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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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als bei seinen neuen Freunden. Während Robert und
Osman eher träge und gelangweilt seinen Ausführungen lauschten, hing der Bader
wie gebannt an Leonhardts Lippen. Kein Wunder, verlief sein Leben ebenso wie
das des jungen Prospektors in eher ruhigeren, wenn nicht gar tristen Bahnen.
    »Kommt Freunde, zieht Euch an, und dann
lasst uns unsres neu gewonnenen Lebens freuen und feiern, als wenn’s kein
Morgen gäbe!« Leonhardt schaute strahlend reihum. Erst jetzt bemerkte er, dass
Osman bereits wieder eingenickt war und Robert nur noch mit Mühe seine Augen
offen halten konnte. »Ja, Herrgott, was ist denn nur mit Euch los? Wie könnt
Ihr nur schlafen in solch einem Moment?« Leonhardt verstand die Welt nicht
mehr.
    »Steigt nur eine Weile ins heiße Wasser,
dann werdet Ihr schon sehen, wie Euch die Augen zufallen!«, zwang sich Robert
eine Antwort ab. »Wo wart Ihr überhaupt so lang, Herr, ich dachte, Ihr wolltet
nur frische Kleider holen?«
    »Ich war beim obersten Bergmann, um Meldung
zu machen wegen des lädierten Pumpenwerks, damit er es rasch instand setzen
lässt. Schließlich will ich nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass die
untersten Stollen absaufen. Glücklich war er nicht über den durchtrennten Antriebsriemen
und die abgeschnittenen Schöpfeimer, aber eine Handvoll Silbermünzen ließ ihn
den Ärger rasch vergessen. Übrigens, rede bitte nicht so gestelzt zu mir,
Robert. Nenn mich fortan nur noch Leonhardt, immerhin verdanke ich dir und
deinem Freund mein Leben!«
    »Hab ich richtig gehört, es gibt was zu
feiern?«, kam es plötzlich unverhofft aus Osmans Ecke. »Dann lasst uns gleich
einmal den Magen füllen, mir knurrt er nämlich schon die ganze Nacht hindurch!«
    »Also raus aus der Wanne und rein in die
Plünnen!«, bestimmte Leonhardt und warf Osman Hose und Wams zu. Dann schaute er
skeptisch zu Robert hinüber. »Die Kleider des Schmieds sollten dir eigentlich
passen. Ich habe ihn eben aus dem Bett getrommelt, da mir niemand anderes
einfiel, der annähernd deine Statur aufweist. Er ist zwar einen halben Kopf
kleiner als du, aber dafür auch doppelt so breit. Ich hoffe, das eine gleicht
das andere aus. Der Bader wird derweil eure Kleider waschen und zum Trocknen
aufhängen!«
    Der Bader nickte, was sollte er auch
anderes tun. Der junge Prospektor pflegte seit jeher gut zu zahlen, warum also
nicht einmal für ihn die Arbeit eines Waschweibs verrichten. Die Unmenge
schmutziger Tücher, die sein Handwerk so mit sich brachte, reinigte er immerhin
auch selbst.
    Als die drei schließlich sein Haus
verließen, sah er ihnen traurig hinterher und entsann sich sehnsüchtig der
vielen anregenden Nächte, die der spendable Prospektor mit jungen Mädchen in
seinem Haus verbrachte. Nicht selten war Leonhardt derart beschäftigt, dass für
ihn auch ein wenig Vergnügen mit einem Weibsbild absprang. Nun war die Nacht
halb vergangen, und er musste zurück in sein leeres Bett, während die anderen
feiern gingen. Als er jedoch aus dem Norden die Glocken der Neuwerkkirche zur
Matutin läuten hörte, musste er an die Klosterbrüder denken, die nun bereits
ihr Tagwerk begannen mit Gebeten, Psalmen, Geschreibe und Gartenarbeit, während
er bis zum Morgengrauen schlafen konnte, und auf einmal erschien ihm sein
warmes Bett alles andere als trostlos. Mit einem wonnigen Schauer stieg er die
Stufen hinauf zu seinem Schlafgemach.

Neue Aufgaben
     
    »Ja zum Teufel, ist denn in diesem elendigen Kaff der Hund
verfroren?« Leonhardt rüttelte an der verschlossenen Pforte zur Goldenen Ente,
er wollte einfach nicht wahrhaben, dass offensichtlich sämtliche Schänken des
Ortes geschlossen hatten, gerade jetzt, da er sich amüsieren wollte.
    »Aber die Nacht ist doch schon fast um,
lass uns morgen feiern!« Robert war es inzwischen leid, durchs menschenleere
Goslar zu laufen. In der Nacht legt sich der Mensch eben zur Ruhe, ob nun in
einem Dorf oder einer Stadt, selbst im Hurenviertel war keine Seele mehr auf
der Straße.
    »Und was meinst du, Osman? Siehst du’s
genauso?«
    »Ich habe Hunger!«
    »Dein Freund war auch schon mal
gesprächiger!«, wandte sich Leonhardt vorwurfsvoll an Robert. »Aber recht hat
er, auch ich brauche noch einen Happen, bevor ich mich zu Bett lege. Dann lasst
uns halt zu mir gehen, die Vorratskammer ist ordentlich gefüllt. Wenn schon
niemand mehr mit uns feiern will, dann machen wir’s uns eben zu dritt
gemütlich!«
    Kurz darauf öffnete der Prospektor die Tür
zu seinem respektablen

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