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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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getragen werden müssen – ohne dir zu nahe zu treten.«
    »Also erschrecken und schleppen«,
schüttelte Robert im gespielten Ernst seinen Kopf.
    »Kümmere dich nicht um diese Mimose, sag
lieber, was du von mir erwartest!«, beendete Osman ungeduldig das sinnlose
Geplänkel.
    »Nun, deine Belesenheit, insbesondere was
die Schriften der alten Griechen betrifft, könnte mir in meiner Profession von
Nutzen sein. Ich habe viel über die Abhandlungen der Helenen gehört, ohne je
selbst eine von ihnen gelesen zu haben. Wie auch, mir ist bislang keines ihrer
Schriftstücke in die Hände geraten.«
    »Und wenn, dann wäre es in Altgriechisch
abgefasst – kannst du mit dieser Sprache etwas anfangen?«
    Leonhardt schüttelte den Kopf und Osman
wusste, dass er gewonnen hatte. »Siehst du, umso nötiger brauchst du mich. Im
Übrigen beherrscht auch Robert die altgriechische Sprache – mehr oder weniger!«
Osmans Blick wandte sich in die Ferne, offenbar wurde er soeben von einem
Gedankenblitz heimgesucht.
    »Ist dir eigentlich
die Archimedische Schraube ein Begriff? Damit wird in Schleusenanlagen das
Wasser über einen simplen Drehmechanismus nach oben befördert. Die Schraube
wäre eine bedeutend wirkungsvollere Methode für die Heraufbeförderung des
Grubenwassers als das bisherige Pumpenwerk, und simpel in der Konstruktion
ist’s obendrein!«
    »Siehst du, Osman, ich
denke, wir haben uns verstanden«, erwiderte Leonhardt und grinste dabei übers
ganze Gesicht. »Was die Schraube betrifft, darüber sollten wir uns in Ruhe
unterhalten, doch nun will ich dich vorab auf die Probe stellen mit einem
Problem, das mir seit jeher auf der Seele brennt und mich bereits viel Zeit
gekostet hat.«
    Osman war ganz Ohr. Selten hatte er derart
aufmerksam der Rede eines anderen gelauscht, kein Wunder, hing doch von dem
Verlauf dieses Gesprächs nicht weniger als sein zukünftiges Leben ab. Heute
entschied sich, ob er seinen Unterhalt weiterhin mit Schuften oder fortan mit
Denken verdienen würde.
    Leonhardt ging in den Nachbarraum. Man
konnte ihn mit einem Schlüssel hantieren hören, ein Schloss wurde gedreht, dann
kam er zurück mit einigen Gesteinsbrocken unterschiedlicher Größe und
Beschaffenheit.
    »Osman, hier siehst du einige Proben, die
ich während meiner Ausbildungszeit aus verschiedenen Bergen geschlagen haben.
Zum einen Silber, dann Kupfer, Zink, Bronze und sogar etwas Gold ist unter den
Gesteinen. Du siehst, einige Proben bestehen rundum aus dem gleichen,
glänzenden Element – zumindest scheinbar. Bricht man sie jedoch auf«, Leonhardt
zog einen kleinen, scharf geschliffenen Hammer hervor und zerteilte eine Probe
mit einem Schlag in zwei Hälften, »so sieht man, dass der Stein nur mit einem
Überzug aus edlem Silber versehen ist, innen besteht er aus Blei, wie gut zu
erkennen ist!« Er hielt den beiden den Stein vor die Nase, und tatsächlich, der
Kern war aus einem matten, unansehnlichen Metall, nur drum herum erstrahlte
glänzendes Silber.
    »Solche Steine werden sowohl im Abbau
gefördert, als auch als Zahlungsmittel verwandt. Sie entstehen zum Teil aus
einer Laune der Natur heraus, zum anderen werden sie von Betrügern gefertigt.
Wie auch immer es zu solchen Steinen kommt, meine Aufgabe ist es zumeist, ihren
Wert einzuschätzen. Wenn ich nun anhand der äußeren Schicht von einem massiven
Stein ausgehe, liege ich natürlich, wenn ich das Gewicht ermittle, weit
entfernt vom tatsächlichen Wert. So muss ich sie also immer entzweischlagen,
teils sogar mehrfach zerteilen, um wirklich sicher zu sein, dass es sich um
reines Metall ohne unliebsame Überraschungen in seinem Inneren handelt. Glaub
mir, keiner sieht’s gern, wenn ich die Funde aufspalte. Häufig genug haben mir
die Besitzer ihre großen, schweren, herrlich glänzenden Steine aus der Hand
gerissen, bevor ich zum Zuge kam, und so wurde dann nichts aus dem Geschäft. So
frage ich dich also, Osman, hast du eine Idee, wie ich herausfinden kann, ob es
sich um einen massiven Stein handelt, ohne ihn gleich in kleine Teile schlagen
zu müssen?«
    Osman nickte, die Aufgabe war verstanden,
doch eine Lösung wollte er ad hoc nicht parat haben. Er überlegte und versuchte
aus den vielen Kenntnissen, die er aus den Büchern der Griechen gezogen hatte,
Rückschlüsse auf die ihm gestellte Aufgabe ziehen zu können. Sollte er
versagen, hieße es wohl, weiterhin Steine zu schleppen, tagein, tagaus für
einen Hungerlohn.
    Beide schauten ihn erwartungsvoll an und
machten ihm

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