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Die Braut des Spuks

Die Braut des Spuks

Titel: Die Braut des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Idee, einmal nachzuschauen, aber die anderen Ereignisse ließen mich dazu nicht kommen. Mein Schützling hatte es zuerst gesehen. »Der Berg!« schrie er. »Da, der Berg!«
    Sie meinte den Anal!
    Bisher hatte er ruhig und wie für die Ewigkeit geschaffen vor uns gestanden. Plötzlich aber durchlief ein Zittern dieses verdammte Massiv. Die Schwärze geriet ins Wanken, an den Außenrändern schienen Schatten hochzulaufen - entstanden vielleicht Risse?
    Tief im Innern des Berges begann es zu grummein. Es war ein Geräusch, das uns beiden in dieser Situation Furcht einjagte und bei mir eine Gänsehaut produzierte.
    Und es war das Vorspiel für den Ausbruch.
    Zu beschreiben ist es kaum, was sich ereignete. Die Spitze des Berges kippte plötzlich in alle vier Himmelsrichtungen weg. Massen von Gestein hatten sich gelöst und brandeten als gewaltige, donnernde Halden in die Tiefe. Wir konnten es kaum fassen, standen nur da, staunten und spürten beide die Angst.
    Jetzt war der Berg offen.
    Und dann schoß es aus dieser vulkanartigen Öffnung hervor. Ein irrer, gewaltiger Feuerschein, aber keine Lava, sondern nur dieses blendende Strahlen.
    Unheimlich, nicht erklärbar. Das starke Widerlicht durchleuchtete die gesamte Umgebung. Es zerriß die Nacht und machte aus ihr eine geisterhafte Feuersbrunst.
    Der Wahnsinn hatte einen Namen bekommen, die alte Zeit, die so lange geschlafen hatte, brach nun mit einer vehementen Gewalt hervor und jagte hinein in den Nachthimmel, als wollte sie mit ihrer Kraft das sternenübersäte Firmament zerstören. Aber nicht nur die Mischung aus Feuer und Licht schoß aus der Öffnung nach oben, es war endlich diejenige Person, um die es ging, die dem ersten Beben folgte. Astarte erschien!
    Ich hatte mir bisher keine Vorstellungen gemacht, was das Aussehen dieses Wesen anging. Sie hätte aus Schatten oder aus Licht bestehen können, aber beides traf nicht zu.
    Astarte oder Aschera besaß einen Körper. Einen gewaltigen, feuerroten nackten Körper. Sie besaß einen Kopf, ein Gesicht mit Augen, aus denen Blitze hervorschossen, und sie besaß Haare, die sich wie ein breiter Schleier auf ihrem Nacken verteilten.
    Sie hatte die Arme eng an den Körper gelegt und reagierte allein auf den inneren Druck, der sie raketenartig nach außen Und in die Höhe gepreßt hatte.
    Sie war ein Urbild, eine Sage, eine Legende, und sie war für mich das Weib an sich.
    Ich wußte, daß es heute noch Frauen gab - gerade in der neuen Bewegung -, die Astarte zu ihrer Göttin emporhievten, ohne allerdings zu begreifen, wie gefährlich sie tatsächlich war.
    Wir konnten sie hier mit eigenen Augen sehen, denn sie hatte die Hälfte des Berges weggesprengt, war in lichtartiges Feuer getaucht, das eine für mich unvorstellbare Kraft besaß, da es ihm gelungen war, die gewaltigen Gesteinsmassen nicht dem Grund entgegenzuschleudern, sondern sie schon in der Luft zu verbrennen oder zu vernichten. Und sie stieg höher, immer höher, als wollte sie den gesamten Himmel in Besitz nehmen.
    Was sollte ich tun? Auch so reagieren wie das Mädchen, das sich zu Boden geworfen und sein Gesicht verdeckt hatte? Nein, das war nicht so mein Fall. Für mich war Astarte eine Feindin, und ich war es gewohnt, gegen Feinde anzugehen, aber wie, um Himmels willen, sollte ich gegen das gewaltige Gebilde kämpfen?
    Ich trug nicht nur meine normalen Waffen bei mir, sondern auch den Bumerang. Beinahe aus einer Laune heraus hatte ich ihn eingesteckt, aber würde er gegen Astarte etwas erreichen?
    Bestimmt nicht.
    Da war noch der Spuk, der mich vor ihr gewarnt hatte. Möglicherweise war er das einzige Wesen, das gegen die Göttin ankam. Vorausgesetzt, er wollte den Kampf überhaupt.
    Das Licht breitete sich aus und flackerte auch über den kleinen Ort hinweg, der so aussah, als würde er nur mehr von unheimlichen Gespenstern bewohnt.
    Ich hörte kein Krachen, keine Schreie, und neben mir stand das junge Mädchen auf.
    »Opfer holen«, flüsterte sie. »Sie wird viele Opfer holen…«
    »Wen?«
    »Frauen…«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als ich ein anderes Geräusch vernahm, einen düsteren Gesang aus zahlreichen Männerkehlen. Die Sänger selbst blieben für mich unsichtbar.
    Ich schaute das Mädchen an. Auch die Kleine hatte den Kopf gedreht und blickte mir ins Gesicht. »Die Männer… sie wollten Aschera. Sie singen ihr Lied…«
    Das hörte ich.
    Der Begriff Lied paßte meiner Ansicht nach nicht so recht. Es war ein unheimlich klingender Gesang, eine

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