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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gehilfen einzustellen. Jemanden wie ihn, der ständige Vorbehalte und
Bedenken hatte, konnte er nicht gebrauchen, mochte sein Wissen auch noch so
groß sein. Allein allerdings wollte er zu dieser kritischen Zeit nicht
zurückbleiben, immerhin waren ihm sämtliche Stollengänge fremd – nicht
auszudenken, wenn er nach dem Hornsignal den falschen Weg einschlüge.
    »Gut, Herr, aber nur, wenn Ihr mir
versprecht, sofort nach dem Warnsignal mit mir zu kommen?«
    Leonhardt nickte, allmählich ging ihm
dieser Hasenfuß gehörig auf die Nerven.
    Bedächtig gingen sie die sanfte Steigung
des Stollens zum Wasserhebewerk hinauf. Der Boden war nass und glitschig durch
das ständig hinabrinnende Wasser aus den Gruben ringsumher und aus eben jenem
Pumpenwerk am oberen Ende des Ganges. Ein immer lauter werdendes Stampfen und
Rumpeln machte Osman Mut, schließlich bedeutete es, dass sie bald im Pumpenraum
angekommen waren.
    Plötzlich wehte ein scharfer Luftzug durch
den Gang und hätte beinahe erneut Osmans Öllampe ausgeblasen. Er schaute nach
oben und konnte einige Sterne sehen. In der Stollendecke befand sich ein
schmales Loch. Es diente zum einen der Durchlüftung des Stollens, zum anderen
als Einstieg der Bergmänner und zum Abtransport geschlagenen Gesteins während
der Bauzeit. All dies war Osman jedoch im Moment einerlei, vielmehr beunruhigte
ihn die Tatsache, dass bereits die Nacht hereingebrochen war. Zeit für die
Feuersetzer also.
    »Herr …?«
    Leonhardt beachtete ihn gar nicht. Den
Blick starr voraus gewandt, schritt er rasch auf das Ende des Ganges zu.
    Erst jetzt erkannte Osman, dass sie ihr
Ziel erreicht hatten. Keine fünfzig Schritte voraus lag der Pumpenraum.
    Wenige Augenblicke später waren sie am
Durchbruch zu einem spitzbogig auslaufenden Gewölbe angelangt. Beide starrten
hinab in einen gähnenden Abgrund, aus denen in einer nicht enden wollenden
fließenden Bewegung an Ketten befestigte Eimer auftauchten. Diese Eimer, die
wiederum über ein nahezu zwanzig Fuß durchmessendes, sich immerzu drehendes
Holzrad liefen, schöpften das Grubenwasser von den noch tiefer gelegenen
Stollen ab. Gefüllt liefen sie über die Kette nach oben, bis sie an ihrem
höchsten Punkt, dem Giebel des Gewölbes, durch eine geschickte mechanische
Konstruktion gekippt wurden und ihr Wasser in den Stollen abführten, in dem
sich Osman und Leonhardt gerade befanden. Dann liefen sie über das Rad wieder
hinab in die tiefe Grube, in einem fort und immerzu, den ganzen Tag lang.
    Osman war beeindruckt – so viel
Erfindungsgeist hätte er den Abendländern gar nicht zugetraut.
    Beide knieten am äußersten Rand des
Durchbruchs und schauten hinab in die Grube, um ihre Tiefe zu ergründen. Sie
waren tropfnass und der Boden ringsumher glitschig, denn ständig spritzte ein
Eimer sein eiskaltes Wasser hinein in den Stollen. Der Lärm, den das Radwerk
von sich gab, war ohrenbetäubend, umso erstaunlicher, wie markerschütternd laut
plötzlich der Signalton des Horns durch die Gänge schallte.
    Beide schraken zusammen, doch Leonhardts
Hände glitten zudem über den Rand des Stollens hinaus ins Leere. Sein
Oberkörper sackte hinterher, und bevor Osman sich versah, stürzte der junge
Prospektor kopfüber in die Tiefe.
    Im gleichen Moment stoppte das große
Pumpenrad, offenbar wurden nun, bevor die Feuersetzer ihr Werk begannen, die
über Tage das Göpelwerk antreibenden Ochsen abgespannt.
    Osman stockte der Atem. August hatte ihnen
den jungen Mann anvertraut, was würde er sagen, wenn sie ohne ihn zurückkämen?
    Könnte er den Sturz überlebt haben? Genug
Wasser war dort unten allemal, um nicht allzu hart aufzuschlagen. Dieser junge
Mann hätte ihn aus dieser Grube herausholen können, und nun kämpfte er dort
unten um sein Leben, wenn er nicht bereits tot war.
    »Herr?«
    »Kann … nicht … schwimmen!«, schallte es
von unten herauf, wie ein leises Röcheln, mehr nicht.
    »Bei Allah, was soll ich nur machen?«,
murmelte Osman entsetzt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Und dann
tat Osman etwas, was er viele Jahre später, wenn er seinen Kindern und
Kindeskindern davon berichtete, mit einem ungläubigen Kopfschütteln begleitete.
    Er sprang hinterher.
     
    *
     
    Einige Augenblicke zuvor lief Robert nervös vor dem engen
Durchgang zum Abflussstollen auf und ab. Lange konnte es nicht mehr dauern,
dann kämen die Feuersetzer in den Stollen. Wo blieben die beiden nur.
    Zum aberhundertsten Mal schaute er in das
Loch hinein, doch nach

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