Die Braut des Spuks
zu.
Ihre Fäuste trafen ihn überall. Sie erwischten seinen Leib, die Beine, die Arme. Das Gesicht konnte er in etwa schützen, denn er hatte seine Arme hochgerissen, und er hörte die wilden, wütenden und haßerfüllten Schreie.
Während er sich zusammenrollte und ihn die Angst überflutete, bereute er diesen verdammten Einsatz. Er verfluchte nicht nur sich selbst, auch John Sinclair, der es tatsächlich geschafft hatte, ihn zu der Reise zu überreden.
Sie kannten kein Pardon, aber sie schlugen ihn nicht bewußtlos, obwohl er es sich gewünscht hätte. Völlig groggy zerrten sie ihn auf die Beine. Brett hatte nicht mitbekommen, daß sein Netz zur Seite geschleudert worden war. Die Umgebung war in einen schwarzen, dann und wann auch roten Nebel getaucht, und er konnte die Gesichter seiner Häscher nur schemenhaft erkennen.
Stimmen umgaben ihn, Hände stießen ihn an. Er fiel, wurde wieder festgehalten und weiter durch die Gasse gestoßen.
Was sie mit ihm vorhatten, wußte er nicht. Es gab kaum eine Stelle an seinem Körper, die nicht schmerzte.
Wie ein Blinder taumelte er weiter und wußte nicht, wohin sie ihn führten. Noch befand er sich im Freien. Als es kühler wurde, stellte er fest, daß sie ihn in ein Haus geschafft hatten.
Dort sank er zu Boden.
Eine Weile verging, ohne daß sich etwas tat. Brett war ein harter Knochen. Er hatte auch festgestellt, daß nichts an seinem Körper gebrochen war. Jetzt ließ er die Hände langsam sinken und schaute in die Höhe. Er wollte endlich sehen, was mit ihm geschehen war. Die Bewohner von Anat umstanden ihn wie düstere Säulen. Blakendes Eicht erfüllte ihre Gesichter mit einem düsteren Gelb. Da wirkten die Züge wie Schnitzwerk; die Augen schauten böse, und einer der Männer bewegte sich auf ihn zu. Mit rudernden Armbewegungen schob er die anderen zur Seite, bis er nahe genug an Hawkins heran war. Dann bückte er sich.
Brett hörte das Zischen aus dem Mund des Mannes und hob mit einer müden Bewegung seinen Kopf an. Hadam Esra schaute ihn an.
»… du?« flüsterte er.
»Ja, ich.«
»Verflucht noch mal. Was habt ihr mit mir gemacht? Warum habt ihr mich zusammengeschlagen?«
Der Jordanier schüttelte den Kopf. »Du hättest in deiner Heimat bleiben sollen, Engländer.«
Brett wischte über seine blutigen Lippen. »Scheiß, das weiß ich jetzt auch.«
»Hier werden Dinge passieren, die nichts für deine Augen sind. Die alten Zeiten stehen wieder auf, die Götter kehren zurück. Sie… sie verlangen Opfer…«
Trotz seiner miesen Lage versuchte Brett ein Grinsen. »Opfer, sagst du? Was denn? Ziegen, einen Hammel, ein Lamm…?«
»Nein…«, der Mann schüttelte den Kopf. Sein dunkler Bart glänzte wie ein dicker schwarzer Schaumrand.
»Vielleicht Menschen?« Hawkins brachte die Frage nur schwer über die Lippen.
»So ist es.«
»Okay.« Er schluckte und merkte das Kribbeln in seinem Blut, als wäre es mit Sekt verdünnt worden. Er fürchtete sich, nachzuhaken, tat es aber doch. »Auch ich?«
Hadam Esra nickte nur.
Da schloß Brett Hawkins die Augen…
***
Die Lampe nutzte mir nichts, denn ihr Licht wurde sehr schnell verschluckt. Da ich die Hände frei haben wollte, steckte ich sie weg. Mit zur Seite gestreckten Armen tastete ich mich durch die Schwärze und kam mirdabei vor wie jemand, der absolut blind war. Aber das kannte ich bereits im Reich des Spuks.
Seine Stimme dröhnte dumpf gegen meine Ohren. »Du kannst gehen, wohin du willst, Sinclair. Nirgendwo wirst du an eine Grenze stoßen, denn mein Reich ist grenzenlos, wenn ich es will. Dann gehorcht es nur meinen Gesetzen. Ich kann mit ihm die Dimensionsgrenzen überwinden, wie du selbst weißt. Laß es lieber sein, dich durch das absolut Dunkle tasten zu wollen, denn du befindest dich zwar noch in diesem Berg, bist aber trotzdem nicht mehr da.«
Ich nahm die Worte hin und kam ihnen auch nach. Die absolute Finsternis interessierte mich nicht. Wichtig allein war der Spuk und sein Erscheinen. Denn er gehörte zu den Wesen, die hier im Hintergrund die Fäden zogen. Er hatte mich hergelockt. Stellte sich die Frage, ob er mich auch weiterhin begleiten würde, bis hin zu dem Ziel, das ich noch nicht kannte, und wo ich höchstwahrscheinlich für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen sollte.
Das wäre nicht das erste Mal gewesen. So mächtig er auch war, selbst dem Spuk waren irgendwo Grenzen gesetzt worden, da sprach ich aus Erfahrung.
Deshalb blieb ich stehen und wartete darauf, daß der Spuk
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