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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht. Was sollte er auch
erwidern? Leugnen jedenfalls war zwecklos, immerhin hatte ihn die Küchenmagd
gemeinsam mit Adara gesehen.
    »Dann eben nicht, werd ich sie selbst
fragen, wenn ich mit dir fertig bin. Also, steh auf und stirb aufrecht wie ein
Mann oder bleib liegen und ich töte dich gleich hier und jetzt – du hast die
Wahl«, sagte Gottfried und drückte die Spitze seiner Lanze gegen Roberts Hals.
»Mag von mir aus auch ganz Goslar über mich lachen, du und Adara jedenfalls
werdet sicher keinen Spaß mehr an mir haben!«
    Die Drohung Gottfrieds, Adara Leid
zuzufügen, weckte Roberts Lebensgeister. Wenn schon nicht für sich selbst, so
wollte er doch zumindest für sie sein Bestes geben, mochte der Kampf auch noch
so aussichtslos erscheinen. »Und wenn ich gewinne, lasst Ihr mich dann gehen?«,
fragte er und seine Stimme klang zuversichtlicher, als er es tatsächlich war.
    »Freilich, wenn du gewinnst, schenk ich dir
sogar noch den Gaul, auf dem du eben gesessen hast und die Rüstung, die du
trägst!«
    »Sag’s so laut, dass es alle hören, vor
allem der Knappe und das Knechtgesocks, das ständig um uns herumschwirrt!«
Gottfried tat, wie ihm geheißen.
    »Doch so weit wird’s nicht kommen!«, raunte
er knurrig. »Zuerst nehme ich mir dein Leben und dann Adara, jetzt, wo sie
allein ist!«
    »Man wird sehen!«, entgegnete Robert und
schlug mit Schwung die Lanzenspitze zur Seite, die immer noch auf seine Gurgel
drückte, dann sprang er, so behände es seine Rüstung zuließ, auf die Beine.
    »Du bist tot, Bürschchen!«, rief ihm
Gottfried zu und ritt im Galopp zurück ans andere Ende der Arena, dorthin, wo
er bereits zu Beginn des Turniers gewartet hatte.
    Robert indes rannte zur Abtrennung inmitten
der Kampfbahn. Noch einen Gang auf dem Pferd überleb ich nicht, aber vielleicht
kann ich dir anders beikommen. Er hatte einen Plan, verrückt zwar, aber dennoch
besser als nichts. Rasch riss er das Seil von einem der Pfosten aus der
Trennlinie, dann zog und wackelte er am Rundholz, um es aus der Erde zu ziehen.
Einige der Zuschauer schüttelten verblüfft den Kopf, andere begannen lauthals
zu lachen, felsenfest davon überzeugt, dass der Fremde durch den Sturz den
Verstand verloren hatte.
    »Ja, ist der Kerl denn völlig närrisch
geworden?« Auch Gottfried konnte sich aus Roberts seltsamen Tun keinen Reim
machen. Wollte er den Pfosten etwa als Waffe verwenden?
    Mit einer Holzkeule gegen einen Ritter in
Rüstung mit Lanze und Schwert – was für eine absurde Vorstellung. Es war an der
Zeit, dem unverschämten Lumpen endlich das Lebenslicht auszupusten. Er umfasste
seine Lanze fest mit der Rechten, die Zügel nahm er in die Linke, dann stieß er
seine spitzen Fersen in die Flanken des Pferdes. Den Schild ließ Gottfried
zurück, er würde ihn nicht mehr brauchen.
    »Himmel Arsch, nun komm endlich raus,
Rabenaas!«
    Robert sah aus den Augenwinkeln, dass
Gottfried bereits auf ihn zuritt, und er hatte noch immer nicht den Pfosten aus
dem Boden bekommen. Jetzt trat er dagegen, und endlich ließ ihn die Erde los.
Da lag er nun, daneben war das Loch, vielleicht einen Fuß tief und weniger als
einen halben im Durchmesser. Beides, Pfahl und Loch, brauchte er für seinen
Plan, und ihm blieb ganz sicher nur ein einziger Versuch.
    Gottfried hatte bereits das andere Ende der
Trennung passiert, als Robert endlich den Pfahl zu fassen bekam. Die Erde
schien zu Beben, als das mächtige Schlachtross mit seinem hünenhaften Reiter
auf ihn zupreschte. Er ermahnte sich, den Pfahl so lange wie möglich in der
Hand zu halten.
    Gottfried senkte die Lanze und richtete sie
auf Roberts Brust, nur noch wenige Fuß und sie würde ihm das Herz durchbohren.
    Jetzt, da er den heißen Atem des Gaules zu
spüren glaubte, warf ihm Robert den Pfahl zwischen die Vorderbeine. Er hörte
nicht das Brechen der Knochen, sah nicht, wie Gottfried aus dem Sattel zu
stürzen drohte, er hatte nur Augen für die Lanze, die weiterhin beängstigend
schnell auf ihn zuraste, allerdings fehlte ihr der sichere Halt am anderen
Ende. Mit beiden Händen bekam Robert die Lanzenspitze zu fassen, er presste sie
an seine rechte Taille und drückte sie auf den Boden hinab. Zwei, drei Fuß
rutschte sie ihm mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit durch die bloßen Hände
und verbrannte seine Haut, Holzsplitter drangen in die Handballen und stachen
wie tausend Nadeln, doch er ließ nicht los. Gottfried hielt sich immer noch auf
dem Pferd, obwohl es vorn bereits eingeknickt

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