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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Sattel. Zweifellos ritten sie schon seit ihrer Kindheit. Noch eine Fähigkeit, die Temperance erlernen musste.
    Sie sorgte sich wegen Toby und fragte sich, wie lange man sie wohl vergessen würde, als Lord Halross ihr zu Hilfe kam. Sie war dankbar für seine Fürsorglichkeit, wenn auch verwirrt, ihm auf einmal so nahe zu sein.
    „Es ist kalt hier draußen“, sagte er ruhig. „Ihr müsst – alle Damen müssen – hineingehen, während wir hier draußen suchen.“
    Temperance richtete sich auf. Halross’ Worte erinnerten sie daran, wie Jack die Suche nach Nellie Carpenter organisiert hatte. Jetzt war Jack der besorgte Elternteil. Sie musste einen klaren Kopf bewahren und ihm helfen, wie er ihrer Freundin geholfen hatte.
    „Er muss irgendwo im Haus sein“, sagte sie und sprach laut genug, um von den anderen mit Sicherheit gehört zu werden. „Er ist zu klug, um bei der Kälte und in der Dunkelheit hinauszugehen.“
    „Er ist ein Kind“, sagte Jack. Vor Sorge klang seine Stimme belegt.
    „Aber er ist nicht dumm.“ Temperance strengte sich sehr an, ruhig zu sprechen. „Er überlegt, ehe er etwas tut. Welchen Grund könnte er haben hinauszugehen?“
    „Habt Ihr in meinen Gemächern gesucht und in denen des Dukes und der Duchess?“, fragte Eleanor.
    „Euer Gnaden, wir haben überall nachgesehen, wo er sein könnte“, sagte Hinchcliff. „Zuerst schien es nicht ernst zu sein. Er kommt oft zu mir oder besucht Warren in den Stallungen, aber …“ Der Majordomus schwieg bekümmert.
    Temperance verschränkte die Hände. In Kilverdale Hall gab es mehr als dreihundert Zimmer. Es überkam sie die entsetzliche Vorstellung, wie Toby verletzt irgendwo eingesperrt war, wo sie ihn nicht finden konnten.
    „Wir werden noch einmal suchen“, sagte Jack. „Im Haus und draußen. Warren, stellt jeden unter Euren Befehl und durchsucht die Gärten und die Kapelle. Hinchcliff …“
    „Ich weiß, wo er ist.“
    Temperance fuhr herum und sah Isaac am Rande der Gruppe von Dienstboten stehen, die sich um Jack scharten. Hinchcliff und Dr. Nichols stürzten sich mit wütenden Fragen auf ihn, Jack brachte sie indes mit einem kurzen Befehl zum Schweigen. Temperances früherer Lehrjunge wirkte blass, aber entschlossen, als er Jack in die Augen sah.
    „Ist er in Sicherheit? Ist er verletzt?“ Jack ging auf Isaac zu.
    „Ja, Sir. Nein. Er ist in Sicherheit. Er ist nicht verletzt, Sir – Euer Gnaden. Nicht verwundet, meine ich.“
    Temperances erstes, überwältigendes Gefühl war reine Erleichterung – gefolgt von Verwirrung. Wenn Isaac wusste, wo Toby sich aufhielt, warum hatte er ihn dann nicht zurückgebracht in die Kinderstube?
    „Wo ist er?“, verlangte Jack zu wissen.
    „Er versteckt sich in einem der Räume mit abgedeckten Möbeln.“
    Hinchcliff setzte zum Sprechen an, doch Jack brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen.
    „Zeig mir, wo“, befahl er.
    Isaac zögerte. Temperance sah, wie er schluckte. „Nur Ihr, Sir – Euer Gnaden“, sagte er. „Nur Ihr sollt mitkommen.“
    „Nun gut. Alle anderen gehen in den großen Salon.“ Jack nahm einem der Diener eine Laterne aus der Hand und wandte sich wieder an Isaac. „Geh!“
    Isaac gehorchte sofort. Alle Übrigen blieben in der Eingangshalle stehen und sprachen vor Erleichterung und Verwirrung laut durcheinander. Ein paar Sekunden lang stand Temperance unentschlossen und wie erstarrt. Isaacs Worte gaben ihr ein ungutes Gefühl. Sein Blick war zu ihr gewandert und wieder zurück, ehe er sagte, dass nur Jack zu Toby gehen sollte. Hatte Toby sich ihretwegen entschlossen, sich vor allen zu verstecken? Sie musste es wissen. Unbemerkt schlich sie Jack und Isaac nach.
    Isaac führte Jack zu einem selten genutzten Teil des Hauses.
    „Woher weißt du, wo er ist?“, fragte Jack.
    „Ich sah, wie er eine Kerze und eine Decke aus seiner Kammer holte, und folgte ihm.“
    „Eine Kerze und eine Decke!“ Jack unterdrückte einen Fluch. „Warum hast du ihn nicht aufgehalten?“
    „Ich – ich habe mit ihm geredet“, erklärte Isaac. „Ich blieb bei ihm, bis ich sicher war, dass Ihr bald heimkommen würdet. Dann musste ich in einen anderen Flügel gehen, um nach Euch Ausschau zu halten.“ Mehr sagte er nicht, während er Jack eine enge Stiege hinaufführte. Schließlich blieb er abrupt stehen und deutete auf eine angelehnte Tür. „Hier“, murmelte er und trat ins Dunkle zurück.
    Jack schob die Tür auf. Vor Angst und voller Hoffnung schlug sein Herz wie wild. Er hob

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