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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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gewagte Dessous?»
    Er schüttelte den Kopf.
    Kerstin Henschel warf einen Seitenblick zu Marthaler und hob die Augenbrauen. «Sagen Sie uns bitte die Wahrheit, wir haben solche Wäsche im Kleiderschrank Ihrer Verlobten gefunden.»
    Holger Assmann hatte beide Fäuste geballt. Er machte sich keine Mühe mehr, seine Wut zu verbergen: «Verdammtnochmal, was wollen Sie von mir? Wollen Sie mich unbedingt demütigen? Ich habe Ihnen gesagt, dass ich wenig Erfahrung mit Frauen habe. Ich habe keinen Vergleich. Trotzdem bin ich kein Idiot. Nein, Gabriele trug keine Reizwäsche, wenn wir zusammen waren. Sie hat mich danach gefragt, aber ich mag das nicht. Nein, ich glaube nicht, dass wir ungewöhnliche Dinge gemacht haben. Ich glaube, dass alles ganz normal war.»
    Marthaler merkte, dass sie an einem Punkt angelangt waren, wo sie nicht weiterkommen würden. Er gab seiner Kollegin das Zeichen, die Vernehmung zu beenden. Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    «Kann ich jetzt gehen?», fragte Holger Assmann. Seine Stimme klang ermattet, seine Haut war fahl. Die Befragung schien ihn auch noch den letzten Rest seiner Kraft gekostet zu haben.
    «Ja, das können Sie», sagte Marthaler. «Sollte Ihnen doch noch ein Name einfallen, rufen Sie mich bitte gleich an   … Ein Kollege wird Sie zu Ihrem Wagen bringen.»
    Aber Assmann lehnte ab. Er wollte sich lieber ein Taxi nehmen. Er zog seinen Mantel über, nickte den beiden Polizisten zu und verließ das Vernehmungszimmer.
    «Ach, Herr Assmann, eine Sache noch. Hat Ihre Verlobte je über einen Streit berichtet, den sie mit ihren Eltern hatte?»
    Assmann sah Marthaler an. Sein Blick wirkte, als komme er direkt aus dem Schattenreich. Er nickte. «Ja, das hat sie.»
    «Und hat sie irgendetwas über die Gründe für diesen Streit geäußert?»
    «Ihren Eltern hat das Leben nicht gepasst, das Gabi führte. So hat sie es ausgedrückt.»
    «Haben Sie eine Vorstellung, was damit gemeint gewesen sein könnte.»
    «Nein, Herr Kommissar, ich habe keine Idee.»
    Assmann wandte sich ab und lief langsam den Gang hinunter. Robert Marthaler sah ihm nach. Mit hängenden Schultern entfernte sich der unglückliche Zeuge in Richtung Aufzug.
     
    «Musste das sein?», fragte Marthaler, als er mit seiner Kollegin wieder allein war. «Musstest du ihn wirklich so in die Enge treiben, ihn so in Verlegenheit bringen?»
    Kerstin Henschel wurde blass. Sie sah ihn fassungslos an. «Robert, das ist nicht dein Ernst! Ich rackere mich hier ab und versuche diesem verklemmten Muttersöhnchen die Würmer aus der Nase zu ziehen, und dann machst du mir Vorwürfe.»
    «Entschuldige, so war es nicht gemeint. Aber dieser Mann hat gerade alles verloren, was ihm lieb war. Ich wollte dich nicht kritisieren, ich kann nur einfach nachfühlen, was im Augenblick in ihm vorgeht. Ich mache mir Sorgen um ihn. Ich habe mir vorgestellt, wie er jetzt mit dem Taxi zurück zum Tatort gebracht wird, wie er vor dem Haus seiner Verlobten steht, in seinen Wagen steigt und allein über die Autobahn zurück nach Köln fährt.»
    Kerstin Henschel nickte, aber sie hätte genauso gut den Kopf schütteln können. Sie schien keineswegs besänftigt.
    «Na prima», sagte sie, «dann bist du also mal wieder der Gute! Aber so geht das nicht. Bei allem Mitgefühl: Wir haben unseren Job zu erledigen. Und schließlich warst du es, der mir beigebracht hat, dass die alte Regel noch immer gilt, dass bei jeder Vernehmung einer den bösen Bullen spielen muss. Und da du nur daneben gesessen und die Zähne nicht auseinander bekommen hast, kannst du ganz beruhigt sein: Dich wird er sicher in guter Erinnerung behalten.»
    Marthaler lächelte. «So ist das eben. Wenn einer den Bösen spielt, muss der andere der Gute sein.»
    Es sah so aus, als wolle Kerstin Henschel ihrer Verärgerungerneut Luft machen. Aber dann entspannte ihr Gesicht sich langsam.
    «Ja», sagte sie. «Da hast du wohl Recht.»
    Marthaler sah sie an. «Du hast dich verändert», sagte er.
    «Oh, Mann, sag du mir das nicht auch noch.»
    «Aber es stimmt.»
    Kerstin Henschel nickte. «Ich weiß. Ich bin härter geworden, nicht wahr.»
    Er konnte ihr nicht widersprechen. «Aber auch mutiger», sagte er. «Und genauer. Jedenfalls haben wir durch deine Fragen einiges über Gabriele Hasler erfahren, was wir vorher nicht wussten.»
    «Wenigstens siehst du das ein.»
    «Ja», sagte Marthaler und zog seinen Mantel über. «Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das alles zu bedeuten hat. Ich kann mir noch immer

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