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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bald darauf eine kopflose Leiche
träge im Wind schaukelte.
    Einige Frauen kreischten angesichts des
makaberen Bildes, Kinder fingen an zu weinen oder lachten, je nachdem, wie sie
geraten waren, und selbst Leonhardt hob nun seinen Kopf, um zu sehen, was denn
die blutgeile Meute derart in Unruhe zu versetzen mochte. Sofort fiel sein
Blick auf Robert, der zwischen ihm und dem Galgen stand und alle um eine gute
Kopfhöhe überragte. Dann sah er Adara und das Herz wollte ihm zerspringen
angesichts der Unmöglichkeit, seine Liebste je wieder in den Armen halten zu
können. Deutlich stach sie aus der Menge heraus, und das nicht nur wegen ihres
leuchtend roten Haares, denn im Gegensatz zu den anderen hatte sie dem
grausigen Geschehen den Rücken zugekehrt. Sofort fanden sich ihre Blicke. Er
sah ihr tief in die Augen, versuchte, seinen Blick tapfer und zuversichtlich
wirken zu lassen, was ihm jedoch kläglich misslang, nur zu deutlich konnte
Adara darin seine Angst lesen. Vergeblich kämpfte sie gegen die Tränen an, die Lage
war aussichtslos.
    Aber nein, noch lebte er, kein Grund also,
sämtliche Hoffnungen fahren zu lassen. Und da Osman nicht fern war, bestand
zumindest eine vage Chance, diese vermeintlich ausweglose Situation doch noch
zu einem guten Ende zu führen. Mit einem knappen Nicken gab sie Leonhardt zu
verstehen, wohin er seine Aufmerksamkeit zu richten habe. Irritiert schaute er
in den dunklen Gang hinein.
    »Osman!«, entfuhr es ihm, ebenso überrascht
wie laut. Laut genug, um von den Soldaten gehört zu werden.
     
    *
     
    Osman meinte, er höre nicht recht.
    Erst machte Leonhardt keinerlei Anstalten,
auch nur mit dem Lid zu zucken, stattdessen hing er wie tot im Kettengeschirr
des Prangers, doch plötzlich kam völlig unerwartet Leben in ihn und sofort
posaunte er lauthals seinen Namen heraus.
    »Ei, wen haben wir denn da?«
    Diese Frage kam eindeutig nicht von
Leonhardt. Osman drehte sich um und sah in die brutalen Augen eines
waffenstarrenden Wachsoldaten.
    »Du kommst mir bekannt vor, also red schon,
wie heißt du und was hast du hier verloren?«
    »Ich wollte ins Rathaus hinein, zum
Marktstand der Rosie, Wurzeln kaufen für meinen Herrn. Doch die Tore sind fest
verrammelt. Wird wohl heut nichts mit dem Markt, scheint’s?«, erwiderte Osman
und versuchte, dabei möglichst dümmlich zu wirken. Nebenbei schob er sacht die
Lanze zur Seite, die auf seine Brust zielte.
    »Scheint so, ganz recht«, meinte der Soldat
abwesend. Offenbar rätselte er noch, woher er Osman kannte.
    »Dann geh ich halt wieder. Morgen ist auch
noch ein Tag«, wagte Osman einen kläglichen Versuch, sich davonzustehlen.
    »Du bleibst hier, Bürschchen! Bist du so
dämlich oder willst du mich nur für dumm verkaufen, siehst du nicht, was heute
los ist? Wie kannst du denken, dass Markttag wäre bei solch einem Auflauf?«
Unschlüssig musterte der Wachmann sein Gegenüber. »Sag mir, wie man dich ruft,
sonst mach ich dir ein feines Löchlein in dein Wams – und komm ins Licht, dass
ich dich sehen kann!«
    Osman trat zögerlich einen Schritt nach
vorn. Die Mühe, sich einen Namen auszudenken, machte er sich erst gar nicht.
Zweimal hatte ihn der Soldat bereits in der Wachstube zu Gesicht bekommen.
Spätestens wenn er im vollen Licht stünde, würde ihn der Lanzenträger gewiss
wiedererkennen, immerhin waren Orientalen nur selten diesseits des Mittelmeers
anzutreffen.
    »Ja, da hol mich doch … – du bist doch der
Gehilfe des Prospektors! Und du willst für deinen Herrn Wurzeln holen?
Erwartest du ihn denn so rasch zurück oder willst du sie auf sein Grab
pflanzen?«
    Die Lanze drückte hart gegen Osmans
Brustbein. Jetzt wurde es brenzlig, und von Robert war weit und breit nichts zu
sehen. Wo steckte er nur wieder, wenn man ihn brauchte?
     
    *
     
    Adara erlebte die Augenblicke zuvor wie in einem Albtraum. Sie
wusste zwar, was geschehen würde, doch war sie wie gelähmt, unfähig, das
Kommende abzuwenden. Sie sah Leonhardt, wie er in den Gang hineinschaute und
sich unmittelbar daraufhin seine Lippen bewegten, offenbar etwas rufend. Und
ihr blieb auch nicht verborgen, dass einer der Soldaten seinem Blick folgte und
kurz darauf im dunklen Gang hinter den Säulen verschwand.
    Osman war verloren, wenn nicht gleich etwas
geschah, und urplötzlich hatte sie eine Idee.
    »Nein Robert, du darfst unsern Herrn nicht
befreien!«, rief sie ihrem verdutzten Begleiter entgegen, laut genug, dass es
auch jeder hören konnte.
    Robert sagte nichts, wohl

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