Die Braut des Spuks
gehüllt, als sie sich um das Feuer gruppierten und etwas hineinwarfen, das er zunächst nicht erkennen konnte.
Bei genauerem Hinschauen sah er, daß es dunkle Steine waren. Sie fielen in die Flammen hinein und lösten sich dort auf, als wollten sie dem Feuer Nahrung geben.
Alle Steine veränderten sich zu einer schwarzen, teerartigen Masse, die auf dem Boden einen breiten Fleck bildete, über den die Flammen tanzen konnten.
Weshalb taten sie das? Aus welch einem Grund wurde überhaupt die ungewöhnliche Zeremonie durchgeführt? Es war niemand da, der auch nur ein Wort sprach.
Als einziges Geräusch war das leise Fauchen der Flammen zu hören. Noch war es nicht dunkel geworden, doch das Feuer bildete einen ungewöhnlichen Kontrast zu der Farbe des Himmels, die über den flachen Dächern der Häuser stand. Brett Hawkins war kein Dummkopf. Was diese Menschen da taten, erinnerte ihn an eine Zeremonie, in die er sich nicht hineinversetzen konnte. Außerdem faßten sie sich plötzlich an den Händen, schufen so einen Kreis und begannen, um das lodernde Feuer herumzutanzen. Sie bewegten sich nicht sehr schnell, der Rhythmus blieb immer gleich, aber sie knickten bei jedem Schritt nach rechts in den Knien ein und warfen dabei ihre Arme hoch.
Das sah nach einem uralten Ritualtanz aus, und der Mann erinnerte sich an die Erklärungen John Sinclairs, der davon gesprochen hatte, daß hier ein uralter Zauber wiederentstand.
Die Flammen, der Tanz und die Menschen faszinierten ihn zwar, sie lenkten ihn aber nicht so stark ab, daß er alles andere außer acht gelassen hätte.
Deshalb hörte er auch das Geräusch in seinem Rücken. Ein Schleifen, als würde irgend etwas irgendwo hervorgezogen. Brett fuhr herum und glitt gleichzeitig vom Fenster weg, so daß er die Wand im Rücken hatte.
Er hatte sich nicht geirrt. Das Schleifen war entstanden, als ein Mann ein Krummschwert aus der Scheide gezogen hatte. Im düsteren Eicht des Raumes hatte die Waffe einen fahlen Glanz bekommen. Sie sah so ähnlich aus wie die Haut des Mannes, ein bläulicher Schatten, der aus dem Grilf hervorwuchs.
Daß sich Brett in Lebensgefahr befand, darüber konnte er nicht nachdenken. In den nächsten Sekunden mußte sich alles entscheiden, denn der Mann griff ihn an.
Mit mächtigen Sprüngen stieß er sich ab, die Klinge pfiff durch die Luit, er beherschte sie meisterhaft, und Brett blieb nur mehr eine Chance, obwohl er wußte, daß er dabei einen Fehler machte. Er schlug die Jacke zur Seite, warf sich nach rechts und feuerte eine kurze Garbe aus dem Gewehr.
Kugeln sind schneller als Menschen, auch hier wurde dies untermauert. Der Mann warf die Arme hoch. Er verlor die Waffe. Aus der Brust spritzte Blut, dann landete er mit einem dumpfen Laut auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.
Brett atmete scharf aus. Er stand unter einem derartigen Streß, daß ihm nicht aufgefallen war, daß er zum erstenmal in seinem Leben einen Menschen getötet hatte. Seine Sinne waren auf Alarm gestellt. Er mußte damit rechnen, daß jemand die Schüsse gehört hatte. Wenn sie alle kamen und auf ihn einstürmten, hatte er keine Chance. Mit zwei langen Sätzen stand er vor dem Fenster und peilte vorsichtig hinaus.
Das Feuer loderte mit seinen zuckenden Schlangenbewegungen. Er sah die Männer im Kreis. Sie selbst bewegten sich nicht mehr, die Gestalten waren erstarrt. Aber das Muster der Flammen gab ihren Körper ein unheilvolles Leben.
Bretts Meinung nach brauchten sie nur Sekunden, um herauszufinden, wo die Schüsse abgegeben worden waren. Wenn sie dann hereinstürmten, war er ohne Chance.
Also weg.
Er nahm noch rasch den Säbel an sich. Mit einer derartig fremden Waffe hatte er noch nie gekämpft, aber sie war besser als die bloße Faust, und er war entschlossen, sich den Weg aus dem Ort freizukämpfen. Er mußte zum Fahrzeug zurück und natürlich auch zu John Sinclair, der hoffentlich nicht mehr im Berg steckte.
Die große Angst war verschwunden. Er dachte nur noch rational. Den vorderen Ausgang konnte er nicht nehmen. Er mußte dort verschwinden, wo er hergekommen war. Von der Frontseite her hörte er bereits die Rufe der Männer.
Die Jagd auf ihn hatte begonnen.
Die Frau, die ihm geöffnet hatte, sah er nicht mehr. Darüber war er froh, sie hätte die Männer nur gewarnt. Es drängte ihn, aus dem Haus zu stürmen, das aber wäre ein Fehler gewesen. Er mußte achtgeben und so geräuschlos wie möglich verschwinden.
In der Gasse zwischen dem Haus und der
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