Die Braut fuer eine Nacht
geworden war ...
Sie trat in die Dusche und stellte das Wasser an. Als sie sich einseifte, bemerkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
Sie ließ die Seife fallen, lehnte sich gegen die kühlen Kacheln und schluchzte.
Steve wachte mit einem Gefühl des Wohlbehagens auf. Er reckte sich und griff dann neben sich nach Kelly. Am liebsten hätte er sie gleich noch einmal geliebt, doch er wollte sie nicht überfordern.
Sie war nicht da.
Er lächelte, als er das Wasser der Dusche rauschen hörte. Wahrscheinlich war sie noch ein wenig scheu nach der letzten Nacht. Er musste ihr versichern, dass alles in Ordnung war. Was er für sie fühlte, kam der Liebe gefährlich nahe.
Er würde ihr die Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit. Heute noch.
Ein befreiender Gedanke. In der letzten Nacht, neben Kelly im Bett, hatte er begriffen, dass er sie nie wieder gehen lassen würde.
Er brauchte sie, und dieser Gedanke machte ihm angst.
Er ... liebte sie. Und er würde gegen Himmel und Hölle kämpfen, um sie nicht wieder zu verlieren.
Steve stand auf und reckte sich noch einmal, dann ging er ins Bad. Gerade wollte er die beschlagene Tür zur Dusche öffnen, da hörte er Kelly schluchzen.
Alles in ihm zog sich zusammen, während er sich vorzustellen versuchte, was sie fühlte. Der Gedanke daran, was er ihr genommen hatte, beschämte ihn.
Dass sie sich ihm praktisch an den Hals geworfen, ihn verrückt gemacht, in Versuchung geführt und von ihm verlangt hatte, mit ihr zu schlafen, spielte dabei keine Rolle. Es gab absolut keine Entschuldigung für das, was er getan hatte.
Langsam ging er rückwärts aus dem Bad. Kellys Schluchzen zerriss ihm das Herz.
.
„Ah, eine Frau so zu lieben, dass man dafür eine Tür aufbricht!" Dimitri lächelte Kelly über den Frühstückstisch hinweg an, und es gelang ihr, sein Lächeln zu erwidern.
„Das mit der Tür tut mir leid."
„Unsinn! Ich bin froh, dass ihr euren Streit beigelegt habt. Sehen Sie, ich hatte doch recht."
Kelly konzentrierte sich auf ihr Croissant und wechselte das Thema. „Wo ist eigentlich Donatella? Ich habe sie heute morgen noch nicht gesehen."
„Ich habe sie in der Taverna gelassen."
„Wie bitte?" Eine Sekunde lang vergaß Kelly sogar Steve. „Was ist denn passiert?"
„Sie war verrückt nach einem der Kellner und benahm sich unmöglich. Ich kann es nicht dulden, dass eine Frau mich zum Gespött der Leute macht, deshalb habe ich mit ihr Schluss gemacht."
Kelly dachte nach. Dimitri sah so gefasst aus, als würde er jeden Tag eine zehn Jahre alte Beziehung beenden.
„Sind Sie ... ich meine - wie fühlen Sie sich?"
„So gut wie seit Jahren nicht mehr!" Dimitris dunkle Augen blitzten. „Ich hätte schon vor langer Zeit Schluss machen sollen, aber Donna war für mich im Laufe der Zeit zur Gewohnheit geworden. Eine sehr teure Gewohnheit."
„Wie werden Sie die Trennung überstehen?" erkundigte sich Kelly mitfühlend.
„Oh, ich werde es überleben. Und vielleicht gibt es meinem Leben einen neuen Sinn, wenn ich noch einmal nach der richtigen Frau suche." Er seufzte. „Ich beneide Steve.
Seine Suche ist vorbei, er hat die perfekte Frau gefunden."
Kelly spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Sie kämpfte dagegen an.
„Wenn Steve Sie nicht bereits zu seiner Braut gemacht hätte, wäre ich mit meinen Absichten Ihnen gegenüber sehr deutlich geworden, das wissen Sie doch, nicht wahr, Kelly?"
„Ich weiß."
„Aber jetzt sehe ich Sie als gute Freundin, als Mitglied meiner kleinen Familie. Es gibt nicht viele Menschen, denen ich so etwas sage."
Kelly lächelte ihn an, glücklich über dieses Freundschaftsbekenntnis. „Danke, Dimi.
Ich empfinde für Sie genauso", erwiderte sie.
„Wenn Sie also irgend etwas brauchen ..."
Wieviel sehen diese dunklen Augen wirklich? fragte sich Kelly. Aber obwohl sie sich verzweifelt danach sehnte, mit jemandem über das zu sprechen, was zwischen ihr und ihrem Mann geschehen war, wollte sie doch Steves Vertrauen nicht missbrauchen.
„Ich weiß." Sie zwang sich, ruhig zu bleiben und den Blicken des älteren Mannes nicht auszuweichen. „Und wenn Sie etwas brauchen, dürfen auch Sie nicht zögern, mich darum zu bitten."
„Ich brauche nur eine gute Frau."
Kelly lächelte ihn an. „Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann."
Nach dem Frühstück stand Kelly an der Reling und blickte aufs Meer.
Warum hatte sie nur diesen dummen Liebestrank in Steves Kaffee gegossen? Wie hatte sie glauben können, dass
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