Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
ungefähr
hundert Fuß lange Trennung. Robert wünschte sich, die Knechte würden nie mit
ihrer Arbeit fertig werden, doch den Gefallen taten sie ihm nicht, denn die
ersten von ihnen verließen nach getanem Werk bereits wieder die Kampfbahn.
    Am anderen Ende des ummauerten Hofes saß
Gottfried kerzengerade auf seinem mächtigen Gaul, die Lanze steil in den Himmel
gereckt. Robert hatte noch nie einem Turnier beigewohnt, daher musste er sich
von Konrad erklären lassen, wie der Kampf vonstatten ging.
    Ich bin tot, meinte Robert schließlich,
nachdem ihm der Knappe das Prozedere erläutert hatte. Dennoch verzichtete er
trotz Konrads dringendem Zuraten weiterhin auf einen Helm. Wenn er sich
überhaupt eine minimale Chance ausrechnete, gegen diesen erfahrenen Kämpfer zu
bestehen, so lag sie darin, mit den üblichen Regeln zu brechen. Er musste
beweglicher und agiler sein als sein Gegner, wenn das auch bedingte, auf Schutz
zu verzichten. Auf Gottfrieds Terrain jedenfalls, dessen war sich Robert
sicher, konnte er ihm nicht das Wasser reichen.
    Inzwischen waren sämtliche Knechte von der
Kampfbahn verschwunden, nun also würde der Tanz beginnen. Die Spannung war
greifbar, niemand sagte ein Wort, nicht nur Robert schien der Atem zu stocken.
    Der Knappe stand ungefähr auf halbem Weg
zwischen den beiden Kämpen, allerdings am äußersten Rand der Arena. Geziert
holte er ein Tuch aus seinem Kragen, ließ es dreimal hoch über seinem Kopf
kreisen, um es daraufhin mit Schwung nach unten zu schwenken.
    Robert trieb die Fersen in die Flanken
seines Gaules, so wie es Gottfried am anderen Ende der Kampfbahn bei seinem
Pferd tat. Noch nie hatte Robert auf einem Ross gesessen, das derart rasch vom
Stand in den Galopp kam. Rasend schnell näherte er sich Gottfried, die Lanze in
der Rechten, seinen Schild und die Zügel in der Linken.
    Offenbar kannte das Pferd seinen Weg, ganz
ohne Zutun des Reiters blieb es rechts von der Trennung.
    Robert brachte es gerade eben noch fertig,
die Lanzenspitze auf Gottfrieds Brust zu richten, da schlug die seines Gegners
bereits bei ihm ein. Mit einer Kraft und Gewalt, wie er sie noch nie zuvor
erlebt hatte, donnerte sie auf seinen Schild. Doch nicht mittig, daher wurde
bestenfalls der erste Schwung abgebremst. Mit der restlichen, immer noch
gehörigen Wucht, krachte die Lanzenspitze auf Roberts Brustpanzer.
    Was hatte er nicht schon alles einstecken
müssen – in Hildesheim wäre er beinahe ertrunken, er wurde verprügelte von
einem Gros Dominikanermönchen und eine Rinderherde wetzte die Hörner an ihm,
doch kein Schlag hatte auch nur annähernd die Kraft, mit der diese Lanze auf
seine Brust krachte.
    Er hörte noch, wie etwas splitterte –
Knochen? –, dann blieb ihm fürs Erste die Luft weg und ihm wurde schwarz vor
Augen. Robert meinte zu schweben, als er aus dem Sattel gerissen wurde – fuhr
er jetzt zum Himmel auf? –, doch schnell hatte ihn die raue Wirklichkeit
wieder, als er mit Wucht rücklings auf dem Boden aufschlug – und ihm erneut die
Luft wegblieb.
    Wie vom Donner gerührt blieb er liegen. Was
sollte er auch anderes tun? Vermutlich war ohnehin kein einziger Knochen mehr
heil, warum also noch versuchen aufzustehen?
    Er starrte in den mit dunkelroten Schlieren
durchzogenen Himmel und war zufrieden mit sich und der Welt. Es würde bald
Nacht werden, und damit meinte er beileibe nicht den Tag, der sichtlich zur
Neige ging. Ihm sollte es recht sein, Hauptsache, man ließ ihn in Ruhe sterben.
    Ein Schatten schob sich zwischen ihm und
dem Himmelreich. Es war Gottfried auf seinem Pferd. Er hatte sein Visier
zurückgeschoben, sodass Robert sein hämisches Grinsen sehen konnte.
    »Na Bürschchen, willst doch wohl nicht
schlafen gehen, wenn die Sonne noch scheint, hoch mit dir!«
    Robert dachte an seine gebrochenen Knochen.
Sah Gottfried denn nicht, dass er am Ende war? Dann fiel sein Blick auf seine
Lanze, die neben ihm im Staub lag – sie war in ihrer kompletten Länge
zersplittert. Er ballte zuerst seine rechte, daraufhin die linke Hand zur
Faust, dann schließlich hob er nacheinander beide Beine an. Alles gelang ihm ohne
Probleme, er hatte sogar kaum Schmerzen dabei. Trotzdem, er verspürte keinerlei
Drang aufzustehen. Wenn ihn Gottfried bisher nicht getötet hatte, würde er es
ganz sicher jetzt tun. War er skrupellos genug, einem hilflos am Boden
liegenden Mann den Garaus zu machen?
    »Was hast du mit Adara zu schaffen? Sprich,
du Gauner!« Gottfried wurde todernst.
    Robert antwortete

Weitere Kostenlose Bücher