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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf die enormen
Ausmaße stellte es keine Besonderheit dar, vielmehr irritierte Robert, was
zwischen ihm und dem Haus gelegen war.
    »Ein Turnierplatz, ihr habt einen
Turnierplatz vor der Tür?« Robert schüttelte ungläubig seinen Kopf.
    »Ja, hat man dir denn nichts Näheres
erzählt?«
    »Nein, nur, dass ich hier richtig wäre.«
Robert stockte und schaute bewundernd auf die prächtige Anlage, die vor ihm
lag. »Himmel Arsch, solch eine fabelhafte Arena sieht man sonst nur zu Hofe!«
In Wirklichkeit hatte er noch nie eine zu Gesicht bekommen.
    »Nun, unser Herr, und vor allem sein Sohn
Gottfried, hegen eine besondere Leidenschaft für Ritterangelegenheiten. Einmal
im Jahr kommen Rittersleut von allüberall her und messen ihre Kräfte – gegen
eine fürstliche Belohnung für den Sieger, versteht sich. Die restliche Zeit übt
sich unser junger Herr hier in den verschiedenen Disziplinen.«
    »Du nanntest ihn Junker. Ist das denn ein
Haus edlen Geblüts?«
    »Nenn ihn einfach Junker, mehr musst du
nicht wissen!«, antwortete der Bedienstete brüsk. Offenbar hatte Robert ein
Thema aufgeworfen, das zwischen diesen Mauern besser unausgesprochen blieb.
»Aber schau, da kommt er schon!«
    Ein Riese hielt auf sie zu, annähernd so
groß wie Robert und ebenfalls von kräftiger Statur. Er war vollständig
eingerüstet, es quietschte und schepperte bei jedem seiner Schritte.
Schließlich stand er ihnen gegenüber.
    Bestenfalls drei handbreit mochten ihm zu
Roberts Größe fehlen. Seine schwarzen Haare waren dicht und voll, wild fielen
sie ihm hinunter bis weit über die Schultern hinaus. Weniger voll war sein Bart
– obwohl bestimmt lange nicht mehr kupiert, wollte er offenbar nur spärlich
wachsen. So wie bei einem Heranwachsenden, dabei war Gottfried nach dem
Wenigen, was Adara über ihn zu berichten wusste, schon gute dreißig Jahre alt.
Doch nicht allein der Bart strafte sein eigentliches Alter Lügen, der Ausdruck
in seinem Gesicht erschien unreif, vielleicht auch nur dümmlich, Vorsicht war
bei ihm jedenfalls allemal geboten.
    Aug in Aug musterte Gottfried den Fremden
und wirkte verunsichert. Offenbar hatte er noch nie einen Mann angetroffen, der
größer war als er selbst.
    »Herr, darf ich Euch
bekannt machen mit Robert …«
    »Und, wen kümmert’s?«, zeigte er sich wenig
interessiert.
    »… Knappe des Ritters Kunibert von
Dormagen!«
    Mit einem Mal wich die Feindseligkeit aus
Gottfrieds Antlitz und er strahlte übers ganze Gesicht. »Ein Knappe, schau an!
Heinrich, wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?«
    Heinrich senkte zerknirscht seinen Kopf.
    »Dein Herr muss ein großer Ritter gewesen
sein, wenn er einen Riesen wie dich satt machen konnte!«
    »Aber ja doch, Ritter Kunibert war ein
großartiger Recke, allseits bekannt in Euren Kreisen. Ihr müsst ihn kennen!«
    »Sicher, Ritter Kunibert«, tat Gottfried
so, als erinnere er sich – an einen Mann wohlgemerkt, den Robert eben erst
erfunden hatte. »Freilich ist er mir bekannt, ein brillanter Kämpfer, sein Mut
und seine Kraft sind legendär. Doch wo ist er abgeblieben, warum hast du ihn
nicht mitgebracht?«
    Robert sah, wie sich Gottfrieds Wangen
röteten, lügen war jedenfalls sein Ding nicht. Das sollte ihm die Aufgabe
leichter machen. »Das Fieber tat, was keiner seiner Gegner zuvor vollbringen
konnte. Es hat meinen Herrn niedergemacht«, erwiderte Robert traurig.
    »Was für ein Verlust«, meinte Gottfried und
senkte seinen Kopf. »Und was führt dich zu mir? Etwa Nachricht von Kunibert?«,
brach schließlich Gottfried das Schweigen.
    »Nein, Herr, nur die Hoffnung eines waffen-
und kampferprobten Knappen auf standesgemäße Arbeit. Seitdem mir mein Herr
genommen wurde, habe ich nur noch mindere Arbeiten verrichtet. Ich will endlich
wieder einem Ritter dienen. Herr, lasst mich Euer Knappe sein!«
    Gottfried fühlte sich geschmeichelt, vom
Knappen des berühmten Kunibert von Dormagen seine Dienste angeboten zu
bekommen. Dennoch ging ihm der Riese die Sache etwas zu forsch an.
    »Leiste mir fürs Erste Gesellschaft zu
Tisch, dann werden wir sehen!«
     
    Robert musste lange überlegen, wann er so reichlich gegessen
hatte. Kein Wunder, dachte er sich, dass Gottfried so hoch aufgeschossen war,
ebenso wie bei sich selbst schien das üppige Essen sein Wachstum beschleunigt
zu haben. Obwohl, dann hätte auch Osman ein Riese sein müssen, und nicht, wie
tatsächlich, kaum größer als ein Zwerg.
    »Du hast einige Zeit nichts zu Beißen
bekommen,

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