Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
Vom Netzwerk:
Ernst, Robert. Schau dich mal an. Du hast in den letzten paar Jahren bestimmt zehn Kilo zugenommen. Du solltest weniger essen und ein bisschen Sport treiben.»
    «Wenn das Wetter es zulässt, fahre ich jeden Tag mit dem Rad ins Büro», sagte er.
    «Ja, wenn das Wetter es zulässt. Aber dann reicht das eben nicht. Dann musst du mehr tun.»
    Sie schwieg einen Moment. Dann setzte sie nach. «Was ist nun eigentlich mit Tereza?», fragte sie.
    Marthaler schaute sie entgeistert an. «Kerstin, bitte. Das ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt.»
    «Es gibt für einen Mann nie den richtigen Zeitpunkt, sich unbequemen Fragen zu stellen.»
    Marthaler wurde sauer. Aber er wusste, dass Kerstin Henschel Recht hatte. Er überlegte kurz, dann beschloss er, ihr die Wahrheit zu sagen. «Ich habe vergessen, sie vom Flughafen abzuholen.»
    Kerstin sah ihn an. «Sie war über drei Jahre weg, und du vergisst einfach, sie abzuholen.»
    Marthaler senkte den Kopf und stocherte in seinem Salat. «Sie hat sich bislang noch nicht gemeldet. Aber jetzt habe ich ihre Adresse. Ich bringe das in Ordnung.»
    Kerstin Henschel schüttelte den Kopf. «Nein, Robert, so leicht wirst du gar nichts in Ordnung bringen. Ihr habt euch lange nicht gesehen. Sie hat drei Jahre lang ihr eigenes Leben gelebt. Warum sollte sie scharf darauf sein, es jetzt mit jemandem zu teilen, der sie bei der erstbesten Gelegenheit einfach vergisst.»
    «Was meinst du damit: Sie hat ihr eigenes Leben gelebt?»
    «Dass sie andere Männer gehabt hat, das meine ich. Sie ist   … wie viel   … zwölf Jahre jünger als du? Meinst du, sie hat darauf gewartet, dass ihr übergewichtiger Hauptkommissar aus Deutschland sie ein paarmal im Jahr besucht, um ihr spannende Geschichten aus seinem Berufsalltag zu erzählen?»
    Marthaler fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wolle er den Gedanken beiseite wischen. «Ja», sagte er ausweichend, «vielleicht hast du Recht, unsere Geschichte ist nicht unkompliziert.»
    Kerstin Henschel prustete los. Sie lachte so hemmungslos, dass zwei der Kantinenfrauen sich umdrehten und erstaunt zu ihnen herübersahen.
    «Kerstin, bitte.» Marthaler reichte ihr eine Serviette. Der Auftritt seiner Kollegin war ihm peinlich. Es dauerte eineWeile, bis sie sich beruhigt hatte. Schließlich sah sie ihn lächelnd an.
    «Entschuldige bitte, Robert. Aber diesen Satz habe ich erwartet. Doch du täuschst dich schon wieder. Nichts ist kompliziert. Liebst du sie oder liebst du sie nicht? Ja oder nein? Liebt sie dich oder liebt sie dich nicht? Das sind zwei einfache Fragen, auf die es zwei einfache Antworten gibt. Kompliziert wird es nur, wenn man ihnen ausweicht. Und darin bist du Weltmeister.»
    Marthaler nickte. Er fühlte sich erschöpft, aber er war auch erleichtert. Er wusste, dass sich Kerstin Henschel in letzter Zeit Gedanken über ihn gemacht hatte, und er war froh, dass sie diese Gedanken jetzt ausgesprochen hatte. Allerdings erstaunte ihn auch, wie freimütig sie über ein solches Thema reden konnte. Und wie genau sie alles auf den Punkt brachte. Es schien, als ob er ihrem Urteil nicht entkommen könne. Und er begann zu ahnen, dass er seine Kollegin in der Vergangenheit manchmal unterschätzt hatte.
    «Und was ist   … mit Manfred und dir?» Er stellte die Frage zögernd. Er wollte nicht, dass es so aussah, als würde er von seiner eigenen Geschichte ablenken.
    «Ach, Robert, wenn das mal so   …» Kerstin Henschel unterbrach sich selbst. Und jetzt war es Marthaler, der lachte.
    «Wolltest du sagen: Wenn das mal so einfach wäre? Wolltest du womöglich sagen, dass es kompliziert ist?»
    Er hatte erwartet, dass sie sich ertappt fühlen würde durch seine ironische Frage. Stattdessen nickte sie. «Ja, das will ich sagen. Ich fürchte, bei uns ist es tatsächlich nicht ganz einfach. Lass uns darüber wirklich mal bei einem Bier reden, okay? Du kannst ja ein Diät-Bier nehmen. Und   … ehrlich gesagt, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt mit dir darüber reden kann. Eigentlich will ich dich da nicht mit reinziehen.»
    Mit einem Mal merkte Marthaler, wie seine Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Er schaute nach unten in den Saal. Er sah Herrmann, den Chef der Mordkommission, der allein an einem der Tische am Fenster saß. Von hinten näherte sich ihm ein Schutzpolizist, der unentschlossen wirkte.
    «Guck mal, kennst du den?», fragte Marthaler. Unwillkürlich hatte er die Stimme gesenkt.
    «Wen meinst du, Herrmann?», fragte

Weitere Kostenlose Bücher