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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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sie eine kleine Stehlampe an. Sie lagen nebeneinander und schauten an die Decke.
    «Was ist mit deinem Rücken passiert?», fragte sie.
    «Nichts. Ich bin gefallen.»
    Sie fragte nicht weiter nach. «Jetzt haben wir das gemacht, was alle Säugetiere miteinander tun», sagte sie dann.
    Marthaler wartete, dass sie weitersprach.
    «Und?», fragte er schließlich.
    «Können wir trotzdem versuchen, in Zukunft wie halbwegs anständige Menschen miteinander umzugehen? Ich meine: mit ein wenig Respekt.»
    Marthaler lachte leise. «Ja», sagte er, «sicher. Meinst du, es war ein Fehler?»
    Es verging eine Weile, bis sie antwortete. «Für mich nicht», sagte sie, «ich bin alleine. Für dich vielleicht, das musst du wissen. Egal ist es jedenfalls nie.»
    Marthaler nickte. «Trotzdem», sagte er, «ich kann dich leiden.»
    Sie lächelte. «Schön. Wenn du nur nicht anfängst, mich zu lieben.»
    «Ich bin dir zu dick?», fragte er.
    «Zu alt», sagte sie.
    «Und zu dick?»
    «Ein bisschen zu kräftig.»
    Beide mussten lachen.
    Zehn Minuten später stand Marthaler angekleidet im Wohnungsflur. «Du bist nicht böse, wenn ich jetzt gehe?»
    «Nein», sagte sie. «Ist sowieso ohne Frühstück.»
    Er überlegte, aus welchem Film er diesen Satz kannte. Als er sie fragen wollte, unterbrach sie ihn: «Ist auch ohne Diskussionen.»
    Jetzt fiel es ihm ein. «‹Solo Sunny›», sagte er, «von Konrad Wolf. DDR 1980.»
    Sie nickte. «Das Jahr weiß ich nicht, aber der Rest stimmt. Toller Film   … Hättest du etwas dagegen, wenn wir uns künftig wieder bei unseren Nachnamen nennen?»
    Marthaler fuhr ihr mit dem Zeigefinger über die Schläfe: «Ich wünsch dir eine schöne Nacht, Thea Hollmann», sagte er.
    «Ich Ihnen auch, Herr Hauptkommissar.»

ELF
    Marthaler schlief noch, als es am nächsten Morgen an seiner Tür klingelte. Er versuchte, das Geräusch in seinen Traum einzubauen. Er drehte sich um; sein Rücken schmerzte noch immer. Das Klingeln wiederholte sich. Schließlich öffnete Marthaler die Augen. Er stand auf, ging zur Wohnungstür und drückte auf den Öffner. Dann zog er sich einen Bademantel über.
    Im Hausflur stand ein Mann, der ihm wie ein flüchtiger Bekannter vorkam, dessen Name ihm nicht einfiel. «Ich möchte mit Ihnen reden, Herr Marthaler.»
    «Ja, bitte?»
    «Darf ich reinkommen?»
    Marthaler wollte den Mann gerade abweisen, als er ihn endlich erkannte. Es war Maurer, der blonde Freund von Tereza. Der Mann, den er gestern geschlagen hatte. Mit einem Mal war er wach. «Hören Sie, wenn Sie mich anzeigen wollen, tun Sie das. Ich weiß nicht, was es zu reden gibt. Ich könnte mich bei Ihnen entschuldigen, aber ich bin mir keineswegs sicher, ob ich das möchte.»
    Diesmal lächelte der Blonde nicht. «Nein», sagte er, «das interessiert mich alles nicht. Mich interessiert Tereza. Darüber möchte ich mit Ihnen reden.»
    «Na bitte», erwiderte Marthaler, «dann ist doch alles in Ordnung. Tereza scheint sich ja auch für Sie zu interessieren.»
    Der Mann blieb ruhig. «Ich fürchte, das Ganze ist ein Missverständnis. Ich bin verheiratet. Meine Frau und Tereza haben sich in Madrid kennen gelernt. Als Tereza vor zweiTagen auf dem Flughafen stand und nicht wusste, wo sie hinsollte, hat sie angerufen und gefragt, ob sie ihr Gepäck bei uns abstellen kann. Seitdem wohnt sie im Arbeitszimmer meiner Frau, die noch in Spanien ist.»
    Marthaler war zu überrascht, um etwas erwidern zu können. Er öffnete die Tür ein Stück weiter und ließ den Mann in die Wohnung. Er führte ihn in die Küche und bat ihn zu warten.
    Als er sich angezogen hatte, kochte er Kaffee, stellte zwei Tassen auf den Tisch und setzte sich. «Bitte, ich höre.»
    «Sie müssen mit Tereza reden   …», sagte Maurer.
    «Ah ja? Gestern wollten Sie aber genau das verhindern.»
    «Tereza war es, die nicht mit Ihnen reden wollte. Und ich kann sie verstehen.»
    «Und? Was hat sich seit gestern Abend geändert?»
    «Dass ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht, sondern mich stattdessen mit ihr unterhalten habe. Tereza ist sauer auf Sie. Und sie hat jedes Recht dazu.»
    Marthaler schaute auf den Tisch, ohne etwas zu sagen. Nur langsam begriff er, was er angerichtet hatte. «Sauer weswegen? Weil ich nicht am Flughafen stand oder weil ich Sie geschlagen habe?»
    «Hören Sie, das Ganze geht mich nichts an. Ich will nur   …»
    «Genau», erwiderte Marthaler. «Das Ganze geht Sie nichts an. Dann frage ich mich allerdings, warum Sie hier sitzen.»
    Maurers

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