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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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jetzt noch spürte er, wie es sich bei dem Gedanken daran in seinen Lenden regte.
    Das durfte nicht sein. Ihre Nähe brachte ihn auf Gedanken, die seine Entschlusskraft untergruben und alles noch komplizierter machten. Clarissa Rogers war nichts als ein Bündel reinen Ärgers. Sie gehörte zu den Frauen, die einem Mann unter die Haut gingen und sich dort wie eine Brombeerranke festhakten. Es wäre gescheiter, sie in sicherem Abstand zu halten.
    Wolf Heart atmete tief durch und ließ sie los. Mit einem Blick, der ihm zu schaffen machte, rückte sie von ihm ab.
    "Also gut, ich werde dich nicht zum Essen zwingen", lenkte er ein. "Aber du wirst in den Tagen, die vor dir liegen, deine ganze Kraft brauchen. Dein Leben wird davon abhängen, Clarissa, das kannst du mir glauben."
    Für einen Moment geriet ihr Stolz ins Wanken. Dann schimmerten Tränen in ihren zornigen Augen auf. Ohne ein weiteres Wort begann sie das Fleisch zu kauen, das er ihr gegeben hatte, zuerst zögernd, doch dann mit einem wahren Heißhunger.
    Stück für Stück aß sie fast die Hälfte des geräucherten Fleisches. Vielleicht hätte sie alles gegessen, doch Wolf Heart fürchtete, dass ihr nach so viel Fleisch auf leeren Magen übel werden könnte.
    Clarissa ließ ihn nicht aus den Augen, als er den Rest wieder im Proviantbeutel verstaute. Während des Essens hatte sie kein Wort gesagt. Erst als er zurücktrat und ihr mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie aufstehen sollte, räusperte sie sich.
    "Erwarte nicht, dass ich mich für das Essen bedanke", sagte sie. "Wenn du Wert auf meinen Dank legst, dann binde mich los und lass mich gehen."
    "Allein würdest du nicht einen einzigen Tag hier draußen überleben." Er trat zurück auf den Pfad und wartete, bis sie ihre Position vor ihm wieder eingenommen hatte. Folgsam ging sie an ihm vorbei, doch dann drehte sie sich um und sah ihn wütend an.
    "Sind meine Aussichten bei den Shawnee denn besser?" fragte sie erbost. "Was, wenn ich die so genannte Prüfung nicht bestehe? Wenn man mich nicht für wert erachtet, weiterzuleben? Was dann? Weshalb tötest du mich nicht einfach hier und jetzt?"
    Wolf Heart begegnete ihrem Blick und stählte sich innerlich gegen die Angst in ihren grünen Augen … die Angst, die auch an seinem eigenen Gewissen nagte. Er erinnerte sich an die Tortur, die er als Junge überstehen musste, die schreckliche Furcht, die ihn auf den Beinen gehalten und durch die Spießruten getrieben hatte. Vielleicht würde es Clarissa ebenso gehen. In ihrem zierlichen Körper steckte eine gute Portion Kampfgeist, das wusste er bereits. Doch würde das reichen?
    Einen Augenblick lang war er versucht, sie über die vor ihr liegende Prüfung aufzuklären. Rasch erwog er das Für und Wider und entschied sich dann dagegen. Das Wissen um den Spießrutenlauf würde ihre Angst vervielfachen und alles nur noch schlimmer machen.
    Er zwang sich, hart zu bleiben. "Dreh dich um und geh, Clarissa", befahl er ruhig. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."
     
    Das Kanu lag am Flussufer im Schutze eines überhängenden Weidendickichts. Aus Birkenholz geschnitzt, wirkte das schnittige kleine Fahrzeug so glatt und formschön wie eine Pfeilspitze.
    Clarissa sah es mit gemischten Gefühlen. Wolf Heart hatte unterwegs ein zermürbendes Tempo vorgelegt und sie bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angetrieben. Völlig erschöpft begrüßte sie die Aussicht, sich endlich ausruhen zu können. Indes bedeutete das Kanu gleichzeitig, dass sie sich dem Shawnee-Dorf näherten, wo ein so schreckliches Schicksal sie erwartete, dass er darüber nicht einmal mit ihr sprechen wollte.
    Sie warf ihr Haar zurück und ließ sich gegen einen Baum sinken. Seit dem Zwischenfall beim Essen hatte er sie nicht mehr berührt, doch sie spürte, dass seine scharfen Augen jede ihrer Bewegungen beobachteten. Genau genommen hatte er nicht einmal mit ihr gesprochen, sogar dann nicht, als sie ihn bat, sich umzudrehen, da sie sich erleichtern musste. Er hatte sich völlig in sich selbst zurückgezogen und war so schweigsam und unzugänglich geworden wie der Wald selbst.
    Als er sich bückte, um das Kanu auf den Fluss hinauszuschieben, wirkte sein schweißfeuchter Körper in der Sonne wie vergoldet. Abgesehen von seinen Augen konnte dieser Mann, der auf den Namen Seth Johnson getauft worden war, als Vollblutindianer durchgehen. Sein Körper mit der sonnengebräunten Haut war geschmeidig und muskulös. Mit dem welligen schwarzen Haar und der

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