Die Braut des Spuks
Fremden zu, machte aber kurz vor ihm kehrt.
Wieder zerriß über ihm das Dröhnen der Kampfflugzeuge die Stille. Die Jordanier flogen Tag und Nacht ihre Einsätze, sie waren auf der Hut und wußten genau um die brenzliche Lage.
Der Ort breitete sich wie auf einem Tablett aus. Im Zentrum standen die Häuser dichter. An den Rändern von Anat gab es doch große Lücken zwischen den Bauten.
Er wollte ins Zentrum. Die ersten Menschen begegneten ihm an einer schmalen Brücke, die über ein ausgetrocknetes Flußbett führte. Wenn, dann führte der Fluß höchstens einmal im Jahr Wasser, ansonsten war er nur eine staubige Rinne.
Die Brücke war aus harten Steinen gebaut worden. Die beiden Männer schauten ihn scharf an. Sie erinnerten Brett Hawkins an Wächter, doch sie ließen ihn passieren.
Er ging weiter, und der Eindruck, eine Geisterstadt zu betreten, verstärkte sich.
Sein Instinkt sagte ihm, daß er einen Fehler machte, dennoch hörte er nicht darauf und schritt in die ersten Schatten hinein, die von den Hauswänden geworfen wurden.
Ihn wunderte auch, daß in den Bauten kein Licht brann te. Um so mehr wunderte sich Brett Hawkins darüber, als es vor ihm, und zwar dort, wo der Marktplatz liegen mußte, heller wurde. Es war keine gleichbleibende Helligkeit. Sie enthielt eine gewisse Unruhe, wie sie nur von einem Feuer abgegeben werden konnte.
Ein großes Feuer hatte er zuvor noch nie erlebt. Daß es jetzt brannte, war bestimmt nicht ohne Grund geschehen. Immer dringender wurde sein Wunsch, mit Hadam Esra darüber zu reden.
Er wußte, daß der Mann nahe der Moschee wohnte. Sie und sein Haus waren nur durch eine schmale Gasse getrennt, wo sich auch ein Hintereingang befand.
Den vorderen wollte Brett nicht nehmen. Zu viele Augen hätten ihn dabei beobachten können, und er wollte Esra auf keinen Fall kompromittieren. In der Gasse war es düster. Es roch nach Staub und Hundekot. Auch an der Rückseite des Hauses befanden sich Fensteröffnungen, allerdings nicht größer als viereckige Luken.
Die Tür zeigte einen maisgelben Anstrich und war verschlossen. Das machte Hawkins nichts aus. Er klopfte mit der flachen Hand gegen das Holz, wartete ab und glaubte, leise Schritte zu hören. Einen Moment später zog jemand die Tür auf, um einen Schrei auszustoßen und sie gleich wieder ins Schloß werfen zu wollen, aber Hawkins war schneller und kantete seinen Fuß hoch. Über dem dunklen Mundtuch schauten ihn die weitaufgerissenen Augen einer Frau an.
»Wo finde ich Esra?«
Die Frau schüttelte den Kopf. Sie gab ihren Widerstand auf, als er die Tür nach innen drückte. Schnell huschte er ins Haus, in dem es angenehm kühl war, und blieb auf einem mit bunten Mosaiken verzierten Steinboden stehen.
»Ich muß mit ihm reden.«
Die Frau schaute ihn an, ging zurück, warf sich herum und rannte weg. Das Echo ihrer Schritte wurde von den kahlen Wänden zurückgeworfen. Brett Hawkins fluchte leise. Auf seinem Rücken lag eine kalte Gänsehaut. Er ahnte, daß er einen Fehler begangen hatte, nur wollte er auch keinen Rückzieher machen und ging deshalb weiter. So leise wie möglich durchquerte er den viereckigen Raum. Ein Durchgang gab den Blick in ein Nachbarzimmer frei.
Auch das war menschenleer. Niedrige Stühle gruppierten sich um einen runden Tisch. An der Wand hing die Nachbildung eines Krummschwerts, und in der Ecke stand eine sehr flache Liege.
Die beiden Fenster interessierten ihn. Nicht weil sie größer waren als die an der Rückseite, nein, sie führten nach vom hinaus. Er würde den Marktplatz oder das Zentrum sehen können, denn nur dort brannte das Feuer.
Bis auf die Frau hatte er niemand im Haus gesehen. Alle anderen Bewohner mußten es verlassen haben. Jetzt hörte er sogar Stimmen. Zum Glück von draußen. Sie klangen dort auf, wo sich der Marktplatz befand. Nur Männer redeten miteinander, sie unterhielten sich dumpf und gleichzeitig flüsternd.
Brett wurde immer unwohler zumute, als er auf das Fenster zuschlich, das ihm die beste Sicht ermöglichte. Es lag in einer günstigen Höhe, er brauchte sich nicht auf die Zehenspitzen zu stellen, drehte den Kopf dafür nach links und schaute dorthin, wo ein Feuer brannte. Licht und Schatten vermischten sich zu einem gespenstischen Vorhang, der auch über die dort anwesenden Männer hinwegwischte und ihren Gestalten etwas Drohendes gab.
Das waren die Männer aus dem Dorf, nur wirkten sie jetzt wie verkleidet, denn sie alle waren in dunkle Kutten oder Gewänder
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