Die Braut fuer eine Nacht
nach dem Schlüssel. Der Gedanke, dass der Abend vorbei sein sollte, machte sie traurig.
„Du kannst mit reinkommen, wenn du möchtest."
Erst Steves Schweigen brachte ihr zum Bewusstsein, welche Worte ihr da entschlüpft waren und wie er ihre Aufforderung deuten musste. So hatte sie es nicht gemeint. Tief in ihrem Inneren wusste sie allerdings, dass sie sich Steve nicht widersetzen würde, wenn er versuchte, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Der Gedanke, dass Steve Delany ihr erster Liebhaber sein könnte, war unheimlich aufregend.
„Besser nicht." Seine Stimme war ganz leise. Anscheinend bemühte er sich absichtlich, ihr nicht näher zu kommen.
„Auf einen Kaffee, meinte ich", versicherte sie ihm schnell. Sie hatte die Tür geöffnet und trat jetzt in ihr Zimmer. „Ich ... ich bin ein bisschen nervös wegen morgen."
„Das brauchst du nicht." Er zögerte einen Augenblick, dann folgte er ihr ins Zimmer.
Sie bestellte beim Zimmerservice eine Kahne Kaffee, dann zog sie ihre Sandalen aus und lief barfuss über den dicken Teppich. Steve lächelte, als sie bemerkte, dass er sie beobachtete.
„Was ist denn so komisch?"
„Du. Du bist so niedlich."
Niedlich! dachte Kelly. Pudel sind niedlich. Und Babys und Kätzchen. Donatella Marciano ist nicht niedlich. Sie ist sexy, aufregend und geheimnisvo ll.
Kelly wollte nicht niedlich sein, sie wollte eine Frau von Welt sein. Aber das bin ich nicht, damit muss ich wohl leben, dachte sie.
„Darf ich den Fernsehapparat einschalten?" fragte Steve.
„Sicher."
Die Elfuhrnachrichten hatten gerade begonnen, die Nachrichtensprecherin verkündete freudig: „Die Topmeldung des heutigen Abends ist die bevorstehende Hochzeit des Schauspielers Steve Delany ..."
„Wie bitte?" fragte Steve.
Sie starrten beide auf den Bildschirm.
„Ray, der neben mir steht, teilt Ihnen gleich Näheres davon mit."
Erschrocken betrachteten sie Ray, den Verkäufer im Juweliergeschäft, der den Zuschauern erzählte, dass Steve Delany mit Braut in seinem Laden den Verlobungsring und die Eheringe gekauft hatte. Begeistert berichtete er, wie verliebt die beiden zu sein schienen.
Dann unterhielt sich der Reporter mit der Floristin des Hotels über die Blumen, die für die Hochzeitsfeier bestellt worden waren. Es wurde darüber spekuliert, ob es stimmte, dass der Multimillionär Dimitri Alexandros etwas damit zu tun hatte. War Kelly seine Geliebte gewesen? Oder war sie vielleicht sogar seine Tochter?
„Das ist ja nicht zu fassen!" flüsterte Kelly.
„Doch, doch, und ich hätte es mir eigentlich denken können", gab Steve leise zurück.
Er schien wütend zu sein.
Kelly hatte gerade die Tür wieder hinter dem Kellner geschlossen, der ihnen den Kaffee gebracht hatte, da erklärte der Reporter: „Und jetzt wollen wir uns einmal ansehen, woher die geheimnisvolle Braut überhaupt kommt."
Sie kannten Kellys Namen, wussten, dass sie in Los Angeles wohnte.
Sie mache auf Hawaii Urlaub und habe hier Steve zufällig kennengelernt. Nein, niemand glaubte, dass die beiden einander schon länger kannten.
„Das ist ja das Haus, in dem ich wohne!" rief Kelly erschrocken aus.
Die Kamera zeigte das Haus, während der Reporter berichtete, wo Kelly zur Schule gegangen war, wo sie gearbeitet hatte. Keine Einzelheit wurde ausgelassen.
Und dann sah sie das Haus ihrer Tante in Hollywood. Reporter drängten sich auf der Veranda, dann erschien plötzlich Bette an der Tür, in einem schicken Jackenkleid, das sie sicher in einem Secondhandladen gekauft hatte, das aber an ihr wie ein Modell von Chanel wirkte.
„Meine Herren, meine Herren, bitte!" bat sie mit ihrer rauchigen Stimme. „Ich werde Ihnen gern ein paar Fragen. beantworten, aber nicht, wenn Sie sich wie eine Horde wilder Tiere benehmen!"
Steve lehnte sich in seinem Sessel zurück. Jetzt schien er sich köstlich zu amüsieren.
Selbst Kelly musste lächeln. Wenn es überhaupt jemanden gab, der die Situation noch retten konnte, dann war es ihre Tante.
„Wo haben Steve und Kelly sich kennengelernt?" Ein Reporter hielt ihr das Mikrofon an den Mund.
Bette blickte direkt in die Kamera, sie schien überhaupt nicht verlegen zu sein. „Ich habe gerade heute morgen mit meiner Nichte telefoniert", erzählte sie. „Soviel ich weiß, fand ihre erste Begegnung mit dem netten Mr. Delany am Strand statt."
„Und die Hochzeit..."
„... wird nur im engsten Kreis gefeiert. Sehr romantisch, finden Sie nicht auch?"
„Kommt das alles nicht ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher