Die Braut des Wuestenprinzen
tun.“
Gerade hatte sie Roshan ins Bett gebracht. Nun stand sie in der Tür von Karims Büro. Er drehte sich zu ihr um und lächelte. „Was möchtest du denn tun?“
„Nein, ich möchte gern etwas tun, um zu helfen. Du kannst doch sicher Unterstützung gebrauchen. Kann ich dir vielleicht bei der Suche nach den Kaljuken helfen?“
„Das läuft inzwischen über Hausdurchsuchungen, die Polizisten und Soldaten durchführen.“
„Aber irgendetwas muss es doch geben. Wenn du keine Hilfe benötigst – meinst du, dass die Mädchenschule vielleicht eine weitere Lehrerin gebrauchen könnte?“
„Du bist Roshans Mutter. Das reicht.“
„Nein, das reicht nicht. Vielleicht in anderen Zeiten. Aber gerade herrscht ein Ausnahmezustand, und ich habe Kenntnisse und Fähigkeiten, mit denen ich helfen kann.“
„Aber warum? Warum willst du helfen?“, fragte er verwundert.
Da schnaubte sie wütend. „Wenn du mich doch nur ein einziges Mal verstehen würdest! Vor langer Zeit haben wir vereinbart, dass ich, wenn ich dich heirate, hier etwas Sinnvolles tun möchte. Es wird Zeit, dass ich endlich damit anfange!“
Er verstand sie tatsächlich nicht, das sah Elenor ihm an. „Aber das war, bevor du begonnen hast, dieses Land zu hassen!“, entgegnete er.
„Falls ich gesagt haben sollte, dass ich dieses Land hasse, so tut es mir leid. Ich habe sicherlich eine Menge Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe. Aber einerlei: Das ist lange her. Es ist dein Land und das Land meines Sohnes, und ob es dir gefällt oder nicht, mein Land ist es auch.“
Darauf schwieg er einen Moment. Dann sagte er: „Wenn du das wirklich ernst meinst, wüsste ich etwas, was du tun könntest. Wir brauchen jemanden, der sowohl die englische als auch die parvanische Sprache beherrscht. Aber es ist eine ziemlich umfangreiche Aufgabe.“
Sie durchquerte das Zimmer und setzte sich neben ihn. „Ja, ich meine es ernst. Erzähl mir, worum es sich handelt.“
„Demnächst trifft eine Abordnung vom Roten Kreuz ein. Sobald das Rote Kreuz einen Stützpunkt errichtet hat, werden weitere Hilfsorganisationen eintreffen. Sie werden die zerstörten Brunnen instandsetzen und sich auch ansonsten um den Wiederaufbau kümmern. Auch Ärzte ohne Grenzen schickt uns eine Abordnung von Medizinern. Meinst du, dass du es schaffst, die Hilfskräfte zu koordinieren?“
Das hörte sich nach einer gewaltigen Aufgabe an, und in diesem Tätigkeitsfeld besaß sie keinerlei Erfahrung. Aber zweifelsohne könnte sie damit einen wichtigen Beitrag leisten. „Das klingt gut“, antwortete sie.
Er griff nach einem Stapel Unterlagen und reichte ihn ihr. „Einige Berichte haben wir bereits erhalten. Aus ihnen geht hervor, welche Probleme in den entsprechenden Regionen bestehen. Nun muss abgeglichen werden, welche Hilfskräfte in den jeweiligen Gebieten gebraucht werden. Am schwierigsten ist es in den verminten Gebieten. Dort müssen zunächst die Minen entfernt werden. Anderenfalls dürfen die feiwilligen Helfer die Gebiete nicht betreten. Zwei Teams unserer eigenen Männer sind bereits damit betraut, aber die Räumarbeiten gehen langsam voran, und es kommt dabei häufig zu Unfällen. Eine Organisation hat uns jetzt Hilfe beim Räumen der Minen zugesichert. Sie sind sehr fortschrittlich ausgerüstet. Damit könntest du anfangen.“
„Geht es deiner Mutter gut, Dallia?“
Die dunklen Augen der Parvanerin weiteten sich vor Schreck. „Ja, Herrin, meiner Mutter geht es gut. Gepriesen sei Gott.“
„Also hat sie sich von ihrer Krankheit gut erholt?“
Schweigen.
„Deine Mutter war doch sehr, sehr krank, oder nicht? Ich erinnere mich daran, dass du ins Dorf zurückkehren musstest, um dich um die Familie zu kümmern.“
Plötzlich fiel das Dienstmädchen vor ihr auf die Knie und begann zu weinen. „Herrin, ich wollte nicht gehen! Er hatte mich gebeten, ganz besonders gut auf Euch zu achten, und ich habe geschworen, dass ich das tun würde. Aber sie haben mir gesagt, meine Mutter läge im Sterben, und mir etwas Geld und ein Maultier gegeben, damit ich schnell dort und auch schnell wieder zurück sein könnte.“
„Und deine Mutter? Dallia, bitte, erzähl“, bat Elenor, als sie sah, wie das Mädchen zögerte. „Bitte sag mir die Wahrheit.“
Dallia atmete tief durch und sah Elenor kurz an, bevor sie den Kopf senkte. „Meiner Mutter ging es gut. Sie hatte mir keine Nachricht geschickt. Ich bin auf der Stelle zurückgekehrt, aber als ich im Palast ankam, wart ihr bereits
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