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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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die Laterne hoch, aber er sah nichts als verdeckte Möbel, die in dem kleinen Raum zusammengeschoben worden waren.
    „Toby?“, fragte er. „Toby, bist du hier?“
    Zuerst blieb es still, dann hörte man ein Seufzen und ein Rascheln. Eine kleine Gestalt löste sich aus der Dunkelheit und stürmte auf ihn zu.
    „Papa! Papa!“ Toby schlang die Arme um Jacks Beine und weinte haltlos.
    „Toby?“ Erschrocken und besorgt löste Jack Tobys Umklammerung lange genug, um vor ihm niederzukauern. Im Licht der Laterne sah er die Tränenspuren auf den Wangen seines Sohnes und die herzzerreißende Verzweiflung in seinen Augen. „Mein Gott, was ist passiert?“
    Toby schlang seine Arme um Jacks Hals und schob dabei dessen Perücke zur Seite. Jetzt konnte Jack nur noch mit einem Auge sehen, aber das bemerkte er kaum. Er war zu sehr damit beschäftigt, den Sinn der Bitte zu verstehen, die Toby immer und immer wieder an seinem Ohr wiederholte.
    „Schick mich nicht weg, Papa. Schick mich nicht weg. Ich werde ein guter Junge sein. Schick mich nicht weg!“
    „Was?“ Verwundert setzte Jack sich auf den Fußboden und zog Toby auf seinen Schoß. Er hielt seinen Sohn fest, und ihm kamen selbst die Tränen, als er die erschütternde Verzweiflung in dem kleinen Körper fühlte, der sich an ihn drängte. „Toby, ich werde dich niemals wegschicken. Niemals“, erklärte er, und das Gefühl war so heftig, dass es ihn beinahe erstickte. „Wie kannst du so etwas nur denken?“
    Es dauerte eine Weile, bis Toby sich so weit beruhigt hatte, dass er antworten konnte. Schließlich legte er seinen Kopf an Jacks Schulter und hielt mit einer Hand den Aufschlag von Jacks Rock fest. Zwei Finger schob er sogar in eines der Knopflöcher, als könnte er sich damit noch sicherer halten.
    „Ich will nicht weggehen“, sagte er. Seine Stimme klang ängstlich.
    „Du wirst nicht weggehen“, sagte Jack. „Sollte ich in Zukunft von Kilverdale Hall weggehen müssen, dann wirst du mit Großmama und Hinchcliff hierbleiben, so wie immer. Oder vielleicht auch mitkommen. Ich werde dich niemals fortschicken, Toby. Niemals.“ Der bloße Gedanke allein erschien ihm so schrecklich, dass Jack seinen Sohn unwillkürlich fester hielt. Kein Wunder, dass Toby so aufgeregt war.
    „Warum sitzt du hier im Dunkeln?“, fragte Jack und versuchte, mit einer weniger beunruhigenden Frage zu beginnen. „Hmm? Isaac sagte, du hast eine Kerze?“
    „Da war eine S-Spinne. Als Isaac wegging. Ich ging zur Seite, und die Kerze fiel um. Ich hatte Angst, sie würde zu mir krabbeln.“ Toby verbarg das Gesicht in Jacks Rock.
    „Jetzt bin ich hier, und ich bin größer als alle Spinnen“, sagte Jack und war froh, dass die Kerze erloschen war und nicht alle Möbel in Brand gesetzt hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass dich irgendwer oder irgendetwas verletzt.“
    Auf seinem Pony war Toby völlig furchtlos. Aber er hatte eine starke Abneigung gegen Spinnen. Es war schrecklich, sich vorzustellen, wie er zitternd vor Grauen im Dunkel kauerte, nachdem die Kerze erloschen war.
    „Ich bin nicht dein richtiger Sohn“, sagte Toby.
    Jack war jetzt vollkommen ruhig. „Natürlich bist du das. Wer hat dir etwas anderes erzählt?“
    „Ich hörte, wie die Diener sprachen. Die, die zur Hochzeit gekommen sind …“
    Jack hatte sich so sehr auf das konzentriert, was die Klatschmäuler über ihn und Temperance sagen könnten, dass er nicht an die Möglichkeit gedacht hatte, jemand könnte Toby durch böswilliges Gerede verletzen.
    „Was hast du sie sagen hören?“, fragte er, als er sicher war, wieder in ruhigem Tonfall sprechen zu können.
    „Ich bin nicht dein wirklicher Sohn. Ich bin nur ein Bastard. Ein Bastard ist schlecht. Es bedeutet, dass du richtige Söhne bekommen wirst, jetzt, da du eine Gemahlin hast …“
    „Toby!“
    „Und – und du wirst mich wegtun, wie – wie einen alten Schuh!“ Toby klammerte sich so fest an Jacks Hals und Rock fest, als wollte er jeden Versuch seines Vaters unmöglich machen, ihn einfach so fortzugeben.
    „Nein.“ Mehr als diese eine Silbe brachte Jack nicht heraus, bis er sein Temperament wieder unter Kontrolle hatte.
    „Ich werde niemals der Duke of Kilverdale werden.“
    „Nein, das wirst du nicht“, meinte Jack ein wenig ratlos.
    Eleanor und er hatten oft versucht, das Toby zu erklären. Für ein so kleines Kind war es schwer, das zu verstehen, dennoch hielten sie es für richtig, dass er von Anfang an wusste, er würde niemals den

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