlafzimmer beiseite gezogen und blickte sich staunend und hingerissen um. Anders als ihr ultramodernes Hotelzimmer war dies ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Die Seiten des Pavillons waren mit bunt bestickten, Gold durchwirkten orientalischen Seidentüchern behangen, die im sanften Licht der Öllampen schimmerten. Letztere standen, überall in dem überraschend großen Raum verteilt, auf niedrigen, kunstvoll geschnitzten Holztruhen. Das flache Bett, das sich nur wenig von dem mit kostbaren Teppichen bedeckten Boden erhob, bedeckte ein wunderschöner Überwurf aus schwerer Seide, und von der Decke hingen Vorhänge aus hauchzartem Musselin, die augenblicklich zurückgebunden waren, aber vermutlich das ganze Bett einhüllten, wenn man sie löste. Das alles zusammen wirkte so unvergleichlich prunkvoll und sinnlich, dass Xenia fast fürchtete, sie bräuchte nur zu blinzeln, und der ganze Raum würde sich wie eine Fata Morgana in Luft auflösen.
„Stimmt etwas nicht?“ fragte Blaize hinter ihr.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist … einfach wundervoll.“
„Hollywoods Vorstellung von Tausendundeiner Nacht“, sagte Blaize spöttisch und spähte über ihre Schulter in den Raum.
„Es ist schön“, verteidigte Xenia ihre vorübergehende Unterkunft.
„Nun, offiziell ist es die Hochzeitssuite“, meinte Blaize trocken und fügte hinzu: „Aber keine Sorge, das dritte Zimmer ist sicherheitshalber auch als Schlafzimmer eingerichtet worden … falls die Suite nicht gerade von Flitterwöchnern gebucht wird oder diese sich zerstreiten.“
Die Hochzeitssuite! Hatte Blaize bewusst danach gefragt, um den Eindruck zu untermauern, dass sie beide ein Liebespaar waren?
„Wenn du einen Kamelritt machen willst, dann solltest du das jetzt tun“, lautete Blaize’ lakonischer Rat. Ganz anders als Xenia schien ihn die sinnlich erotische Atmosphäre des orientalischen Schlafgemachs nicht im Geringsten zu beeindrucken.
„Noch Kaffee?“
Xenia schüttelte lächelnd den Kopf und bedeckte ihre Tasse mit der Hand, dem traditionellen Zeichen, dass sie genug habe.
Es war fast elf Uhr abends, das üppige Abendessen war abgetragen, und das Unterhaltungsprogramm konnte beginnen. Eine erwartungsvolle Stimmung machte sich unter den Zuschauern breit, als die Musiker eine neue Weise anstimmten und aus einem der Zelte eine atemberaubend schöne Frau herbeitanzte, bekleidet mit einem traditionellen Tanzkostüm. Juwelen funkelten an ihren schlanken Händen und natürlich in ihrem Nabel, dunkle Augen leuchteten verführerisch über dem Gesichtsschleier, während sie die wohlgerundeten Hüften aufreizend sinnlich zu den Klängen der Musik kreisen ließ.
Neben Xenia saß eine größere Touristengruppe. Gut gelaunt ließ man eine Wasserpfeife kreisen, die einen süßlichen Erdbeerduft verströmte. Einer reichte die Pfeife an Xenia weiter, die sichtlich zögerte.
„Wenn Sie es nicht versuchen, müssen Sie zum Ausgleich eine Runde mit unserer Bauchtänzerin tanzen“, warnte sie der Reiseleiter, der zu der Gruppe gehörte, neckend.
Xenia wollte keine Spielverderberin sein, nahm einen kleinen Zug und wandte sich dann zur Seite, um die Pfeife Blaize anzubieten. Doch der war aufgestanden und unterhielt sich abseits mit dem Falkner, der einen seiner Jagdfalken auf der behandschuhten Hand hielt. Und als Xenia die Wasserpfeife an den Reiseleiter zurückgab, fiel ihr auf, dass sie nicht die einzige Frau war, die Blaize beobachtete. Die Bauchtänzerin hatte den Blick ihrer glühenden Augen fest auf ihn gerichtet und umtanzte ihn immer enger und unverhohlen einladend, ohne auf die Zuschauer zu achten. Und Blaize … Heiße Eifersucht durchzuckte Xenia, als sie bemerkte, wie dieser sich der schönen Tänzerin zuwandte und sie anlächelte.
Als wäre ein Schleusentor geöffnet worden, brachen all die Gedanken, Gefühle, Sehnsüchte über Xenia herein, die sie so lange unterdrückt hatte … und machten es ihr ein für alle Mal unmöglich, zu leugnen, was sie für Blaize empfand. Verzweifelt versuchte sie, zu begreifen, was mit ihr geschah, doch es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie hatte sie sich nur in Blaize verlieben können? Und was, wenn sie sich irrte? Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie ihn nie wieder sehen würde … ein unerträglicher Schmerz bohrte sich tief in ihr Herz und raubte
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