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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Sache damit nicht leichter.
    In den Stein hineinsehen, ohne ihn zu
zerteilen, konnte er nicht, so war das Äußere der Probe also nicht von Belang.
Eine Reaktion mit anderen Elementen, durchaus von unterschiedlicher Natur, je
nachdem, um welchen Stoff es sich handelte, kam auch nicht infrage, schließlich
würden die anderen Substanzen an der Außenhülle des Steins Wirkung zeigen und
nicht mit seinem Inneren. Seine Gedanken schweiften weiter – worin unterschied
sich ein massiver Klumpen Edelmetall von einem mit einem anderen Element
durchmischten?
    Das Gewicht, natürlich!
    Doch wie nur konnte
er die Masse eines uneben geformten Steines ermitteln, um dessen eigentliches
Gewicht zu bestimmen?
    Ein Name, der soeben
noch gefallen war, spukte in seinen Gedanken herum – Archimedes. Und wie aus
heiterem Himmel hatte er die Lösung: das Archimedische Prinzip, aber natürlich!
So sollte ihm also nicht nur die vom genialen Griechen entwickelte Schraube von
Nutzen sein.
    »Wir brauchen einen
Bottich und eine Schale, die darunter passt. Des Weiteren eine Waage mit zwei
weiteren Schalen, einen jener zu untersuchenden Steine und das Gegenwicht in
seinem reinen Element!« Osman war ganz aufgeregt, er wollte das Experiment
sofort beginnen, rasch, bevor er noch etwas vergaß.
    Leonhardt tat, wie ihm geheißen. Was der
kleine Orientale damit vorhatte, war ihm allerdings völlig schleierhaft.
    Auf den Tisch platzierte Osman nun die
große Schale und dorthinein stellte er den Bottich. Dann ließ er ihn von Robert
bis zur oberen Kante mit Wasser befüllen. Er selbst legte den Silberklumpen auf
die eine Seite der Waage und befüllte die andere mit massiven Silbermünzen, bis
die Schalen absolut im Gleichgewicht verharrten. Anschließend nahm er den
Klumpen und die Münzen wieder herunter und legte sie neben den Bottich.
    Dann begann er zu reden, und seine Stimme
hatte einen feierlichen Unterton. »Wenn ich diesen Klumpen nun ins Wasser lege,
was wird unweigerlich geschehen, Robert?«
    »Der Klumpen wird nass?«
    Osman verdrehte die Augen. »Natürlich wird
er nass! Aber was geschieht sonst noch?«
    »Das Wasser wird aus dem Bottich quellen!«
    »Genau, und wo hinein?«
    »In die Schale darunter natürlich!« Robert
schaute seinen Freund an, als habe er soeben endgültig den Verstand verloren.
»Willst du mich für dumm verkaufen?«
    Osman ging nicht darauf ein, sondern fuhr
unbeeindruckt mit seiner Fragerei fort. »Und wenn der Stein doppelt so groß
ist, fließt dann mehr oder weniger Wasser in die Schale?«
    »Hältst du mich für einen Esel?« Robert
begann ernsthaft, ärgerlich zu werden, er fühlte sich von Osman vorgeführt.
    »Nun sag schon, ich mein’s ernst!«
    »Es fließt doppelt so viel Wasser aus dem
Bottich heraus, und so Gott will, doppelt so viel in die Schale hinein«,
erwiderte Robert und sein Gesicht zeigte deutlich, dass er für die Beantwortung
weiterer Fragen nicht mehr zur Verfügung stand.
    »Ganz richtig, Robert!« Osman stand auf und
nahm in die eine Hand den Gesteinsklumpen, in die andere die Münzen.
    »Hier halte ich nun zum einen Silbermünzen,
zum anderen einen Stein, scheinbar aus massivem Silber. Beide haben exakt das
gleiche Gewicht.« Er hielt kurz inne, damit die beiden seinen Gedanken folgen
konnten, vielleicht aber auch nur, um die Spannung zu erhöhen.
»Unterschiedliche Elemente haben stets unterschiedliche Gewichte, nicht wahr,
Leonhardt?«
    Der Prospektor nickte, offenbar vermutete
er bereits, worauf Osman hinauswollte, Robert indes tappte weiterhin völlig im
Dunkeln.
    »Wenn dieser Stein also tatsächlich durch
und durch aus Silber besteht, müsste er ebenso viel Wasser aus dem Bottich
verdrängen wie die Silbermünzen, nicht mehr und nicht weniger!«
    Leonhardt riss die Augen auf. »Aber
natürlich, das ist die Lösung!«
    »Heureka«, wurde Osman nicht müde,
Archimedes zu zitieren.
    Osman ließ den Stein ins Wasser sinken.
Seitlich quoll es aus dem Bottich heraus und hinein in die Schale darunter.
Ganz vorsichtig und sorgsam darauf bedacht, dass nicht weiteres Wasser in die
Schale floss, hob er den Bottich an und ließ von Robert die Schale darunter
wegziehen. Dann erst fischte er mit seiner Hand den Stein aus dem Wasser. Das
Wasser aus der Schale goss er in einen der beiden Becher, die er vorab auf ihr
absolut identisches Gewicht überprüft hatte. Dann stellte er den Bottich wieder
in die Schale und füllte ihn erneut bis zum oberen Rand, abschließend ließ er
die Silbermünzen

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