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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gegeben zwischen ihm
und seinem jungen Weibe, erinnerte sich Osman der verträumten Reden seines
Gastgebers, heute allerdings schien es dann doch an der Zeit.
    Waren er und Robert der Zankapfel ihres
Streits?
    Vielleicht beschwerte sie sich lautstark
über die nächtliche Störung oder er sich über ihren Mangel an Gastfreundschaft?
    Wie auch immer, ihm sollte es egal sein,
sein voller Magen ließ keinerlei Schuldgefühle aufkommen. Und ein zünftiger
Streit hielt die Freundschaft zusammen, Robert und er waren das beste Beispiel.
     
    *
     
    Die Glocken schlugen zur Mittagszeit, als Robert und Osman die
Amtsstube des Prospektors in der Glockengießerstraße aufsuchten. Leonhardt
empfing sie herzlich, wenn auch nicht so überschwänglich wie in der Nacht
zuvor, offenbar hatte ihn der Alltag wieder.
    Robert schaute sich erstaunt um, der Raum
wirkte spärlich, um nicht zu sagen armselig – kaum zu glauben, dass Leonhardts
Wohlstand in dieser schäbigen Hütte seinen Ursprung fand.
    »Hier ist also mein Reich«, begann er die
Unterredung, »und hier könnte auch bald das eure sein, sollte sich meine
Einschätzung eurer Fähigkeiten bewahrheiten. Meine Aufgabe als Prospektor
besteht darin, die Grubeninhaber zu beraten, wohin sie ihre Stollen
weitertreiben sollen. So begehe ich ihre Minen, sammle Gestein und schätze es
ab nach seinem Wertgehalt. Ihr müsst wissen, dass die Erträge der Minen nicht
mehr derart üppig fließen wollen wie noch Jahrzehnte zuvor. Des Weiteren sind
mir sämtliche Verfahren des Abbaus sowie der Verhüttung der Erze bestens
bekannt, und so bin ich also ebenso auf diesem Gebiet beratend tätig. Die Bulgenkunst
des Pumpenrads mit seinem gesamten Wasserablauf, was uns gestern beinahe den
Kopf gekostet hätte, ist beispielhalber eine recht neue Technik der
Stollenentwässerung. In vielen anderen Gruben gehen noch Wasserknechte zuwerke,
die mühselig eine Eimerkette bilden und so das Grundwasser aus dem Berg
schöpfen.«
    »Welche Metalle finden sich denn im
Rammelsberg?«
    »Nun, Osman, hier genau liegt der Hase im
Pfeffer. Bislang wurden ausschließlich Blei- und Kupfererze abgetragen. Kupfer
findet noch Verwendung beim Kathedralenbau für die Dächer und wird von den
Schmuck- und Pfannenschmieden verarbeitet, und das Blei – nun ja, viel bringt
es nicht ein. Das einzige edlere Metall findet sich in geringen Spuren als
Silber im Bleiglanz wieder, doch reicht es gerade mal für die Prägung einiger
Pfennige. Die Brakteaten verlassen hier die königliche Münzpräge, vielleicht
ist euch einer der schweren Silberpfennige untergekommen?«
    Robert und Osman schüttelten den Kopf, die
paar Pfennige, die sie bislang als Lohn erhielten, waren kaum dicker als ein
Blatt Pergament.
    »Silber ist das Element, wonach es allen
verlangt. Natürlich auch Gold und Diamanten, doch auf die Gerüchte gebe ich
nichts. Silber jedoch ist im Berg, ganz sicher, aber auf eine richtige Ader mit
einem größeren Vorkommen ist bislang noch niemand gestoßen. Wenn ich Erfolg
hätte, wäre ich mit einem Schlag ein gemachter Mann.«
    »Aber dein Gewerbe
scheint schon jetzt recht profitabel zu sein, wenn ich an dein Haus denke …«
    »Beim Haus handelt’s
sich um meinen Erbteil«, wurde Osman enttäuscht, »meinem verstorbenen Vater
gehörte mit seinem Bruder zusammen die Mine, in der ihr euren Lohn verdient.
Nun gehört mir das Haus und meinem Oheim zu zwei Dritteln die Mine. Den
Unterhalt verdien ich mir durch das wenige, was die Mine derweil noch abwirft,
nicht durch meine Stellung als Prospektor!«
    »Aber du wolltest uns
doch einstellen?«, gab Osman zu Bedenken, und in seiner Stimme klang nicht
wenig Enttäuschung.
    »Ich will sehen, was sich machen lässt,
versprechen kann ich gar nichts!«
    Robert und Osman schauten sich an, das
hatten sie sich anders vorgestellt.
    »Nun lasst nicht die Köpfe hängen, ich fang
doch grade erst an. Mit Osmans Wissen könnte sich durchaus Profit
herausschlagen lassen!«
    »Und was wird aus mir, hast du auch für mich
Verwendung?«
    »Sicher, Robert! Bergmänner sind raue
Gesellen, Hungerhaken wie ich es einer bin, werden oftmals gar nicht für ernst
genommen. Mit jemandem wie dir an meiner Seite sähe es freilich schon ganz
anders aus.«
    »Also zum Angstmachen brauchst du mich.«
    Leonhardt begann schallend zu lachen, als
er Roberts verärgertes Gesicht sah. »Aber nein, der Schreibkram will auch
erledigt sein, und ebenso ist häufig ein starker Mann vonnöten, wenn Proben
geschlagen und

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