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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ins Wasser fallen. Auch hier floss natürlich Wasser in die
Schale. Das goss er in den zweiten Becher und stellte ihn zusammen mit dem
ersten auf die Waage.
    Sie lag nicht im Gleichgewicht, der zweite
Becher hing erheblich tiefer. Eindeutiger konnte das Experiment nicht geraten.
Wortlos nahm Osman einen Hammer zur Hand und hieb kräftig auf den Stein ein. Er
zerbrach in zwei nahezu gleichgroße Teile und gab Blick auf seinen Kern aus
mattem Blei frei.
    Leonhardt war begeistert und Robert
zumindest beeindruckt, wenn auch noch ein wenig verwirrt. »Unter der
Silberhülle befindet sich ein Bleikern, wie auch immer er dort hineingeraten
ist!«
    »Sehr gut erkannt, Robert!«, antwortete
Osman und zwinkerte Leonhardt zu. Robert fühlte, dass ihm das Blut in den Kopf
stieg – wie sehr er es doch hasste, wenn ihn Osman vorführte.
    »Ich entsinne mich noch des gestrigen
Gesprächs zwischen euch beiden. Darin behauptete Osman, dass Blei schwerer sei
als Silber. Aber wenn’s denn so ist, hätte dann nicht der schwere Bleiklumpen
mehr Wasser aus dem Bottich verdrängen müssen als die leichteren Silbermünzen?«
    »Aber nein Robert, genau andersrum!«,
erwiderte Osman erneut in diesem schulmeisterlichen Ton. »Sieh doch, in der Tat
ist Blei schwerer als Silber, doch habe ich so viele Münzen auf die Waagschale
gelegt, dass sie das Gewicht des Steins erreichen, Stein und Münzen wiegen also
exakt das Gleiche. Da das Element Blei nun allerdings schwerer ist als Silber,
muss sein Körper oder Volumen, wie die Griechen sagen, kleiner sein als das der
Silbermünzen in ihrer Gesamtheit und ergo weniger Wasser verdrängen!«
    Robert war inzwischen knallrot angelaufen,
natürlich, wie konnte er nur so dumm sein.
    »Du hast einen klugen Freund!«, sagte
Leonhardt und dachte sich nichts dabei.
    »Da magst du durchaus recht haben, doch
leider weiß er es selbst nur zu genau und übertreibt’s bisweilen, es einem
unter die Nase zu reiben. Das macht ihn nicht gerade liebenswerter!«, knurrte
Robert in Osmans Richtung.
    »Ihr beide seid mir schon zwei seltsame
Kameraden«, grinste Leonhardt in die Runde. »Ein Wunder, dass ihr’s überhaupt
derart lange miteinander ausgehalten habt, so verschieden wie ihr seid!«
    »Gegensätze ziehen sich eben an. Was beim
Magneten gilt, gilt eben auch für andere Dinge!«
    »Mag… was?« Leonhardt schaute Osman
entgeistert an.
    »Ich seh schon«, sagte der Alexandriner
gelassen und legte die Hand um Leonhardts Schulter, »wir beide haben viel zu
bereden!« Diesmal zwinkerte er Robert zu, allerdings darauf bedacht, dass es
der Prospektor nicht zu sehen bekam, schließlich wollte er seinen neuen
Brotherrn nicht gleich verärgern.

Donnerstag, der siebte September
Die gesalzene Mine
     
    Eine Woche war inzwischen vergangen seit den
dramatischen Ereignissen im Rammelsberg, die allen dreien beinahe den Kopf
gekostet hätten. Viel konnten Robert und Osman inzwischen vom Abbau der Erze
bis zu ihrer Verhüttung in Erfahren bringen, und einiges Wertvolles wiederum
gab Osman vom nahezu unbegrenzten Wissen alter Gelehrter weiter an den jungen
Prospektor. So entstand ein Miteinander von beiderlei Nutzen, denn für
Leonhardt zu arbeiten, war bei Weitem angenehmer als die Schufterei im Stollen
seines Oheims. Zwar waren die Geschäfte, weil gerade erst im Entstehen
begriffen, noch alles andere als einträglich, doch der Tag werde kommen, wurde
Leonhardt nicht müde zu verkünden, an dem man seine Dienste angemessen
honorieren würde. Die paar Silberlinge, die seine beiden neuen Freunde bislang
als Bergmänner verdienten, war er bereits jetzt in der Lage aufzubringen.
    Und so wie Osman dem
Prospektor nutzte mit seinem naturwissenschaftlichen Wissen, nahm Robert ihm
die Schreibarbeit ab. Hierfür war wiederum Osman gänzlich ungeeignet – zwar
konnte er nicht nur trefflich Deutsch sprechen, sondern auch niederschreiben, das
Entziffern seines Gekrakels war jedoch lediglich ihm selbst vorbehalten, glich
es doch eher einer endlosen gewundenen Schlange und somit mehr der arabischen
Schrift als den klaren Lettern des Abendlandes.
     
    *
     
    In der Frühe des siebten Septembers sollte die ruhige Zeit für
Robert und Osman jedoch ein jähes Ende finden. Wie immer in den letzten Tagen
brachen sie mit den ersten Sonnenstrahlen auf zur Schreibstube ihres
Dienstherrn, und wie immer krähten die Hähne ringsumher, als sie die Tür zu
Leonhardts Reich öffneten, oder besser öffnen wollten, denn sie war entgegen
sonstigen

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