Die Braut des Shawnee-Kriegers
schnell wie möglich hinter mich bringen."
Ein ironisches Lächeln umspielte Wolf Hearts Mundwinkel. "Sei nicht so ungeduldig. Manche Dinge brauchen Zeit und Übung, und Schwimmen gehört dazu."
"Ich bin entschlossen, es schnell zu lernen." In ihren viel zu großen Mokassins rannte sie vor ihm den Weg hinunter. Sie flattert dahin wie ein Regenpfeifer, der einen Nerz vom Gelege weglocken will, dachte Wolf Heart. Er war sicher, dass sie nur Theater spielte. Er ließ sie gewähren und fragte sich gespannt, was sie wohl vorhatte.
Er brauchte nicht lange zu warten. Clarissa stieß einen leisen Schrei aus, stolperte und fiel hin. Als er sie erreichte – ohne sich sonderlich zu beeilen – kauerte sie neben dem Weg und untersuchte ihren nackten Fuß. Der Mokassin lag neben ihr im Gras.
"Ich glaube, ich habe mir etwas gebrochen." Hilfe suchend wie ein verletztes Kind sah sie zu ihm auf. "Du solltest mich lieber zurückbringen …"
"Lass mal sehen", fiel er ihr ins Wort und hockte sich neben sie. Sie leistete keinen Widerstand, als er ihren Fuß in die Hände nahm, doch er bemerkte das nervöse Aufblitzen in ihren Augen. Ihr Körper versteifte sich, als er mit den Daumen vorsichtig über ihre Zehen strich und sich dann zum Knöchel vorarbeitete.
"Tut das weh?" Er drückte auf ihren Fußballen. Ihre Knochen waren so zart wie die eines Vogels. Sie schüttelte den Kopf und presste die Lippen fest aufeinander.
"Weiter oben?"
Sie nickte. "Ich glaube, es ist das Gelenk. Ich … habe es mir wohl verstaucht."
"Dann ist Schwimmen genau das richtige Gegenmittel", sagte er gleichmütig. "Kaltes Wasser ist ideal für verstauchte Gelenke."
"Vielleicht ist es auch schlimmer als nur verstaucht", wandte sie hastig ein. "Vielleicht ist doch etwas gebrochen. Auf jeden Fall bin ich jetzt nicht in der Lage zu schwimmen."
"Wir werden sehen." Er legte die Finger um ihr Fußgelenk. Es war nicht heiß und auch nicht geschwollen, sondern völlig in Ordnung. "Tut das weh?" Er drückte leicht auf den kleinen Knochen ihres Sprungbeins. Ihr scharfes Einatmen war gekonnt, doch er ließ sich nicht täuschen.
"Ja", flüsterte sie. "Ja … da!"
"Verstehe." Stirnrunzelnd schaute er auf. Sie sah ihn so unschuldig an wie ein Engel. "Na gut, dann können wir nur eins tun."
Bevor sie noch etwas sagen konnte, schob er ihr die Arme unter Knie und Schultern und stand auf, wobei er sie mit hochhob. Völlig überrumpelt starrte sie ihm ins Gesicht, während er mit ihr den Weg hinabmarschierte.
"Wo bringst du mich hin?" fragte sie schließlich.
"Das wirst du schon sehen."
"Aber das ist nicht der Weg zurück ins Dorf. Es ist …" Sie keuchte empört auf, als sie begriff, was er vorhatte. Für einen Augenblick machte sie sich in seinen Armen ganz steif. Dann begann sie wie wild zu zappeln. Sie trat mit den Füßen, bis auch ihr zweiter Mokassin zu Boden fiel, und bearbeitete mit den Fäusten seine Brust. "Lass mich runter!" schimpfte sie. "Lass mich sofort runter, du gemeiner, skrupelloser … Indianer!"
Wolf Hearts einzige Antwort war ein raues Lachen, während er seinen Griff verstärkte, vom Weg abbog und sich zielstrebig dem Felsvorsprung näherte, der über dem Teich aufragte.
Clarissa hatte versucht, sich ihm zu entwinden, doch jetzt klammerte sie sich in Todesangst an ihn. Sie schlang die Arme so fest um seinen Hals, als wollte sie ihn erwürgen. "Nein!" stieß sie entsetzt hervor. "Du wirst es nicht wagen, mich da hinunterzuwerfen. Das darfst du nicht! Ich werde ertrinken!"
"Dich hinunterwerfen?" Wieder lachte er. Es war ein heiseres, wildes Lachen, das sie frösteln ließ. "Dich hinunterwerfen? Wofür hältst du mich? So etwas würde ich dir niemals antun. Dich hinunterwerfen … aber, aber!"
Er nahm einen kurzen Anlauf und sprang, Clarissa in den Armen, über die Felskante.
Vor Zorn und Angst schrie sie auf, bis sie ins Wasser tauchten. Dann umhüllte das Nass sie wie ein eisiges Leichentuch und schloss sie unerbittlich von der Außenwelt ab.
Während sie zusammen fast bis auf den Grund sanken, klammerte sie sich an Wolf Hearts Schultern und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Er würde sie nicht ertrinken lassen! Entschlossen sagte sie es sich vor. Er war zwar ein gottverdammter Verräter und ein unzivilisierter Wilder, aber sie wusste mit plötzlicher Gewissheit, dass sie ihm ihr Leben anvertrauen konnte.
Weil ihr klar wurde, dass ihr Gewicht ihn nur hinabziehen würde, zwang sie sich zur Ruhe, als er sich kraftvoll vom Grund
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