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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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letzten Moment konnte er sich am Rand festkrallen
und aus dem nassen Loch hinausziehen, über und über zerschunden vom harten,
scharfen Fels des Rammelsberges.
    Er rollte sich neben
den Abgrund und atmete kräftig durch. War die Not der beiden auch noch so groß,
so viel Zeit musste sein. Mühsam stand er schließlich auf und blickte hinunter
auf den Grund der Grube. Durch das spärliche Licht der Pechfackeln konnte Robert
unten zumindest vage das Glitzern des Wassers wahrnehmen. Auch dass es weit
hinab ging, konnte er sehen, Osman und Leonhardt allerdings entzogen sich
seinem Blick, dafür hörte er sie umso deutlicher.
    »Ich bin jetzt oben im
Pumpenraum. Könnt ihr euch nicht an der Kette raufziehen, wenn ich das Rad
festhalte?«
    »Ich habe mir die Hand angeschlagen, und
der junge Herr den ganzen Arm lädiert, ich glaube nicht, dass die Kraft
ausreichen wird. Versuch du lieber, das Rad zu drehen – wir halten uns an der
Kette fest und du ziehst uns nach oben.«
    »Robert schnappte nach Luft. »Hast du das
Rad gesehen? Das ist größer als ein Haus!«
    »Und wenn schon – du sollst es ja nicht
heben, sondern nur drehen. Versuch’s einfach, ich sehe keine andere Lösung!«
    Robert bezweifelte, dass er das Rad bewegen
konnte, immerhin hingen die schweren, mit Wasser gefüllten Eimer dran und der
über Tage liegende Antrieb. Dennoch ließ er es auf einen Versuch ankommen.
Vergeblich, das Rad rührte sich keinen Zoll.
    Er musste das Seil zum oberen Antrieb
durchtrennen, vielleicht würde seine Kraft dann ausreichen. Aber wie? Hatte er
doch sein Werkzeug im Stollen gelassen und war bis auf die Hose nackt. Sein
Blick fiel auf die Fackeln. Rasch hatte er eine aus seiner Halterung gezogen
und hielt sie direkt unter das Hanfseil. Es dauerte nicht lang, und das Seil
begann zu kokeln. Strang für Strang riss entzwei, bis es mit einem lauten
Pfeifen, ähnlich dem eines Peitschenhiebs, auseinanderschnellte.
    In seiner Bewegung frei begann sich das Rad
zu drehen, schnell und immer schneller, und im Gleichklang dazu setzte von
unten her kommend entsetztes Geschrei ein.
     
    *
     
    Eben noch hatte Osman gerätselt, was Robert anstellte, da hörte er
ein lautes Schnalzen, gefolgt vom ohrenbetäubenden Rumpeln des Pumpenrades über
ihnen, nun drehte es sich wieder. Ein kurzer, von einem Gurgeln gefolgter
Schrei fuhr ihm durch Mark und Bein. Die bisher starr fixierte Kette, an der
sich Leonhardt eben noch notdürftig über Wasser halten konnte, glitt durch sein
Gewicht hinab und er mit ihr. Immer wieder stießen seine Hände nach Halt
suchend durch die Wasserfläche und zogen an der Kette, und immer tiefer sank er
hinab.
    Osman war hin und her gerissen. Sollte er
zu Leonhardt schwimmen? Doch was, wenn er ihn mit sich nach unten zöge?
    So also tat er das einzig Richtige und hing
sich mit seinem ganzen Gewicht ans andere Ende der Kette, dorthin, wo sie durch
die Drehbewegung ständig nach oben zum Pumpenrad lief.
    »Halt das verfluchte Rad fest!«, schrie er
hinauf.
    Mit einem Ruck hielt es an und Leonhardts
Kopf tauchte wieder auf, keinen Moment zu früh. Gierig sog er die Luft ein,
spuckte und rotzte Wasser aus.
    »Verdammt, was machst du da oben, willst du
uns den Rest geben?« Osman war außer sich, diesmal fehlte wirklich nicht viel.
    »Wie soll ich das Rad drehen, wenn’s am
Antrieb festhängt?«
    »Und wir hängen an der Kette, gib uns das
nächste Mal gefälligst Bescheid!«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen«,
murmelte Robert verärgert, rief aber nur nach unten, dass er nun erneut
versuchen wolle, das Rad zu drehen.
    Langsam bewegte sich die Kette auf
Leonhardts Seite wieder nach oben und er mit ihr. Erst tauchte der Prospektor
bis zu seinem Oberkörper aus dem Wasser, dann bis zu den Knien, bis er
vollständig in der Luft hing, ängstlich an die Kette geklammert.
    »Es funktioniert«, frohlockte Osman, der
Leonhardt den Vortritt gelassen hatte und ihm Wasser tretend hinterher sah, bis
er oben von der Dunkelheit verschluckt wurde. Doch schon bald hörte er Robert
immer schwerer keuchen, während sich das Rad stetig langsamer drehte, bis es
vollends zum Stehen kam.
    »Was ist los, wieso geht’s nicht weiter?«
    Statt einer Antwort ratterte das riesige
Rad plötzlich ungebremst in die andere Richtung. Einen Moment später klatschte
Leonhardt auf die Oberfläche und erneut schloss sich das Wasser über ihm.
Diesmal jedoch dauerte es nicht lange, bis er sich wieder an der Kette nach
oben zog. Schwer atmend starrte

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