Die Braut fuer eine Nacht
gingen seine Gefühle für sie immer wieder in eine andere Richtung.
Zuerst war sie das herzerfrischende junge Mädchen gewesen, das über seinen Balkon geklettert war. Dann erschien sie ihm verführerisch, und er hätte nichts gegen eine kurze Affäre mit ihr gehabt. Danach hatte sie sich in eine Frau verwandelt, die ihn zum Lachen brachte und dazu anregte, die heitere Seite im Leben zu sehen. Er mochte Kelly wirklich sehr.
Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihr zu schlafen.
Aber seit sie ihm gesagt hatte, sie sei noch Jungfrau, war wieder alles anders geworden: Jetzt war sie für ihn unberührbar. Sie wollte nur mit einem Mann schlafen, der sie liebt, und er liebte ja sie nicht.
Ich verliere den Verstand. Wenn diese Hochzeitsreise vorbei ist, habe ich bestimmt so oft kalt geduscht, dass ich verschrumpelt bin wie eine Rosine, dachte er.
Er blickte auf Kelly, die wie ein Baby in seinen Armen schlief. Seufzend löste er sich von ihr und stand auf. Eine Minute später wurde die Stille in der Suite vom Rauschen der Dusche unterbrochen.
Dimitri war wütend auf Donatella. Er verlangte, dass sie sich beim Frühstück bei Kelly entschuldigte.
Donatella gehorchte, aber Kelly wusste, dass die Italienerin sauer auf sie war und auch auf Steve, weil er für seine Frau eintrat.
Kelly riet Steve davon ab, sofort abzureisen. Am Nachmittag machte sie mit Dimitri einen Spaziergang an Deck und fragte ihn dabei nach Donatella aus.
„Warum hasst sie mich nur so sehr?" wollte sie wissen.
„Weil Sie den Mann haben, den sie sich wünscht", antwortete Dimitri.
„Sie will Steve?"
„Sie will ihn schon lange."
Einen Augenblick dachte Kelly über ihre nächste Frage nach. „Stört Sie das denn nicht?"
„Mich stört so leicht gar nichts mehr."
Eine rätselhafte Antwort, mit der Kelly sich nicht zufrieden gab. „Warum?" fragte sie.
„Seit Tina nicht mehr da ist, habe ich auch kein Herz mehr."
Christina Andropolis, Dimitris dritte Frau. Er war schon fünfundvierzig gewesen, sie erst neunzehn, als er sie heiratete. Sie war als Tochter eines Bauern geboren. Als Dimitri sie in einem griechischen Dorf zum ersten Mal sah, ging sie gerade mit ihrem kleinen Bruder spazieren. Sie war atemberaubend schön, und er hatte sie auf Anhieb haben wollen.
Sein Werben um dieses Mädchen hatte die Presse in Atem gehalten. Alle hatten sich darüber ausgelassen, dass dieser internationale Geschäftsmann sich mit einer Bauernfamilie, von der kein einziges Mitglied lesen und schreiben konnte, zu Tisch setzte.
Doch Dimitris Entschluss stand fest. Langsam hatte er Tinas Vater für sich gewonnen, dann ihre Mutter und endlich auch ihre Großmutter. Und als er schließlich um Tinas Hand anhielt, hatte man sie ihm gewährt.
Dimitri hatte seine junge Braut angebetet, und Tina war geblieben, was sie war: eine unverdorbene, freundliche Frau. Genau neun Monate nach der Hochzeit hatte sie ihm sein fünftes Kind geschenkt, einen Sohn. Sie tauften den Jungen auf den Namen Stefanos.
Eine Zeitlang hatten die Götter auf Dimitri und seine junge Familie herabgelächelt, und er war grenzenlos glücklich.
Dann waren Tina und der kleine Stefanos bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Damals hatte die ganze Welt mit Dimitri getrauert, Kelly konnte sich noch gut daran erinnern.
„Alles Geld auf Erden kann ihm seine wunderschöne Frau und seinen kleinen Sohn nicht wiedergeben", hatte Tante Bette damals gesagt. „Denk daran, Kelly, wenn du glaubst, dass Geld glücklich macht, denn das tut es nicht."
Jetzt, wo Kelly diesen Mann ein wenig besser kannte, begriff sie, warum er sich immer mit so vielen Leuten umgab. Seine einsamen Abende mussten schrecklich sein. Es gab kein Entkommen vor seinen Erinnerungen.
Plötzlich schämte sie sich. „Es tut mir leid, ich hätte nicht so viel Aufhebens von der Sache machen sollen ..."
„Sie hatten alles Recht dazu", unterbrach Dimitri sie. „Das eheliche Schlafzimmer ist ein heiliger Ort, er muss respektiert werden. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass Donna sich bei Ihnen entschuldigt."
„Danke, Dimitri."
„Donna weiß nicht, wie sie mit Ihnen dran ist, Kelly", fuhr Dimitri fort. „Sie sind so ganz anders als die Frauen, die sie kennt. Und es frustriert sie, dass sie nicht verstehen kann, warum Sie und Steve geheiratet haben."
Kelly schwieg und wartete darauf, dass er weitersprach.
„Ich will ganz ehrlich sein. Am Anfang habe ich es auch nicht verstanden. Ich kenne Steve schon sehr
Weitere Kostenlose Bücher