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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gelingen? Robert konnte unmöglich durch den Stollen zu ihnen
vordringen, schließlich hatte selbst er schmales Hemd bereits Probleme gehabt
hindurchzukriechen. Und selbst wenn Robert seine Beine in die Hand genommen
hätte, um Hilfe herbeizurufen, wären die Feuersetzer bereits zu Werke gegangen.
Aus der Ferne hörte er seinen Freund schreien, wie er ihn noch nie zuvor
schreien gehört hatte.
    Osman betete zu seinem Gott, dass es nicht
an den Feuersetzern lag.
     
    *
     
    Wenn Robert nicht bereits gelegen hätte, wäre er ganz sicher
umgefallen, denn es fehlte nicht viel bis zur Ohnmacht. Der Schmerz, als er das
Lampenöl auf seine aufgerissenen Schultern schüttete, um durch die Enge gleiten
zu können, war kaum zu ertragen. Erst nach und nach verschwanden die weißen
Blitze und Punkte, die vor seinen Augen herumtanzten, und mindestens ebenso
lange dauerte es, bis wieder klare Gedanken das Durcheinander in seinem Kopf
verscheuchten.
    Er war sich noch nicht einmal bewusst,
geschrien zu haben, bis Osman aus der Ferne fragend herüberrief, was denn
geschehen sei.
    »Nichts passiert, keine Sorge. Ich werde
bald bei euch sein!«
    »Was, wie soll das gehen?« Osmans dünnes
Stimmchen klang fassungslos. »Du kommst dort doch nie durch!«
    »Bin schon fast bei euch!«
    Wenn ich wenigstens wieder vorwärtskäme,
flehte Robert der Verzweiflung nahe und drückte seinen massigen Körper mit
aller Kraft weiter voran. Und siehe da, das Öl half tatsächlich. Robert glitt
heraus aus dem Nadelöhr in großzügiger geschlagene Gefilde.
    »Dem Himmel sei Dank!«
    Nun ging es zügig weiter. Bald stieß er auf
den Knick, und kurz darauf hatte auch er den Durchgang hinter sich gebracht.
Erleichtert fiel er kopfüber aus dem hüfthohen Loch auf den glitschigen Grund
des großen Ablaufstollens.
    »Ich bin durch!«, schrie er und schien es
dabei selbst nicht recht glauben zu können.
    »Dann vertrödele keine Zeit und hol uns
hier raus, bevor die Feuersetzer kommen! Bergan musst du laufen, dann kommst du
gradewegs zum Pumpenraum.«
    Ich habe zwei gesunde Ohren, wollte Robert
zurückrufen, denn es war nicht zu überhören, wo Osmans Geschrei herkam, doch
war gegenwärtig nicht die Zeit für Spitzfindigkeiten, jetzt musste es schnell
gehen.
    Er rannte, so rasch ihn seine Füße trugen.
Gar nicht so leicht, zum einen musste er gebückt laufen, da der Stollen für ihn
eindeutig zu niedrig war, zum anderen glitt er ständig auf dem nassen Grund
aus. Schließlich hatte er das Pumpengewölbe erreicht und seine Augen suchten
fieberhaft das Innere nach den beiden ab. Vergeblich, er konnte sie nicht
entdecken. Umso lauter jedoch war ihr Gewimmer.
    »Nun lass dir was einfallen, bevor wir hier
alle drei ersticken!«
    Robert musterte den Raum nach einer
Möglichkeit, um über die direkt unter ihm liegende Grube zu gelangen. Unten im
Wasser konnte er sicherlich nichts bewirken, schon eher, wenn überhaupt, am
großen Holzrad.
    Die Grube unter dem
Stollen, in die er hinunterschaute, verlief über die gesamte Breite des
Gewölbes, von links nach rechts also ungefähr zwanzig Fuß und nach vorn
geschätzte zwölf. Darauf folgte eine Plattform, ungefähr zehn Fuß tiefer als
der Stollengrund, auf dem er gerade stand. Dort ruhte die Achsauflage des
Rades, und von dort führten Hanfseile nach oben zum Antrieb der Pumpe. Auf
diese Ebene musste er gelangen, um das stehen gebliebene Rad anzudrehen und sie
damit nach oben zu ziehen. Allerdings gab es weder Stufen noch einen Gang vom
Stollen zum Pumpenraum, offenbar war ein Durchgang von dieser Seite aus nicht
beabsichtigt. Er musste also wohl oder übel über die Wassergrube springen, gute
vier Schritte weit. Und das aus dem Stand, da über dem glitschigen,
ansteigenden Stollengrund an einen Anlauf nicht zu denken war. Zudem befand
sich zwischen ihm und der Plattform auch noch das Rad, gut zur Hälfte ragte es
über den Grubenrand hinaus.
    Wie nur brachte es
Osman fertig, dass er immer wieder an seine Grenzen gehen musste, um ihm den
Hals zu retten?
    Robert zögerte, bis
erneut die verzweifelten Rufe aus der Tiefe zu ihm drangen, dann sprang er.
    Er flog weit – über
die Grube hinaus und knapp am Pumpenrad vorbei, oder zumindest beinahe, denn
mit seinem linken Bein schlug er hart an. Wieder Schmerzen, nun am Knie. Der
Sprung wollte kein Ende nehmen, er flog, segelte und torkelte, bis er gegen die
Grubenwand krachte. Doch seine Finger fanden keinen Halt, und so rutschte er in
die Finsternis hinab. Erst im

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