Die Braut fuer eine Nacht
oberen Stockwerk.
Steve schien abgelenkt, und Kelly überlegte, ob er es etwa schon bedauerte, sich mit ihr eingelassen zu haben.
„Wie hast du eigentlich mit dem Schreiben angefangen?" fragte er plötzlich.
„Ich habe mir für meine Schwester immer Gutenachtgeschichten ausgedacht. Aber das bedeutet nicht, dass die Leute bei meinen Geschichten einschlafen sollen."
Er lächelte sie an, und sie erzählte weiter.
„Colleen konnte von meinen Geschichten nie genug bekommen. Eines Tages schlug sie vor, ich solle ein Buch schreiben. Und das habe ich dann eben getan."
„Wo ist das Buch?"
„Unter meinem Bett. Und da wird es auch bleiben."
„Wovon handelt es?"
„Von Vampiren. Sie besetzen ein Filmstudio und schließlich ganz Hollywood."
„Ah, ich liebe Geschichten, die dem wahren Leben nachempfunden sind. Ich würde das Buch gern mal lesen."
Kelly lachte. „O nein, es ist - einfach Schrott."
Jetzt musste auch Steve lachen. Kelly fand sein Lachen ungemein sympathisch,
„Und warum schreibst du jetzt Drehbücher?" fragte er weiter.
„Was soll man in Los Angeles anderes schreiben? Nein, es war so: Bei einem Kurs an der Uni stellte ich fest, dass mir diese Sparte liegt, das ist alles." Sie wechselte das Thema. „Wann hast du dich entschlossen, Schauspieler zu werden?"
„Was soll man in Los Angeles anderes tun?" konterte Steve. „Aber das Drehbuch, das du mir gegeben hast, handelt nicht von Vampiren, oder?"
„Nein." Kelly lächelte. „Es ist ein Thriller. Eine junge Frau liefert einem großen Studio ein Drehbuch, und alles, worüber sie geschrieben hat, passiert dann auch in der Wirklichkeit. Es ist sehr spannend." Nicht halb so spannend wie dieser Abend mit dir, dachte sie dabei.
Sie musste Steve immer wieder ansehen. Er flirtete mit ihr, und sie wusste das, dennoch fühlte sie sich bei ihm sicher. Sie lächelte.
„Was ist? Woran denkst du?"
„Ich kann es nicht fassen, dass ich mit einem Mann zu Abend esse, der so sexy ist."
„Fang bloß nicht mit solchem Unsinn an."
„Magst du nicht, dass ich das ausspreche? Hast du nicht die Umfrage über die einsame Insel gelesen?"
„Mein Agent hat mir die schlimmsten Teile davon vorgelesen."
„Aber das Ergebnis ist doch sehr schmeichelhaft für dich, findest du nicht?"
„Wenn all diese Frauen mich morgens sehen könnten, bevor ich meine erste Tasse Kaffee getrunken habe, würden sie schreiend davonlaufen."
„Die Umfrage vom letzten Jahr hat mir noch besser gefallen", neckte ihn Kelly.
„Oh, bitte, hör auf!" '
„Überleg doch mal: Siebenundachtzig Prozent der amerikanischen Frauen denken an dich, während sie mit ihren Männern schlafen."
„Das ist wirklich erschreckend."
Kelly kicherte. „Ich bin sicher, du würdest sie nicht enttäuschen."
Als sie später wieder in seinem Wagen saßen, um zum Hotel zurückzufahren, dachte Kelly daran, wie geschickt Steve es vermieden hatte, über sich selbst zu erzählen. Was sie von ihm wusste, hatte sie in den Zeitungen gelesen. Seine Eltern lebten in Oregon.
Er hatte drei Geschwister und mehrere Nichten und Neffen, und die ganze Familie war begeistert über seine Erfolge. Oft floh er in seine Heimatstadt am Meer, um dem Trubel, den das Filmgeschäft mit sich bringt, zu entgehen. Es hieß, er wünsche sich sehr, eines Tages eine eigene Familie zu gründen.
„Das einzige, was mir am japanischen Essen nicht gefällt, ist, dass es keinen guten Nachtisch gibt", unterbrach Steve Kellys Gedanken.
„Die Japaner leben eben sehr gesund."
„Hast du nicht auch Appetit auf etwas Süßes? Lass dich überraschen."
Als sie in Honolulu ankamen, hielt Steve vor einem kleinen italienischen Cafe gleich am Strand. Kurz darauf brachte er zwei Stücke Käsekuchen mit Mangosoße.
Kelly nahm einen Bissen und schloss vor Entzücken die Augen. All das war so wunderbar. In den letzten Jahren hatte sie ziemlich wenig Spaß gehabt. Sie fühlte, dass Steve ein Mensch war, der viel Spaß hatte, ganz gleich, wo er sich gerade aufhielt oder was er tat.
Sie fand das Zusammensein mit ihm unheimlich romantisch, und sie wünschte sich, Steve würde sich wenigstens ein klein wenig in sie verlieben. Aber nach dem, was er ihr über Donatella und das wilde Wochenende mit dieser Braut in dem kleinen italienischen Dorf erzählt hatte, sah es nicht so aus, als könne ihr Wunsch in Erfüllung gehen. Sie war einfach nicht sein Typ.
Im Hotel brachte Steve sie bis an ihre Zimmertür. Mit zitternden Fingern suchte Kelly in ihrer Tasche
Weitere Kostenlose Bücher