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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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scheint’s? Habe selten jemanden so zulangen sehen«, meinte Gottfried
laut schmatzend und ließ einen satten Furz fahren. Die Köchin, gerade einen
weiteren Teller mit gebratenem Kaninchen auf den Tisch stellend, grinste
zufrieden.
    »Kein Wunder, Eure Köchin ist eine wahre
Künstlerin. Wer könnte da schon widerstehen?«, entgegnete Robert und beeilte
sich, einen lauten Rülpser hinterherzuschicken, wodurch ihr Lächeln noch
breiter geriet.
    »Ja, weiß Gott, unsre Mathilde ist eine
Meisterin ihres Fachs, da macht ihr kein Wirt in Goslar etwas vor! Doch erzähl
weiter, wie es dir mit Kunibert in Jerusalem erging.«
    Die Glocken des Doms schlugen zur Non, zur
nachmittäglichen Messe, und ermahnten Robert, nun endlich selbst etwas in
Erfahrung zu bringen. Bislang hatte er nur eine Lügengeschichte nach der
nächsten über den frei erfundenen Ritter Kunibert und seine Abenteuer zum
Besten gegeben.
    »Freilich, später gern! Doch sagt, lieber
Herr, heut Morgen auf dem Marktplatz gab’s ein reichliches Spektakel, ein armer
Teufel hing dort am Pranger. Wisst Ihr Näheres drüber?« Robert begann, das
Thema in gewünschte Bahnen zu lenken, insgeheim hoffend, dass Gottfried nicht
dort war oder ihn zumindest nicht erkannt hatte, als er sich mit den
Stadtwachen anlegte.
    »Freilich weiß ich’s, ist sogar ein guter
Bekannter, und ich hab’s verpasst! Wenn der Herold mit Fanfaren durch die Stadt
zieht, bekommen wir hier draußen leider nichts zu hören. Allerdings konnte die
Küchenmagd berichten, sie war zum Markt, Gewürze holen.« Unvermittelt musste
Gottfried grinsen, offenbar belustigt vom Folgenden. »Den Prospektor Leonhardt
zu Steuben haben sie an den Pranger gebunden, anscheinend hat der Lump aufs
Übelste sein Amt missbraucht.«
    Robert musterte sein Gegenüber. Gottfrieds
blassblaue Augen schauten in die Ferne, offenbar schweiften seine Gedanken ab.
Aus seinem Mienenspiel meinte Robert Triumph und eine äußerst gehässige Form
von Genugtuung ablesen zu können. »Ihr kennt den Mann, doch scheint Ihr nicht
viel für ihn übrig zu haben«, wagte Robert einen Vorstoß, um mehr von Gottfried
zu erfahren.
    »Nicht für ihn, aber umso mehr für sein
Weib!« Gottfried unternahm nicht einmal den Versuch, sein Interesse an Adara
für sich zu behalten.
    Benahm sich so ein Verleumder?
    Eigentlich nicht, möglicherweise fühlte er
sich allerdings auch zu sicher und unantastbar in seiner Position, um Vorsicht
walten zu lassen.
    Wenn dem so war, erwog Robert weiter, sollte
es ihm umso leichter fallen, Gottfried ein Geständnis zu entlocken, und wenn’s
nur dessen Drang zur Prahlerei geschuldet war.
    »Was für eine günstige Fügung für Euch,
dass dem Prospektor nun der Prozess gemacht wird«, schlussfolgerte Robert
provozierend.
    Gottfrieds Gesicht versteinerte sich.
»Bursche, was erlaubst du dir? Wie sollte das Unglück eines anderen mein Glück
sein? Ich bin durchaus in der Lage, mein Schicksal selbst in die Hand zu
nehmen.«
    Mach nur weiter, dachte sich Robert, erzähl
mir, wie du die verzwickte Lage zu deinen Gunsten drehtest. Doch Gottfried
verstummte, offensichtlich war er vorsichtiger, als es anfangs den Anschein
machte.
    Eine Magd betrat den Speiseraum, um die
Teller abzuräumen. Obwohl sie ihre Augen auf den Boden gerichtet hatte, fiel
ihr Blick schließlich doch auf Robert. Sie stockte, und als er seinen Mund
öffnete, um etwas zu sagen, ließ sie eine Schüssel fallen.
    Die Magd vom Marktplatz, dachte Robert.
    Gottfried hingegen bemerkte nicht ihre
Verunsicherung, er sah nur das Geschirr mit der darin befindlichen Suppe zu
Bruch gehen. Mit drei langen Schritten baute er sich vor ihr auf und schlug ihr
dermaßen kräftig ins Gesicht, dass sie mit Schwung gegen einen Stapel Brennholz
krachte und wie tot daran herabrutschte. Bewusstlos blieb sie zwischen den
Holzscheiten liegen.
    »Schafft mir das ungeschickte Weib aus den
Augen!«, befahl Gottfried und flüsterte seinem Knappen, dem allgegenwärtig
anwesenden Heinrich, noch rasch etwas zu. Bis auf Peitschenhiebekonnte
Robert zwar nichts verstehen, allerdings genügte es, um das Bild, das er sich
von Gottfried gemacht hatte, zu bestätigen. Der verwöhnte Bursche war
jähzornig, brutal und selbstgefällig, beste Voraussetzungen für einen Ritter.
Dass er nicht sonderlich hell im Kopf war, wie Robert bei den Gesprächen zu
Tisch feststellen konnte, war freilich kein Hindernis, waren doch die wenigen
Ritter, die in den Gasthöfen auf ihrer langen Reise ihren Weg

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