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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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männlicher Begleitung, noch dazu um diese Zeit?«
    »Die beiden haben nicht weniger getan, als
mir das Leben gerettet«, erwiderte Leonhardt ergriffen. »Nun brauchen sie deine
heilenden Hände, deswegen sind wir hier und nicht zum Vergnügen. Besonders der
Große bedarf deiner Pflege, kümmere dich um ihn! Ich gehe derweil und hole uns
trockene Kleider. Bei Euch«, sagte er an Osman gewandt, »sehe ich da keine
Probleme, haben wir doch nahezu die gleiche Statur. Was Robert betrifft, werde
ich zusehen, was sich in der Kürze der Zeit machen lässt.«
    Der Bader wirkte unschlüssig. Offenbar war
ihm nicht geheuer bei dem Gedanken, zwei Unbekannte, einen Orientalen und einen
Riesen, noch dazu nachts, in sein Haus einzulassen.
    »Nun hab dich nicht so, Bader, ich bürge
für die beiden. Hier nimm, für deine Umstände«, sagte Leonhardt und drückte dem
Heiler einige Münzen in die Hand. Danach machte er sich auf zu seinem Haus mit
dem Versprechen, bald zurückzukehren.
    »Dann kommt halt herein!« Der Bader öffnete
die Tür und wies mit einer einladenden Geste in sein Heim. »Und stoßt Euch
nicht den Kopf an der niedrigen Decke.«
    Erst im matten Schein des Kerzenlichts sah
er Roberts über und über mit Schrammen und Schnitten übersäten Körper. »Ihr
seht ja scheußlich aus, seid Ihr etwa in eine Rauferei geraten? Dann möcht ich
aber nicht in der Haut der andren stecken!«
    »Nein, keine Rauferei«, hob Robert
abwehrend seine müden Arme. »Ich bin nur durchs zu enge Gedärm des Rammelsbergs
geschlüpft.«
    Der Bader schüttelte seinen Kopf, natürlich
konnte er mit der Antwort nichts anfangen. Warum fragte er auch, schließlich
ging es ihn nichts an.
    Über knarrende Holzstufen hinab erreichten
sie den Badesaal. Hier standen einige Holzbottiche, inzwischen leer, sowie ein
großer Ofen, auf dem der Bader das Wasser heiß machen konnte. Außerdem befand
sich in dem Raum ein Brunnen, der nahezu bis zum Rand mit Wasser gefüllt war.
Robert und Osman wurde jeweils eine Wanne zugewiesen. Indessen fachte der Bader
in Windeseile den Ofen an, füllte Kübel ab und stellte sie auf die Ofenplatte,
anschließend ging er zu seiner mittlerweile entkleideten Kundschaft.
    »Und was fehlt Euch?«, wurde Osman gefragt.
»Ich kann beim besten Willen keine Schramme entdecken!«
    »Ihm fehlt gar nichts! So ist das immer bei
uns – er bringt sich in Lebensgefahr und ich bekomme die Schläge ab«,
antwortete Robert für seinen Freund und ließ ein bitteres Lachen folgen. Der
Bader schaute Osman auffordernd an, offenbar noch nicht ganz zufrieden mit
Roberts Auskunft.
    »Mein Freund hat nicht ganz unrecht,
zumindest, was meine derzeitige Verfassung betrifft. Mir geht es gut, ich bin
bestenfalls ein wenig durchgefroren wegen des eiskalten Wassers aus dem
Rammelsberg.«
    »Nun, dann ist ein heißes Bad grade die
rechte Medizin!«, sagte der Bader und verbrühte Osman mit dem ersten heißen
Wasserguss beinahe die Füße, bevor er sich Robert zuwandte. »Bei Euch, lieber
Herr, gibt’s dafür umso mehr zu tun für mich. Doch zuerst sollten wir im heißen
Bad Eure Wunden reinigen, bevor ich sie mit Salbe behandle. Wisst Ihr
eigentlich, dass sich die Rittersleute vor einer Schlacht im Flusswasser
abspülen? So versuchen sie, Entzündungen zu vermeiden!«
    Robert hörte nicht mehr hin, er hatte schon
genug damit zu tun, nicht laut loszubrüllen, als das heiße Wasser über seine
aufgeschürfte und eingerissene Haut rann und höllisch brannte. Als jedoch der
erste Schmerz abgeklungen war und eine Welle wohliger Wärme seinen Körper
durchlief, war die eben noch durchlebte Todesangst vergessen. Bereitwillig gab
er sich den Waschungen des Baders hin und selbst als das eine oder andere Mal
Lauge auf eine offene Wunde traf, tat das seinem Wohlbefinden keinen Abbruch.
    Nach dem Bad folgte die Behandlung der
Blessuren mit einer Salbe. Während er auf dem harten Holztisch lag und der
Bader seine Wunden mit einem sämigen Fett bedeckte, fing Osman laut und
vernehmlich zu schnarchen an, und auch Robert wurden die Augen schwer von den
Aufregungen und Anstrengungen.
    Gerade, als die Wirklichkeit vor seinen
Augen endgültig verschwimmen und den angenehmeren Erinnerungen der Nacht zuvor
weichen wollte, klopfte es laut polternd an der Tür des Baders.
    Leonhardt stürzte
herein mit einem Stoß Kleider auf den Armen. Kaum angekommen plapperte er auch
schon aufgekratzt los. Offenbar hatten die jüngsten Ereignisse bei ihm deutlich
mehr Eindruck hinterlassen

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