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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ersten
Kämpfen gnadenlos aufgerieben, lange bevor sie Jerusalem erreichten.«
    Leonhardts Neugier war beileibe noch nicht
gestillt, und ein weiteres Mal gab Robert bereitwillig Auskunft, berichtete vom
ersten Treffen mit Osman und wie er als Sklave in den Haushalt seines
byzantinischen Herrn gelangte. Auch ihre gemeinsame Flucht aus Alexandria und
die erst jüngsten Erlebnisse in Hildesheim, die ihnen und ihrem Freund Albertus
Magnus beinahe den Kopf gekostet hätten, blieben nicht unerwähnt.
    »Und wieso seid ihr in Goslar gestrandet,
obwohl euer Ziel doch Cölln ist? Ihr wisst freilich, dass ihr von Hildesheim
aus in die falsche Richtung unterwegs seid?«
    Robert grinste Leonhardt aus trüben,
weingeschwängerten Augen an. »Ich hoffe, deine Frage war nicht ernst gemeint,
denn sonst müsstest du uns schon für selten dämliche Schafsköpfe halten. Nein,
ein Mädchen war’s, das sich unsrer gesamten Habe bediente. Bis nach Goslar
konnten wir ihr noch folgen, hier jedoch verloren wir letztlich ihre Spur.«
    »Und warum seid ihr hier geblieben, wenn
ihr das Mädchen doch verloren habt?«
    »Ohne Heller reist es sich nicht weit, noch
dazu haben wir nur ein Pferd, seins hat er schon zu Tode geritten!«, lachte
Robert und zeigte auf seinen Freund.
    Osman meinte, er habe sich verhört. »Du
weißt genau, dass es eigentlich zum Abdecker sollte!«
    »Genauso wie meins. Doch während dein Gaul
schon lange das Zeitliche gesegnet hat, ist meine Elsa inzwischen das blühende
Leben!«
    »Und das Mädchen«, unterbrach Leonhardt den
sinnlosen Disput. »Wie schaut es aus, wann kam es hierher? Vielleicht kann ich
euch ja helfen, es zu finden.«
    Nur widerwillig ließ Robert von Osman ab,
konnte er ihm doch endlich einmal seine ständigen Nörgeleien heimzahlen.
    »Wir haben’s schon überall versucht, bei
den Torwächtern, den Wirten, ja sogar die leichten Mädchen aus dem Rosenhagen
haben wir befragt. Es wäre ein Wunder, wenn ausgerechnet du uns weiterhelfen
könntest, aber sei’s drum: Auffallend groß ist sie, gerade für eine Frau. Sie
hat wild gelocktes rotes Haar, strahlend blaue Augen und das ganze Gesicht
voller Sommersprossen …«
    Während Robert die Diebin beschrieb, wich
mit jeder Silbe mehr und mehr das Blut aus Leonhardts Gesicht, und als Osman
schließlich ergänzte, dass sie vor ungefähr drei Wochen gemeinsam mit einem
Tross Kupferschmieden in Goslar ankam, rang der junge Prospektor mit einer
Ohnmacht, ihm wurde schlichtweg schwarz vor Augen. Nur nichts anmerken lassen,
ermahnte er sich und entschuldigte sich nach draußen. Am Brunnen im Garten
seines Hauses spritzte er sich Wasser ins Gesicht.
    »Verdammt noch eins, das kann nicht wahr
sein!« Für Leonhardt brach eine Welt zusammen.
    Die gute Laune war dahin, denn weder Robert
noch Osman blieb der plötzliche Wandel in Leonhardts Gemüt verborgen. In der
Ferne krähte ein Hahn, und so schoben sie es letztlich auf die späte – oder
frühe – Zeit, je nachdem, wie man es sehen mochte.
    Im Morgengrauen des ersten Septembers
gingen sie schließlich fürs Erste auseinander, allesamt todmüde nach einer
durchgebrachten Nacht, aber die Mägen gut gefüllt. Heute würden sie nicht im
Stollen schuften müssen, freute sich Osman. Und er machte sich Hoffnungen, dass
es auch zukünftig dabei bliebe, denn der junge Prospektor stellte ihnen
Positionen als Schreiberlinge und Berater in wissenschaftlichen Dingen in
Aussicht. Nach der Mittagsstunde sollten sie sich in seiner Amtsstube im
Zunfthaus der Bergarbeiter einfinden, dort würde er ihnen erklären, was er von
ihnen erwartete.
    Die Tür schloss sich hinter ihnen und Osman
schaute zurück auf das Heim ihres neuen Freundes. Ein hübsches Fachwerkhaus war
es. Wenn man die Jugend des Prospektors berücksichtigte, ein bemerkenswert
großes Haus, da sollte sicherlich etwas für seine neuen Angestellten
herausspringen.
    Im oberen Geschoss erstrahlte hinter den
Fenstern Kerzenschein. Offenbar war Leonhardt nun gewillt, seine Liebste
aufzuwecken, nachdem er ihn und Robert die ganze Nacht zuvor um Rücksicht für
sein schlafendes Weib gebeten hatte. Immerhin graute inzwischen auch bereits
der neue Tag.
    Sie waren keine fünfzig Schritt entfernt,
da begann im Schlafgemach des Prospektors ein lautes Streitgespräch. Zwar
konnte man nicht verstehen, um was es ging, doch die Erregung in Leonhardts
Stimme war deutlich herauszuhören, während es von seiner Frau nur ein
Schluchzen zu hören gab. Noch nie hatte es ein böses Wort

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