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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Rolle, als wir dort ankamen und die Tote im Hof fanden   … Und was ist mit dieser Freundin? Mit Stefanie Wolfram? Wissen Sie immer noch nicht, wo sie ist?»
    Marthaler schaute zuerst Steinwachs an, dann wandte er seinen Blick zu Toller. Seine Stimme wurde scharf: «Was soll das heißen, Toller, woher weiß Steinwachs davon? Das sind Ermittlungen, die nur das Team etwas angehen.»
    Der Wirt kam an ihren Tisch und stellte das Bier vor Marthaler auf den Tisch. Er schaute ihn mit strenger Miene an, als wolle er ihn zur Ruhe ermahnen.
    Steinwachs hob beschwichtigend die Hände. «Schon gut», sagte er. «Es geht mich auch gar nichts an. Wir wollen doch alle nur, dass dieser Typ so schnell wie möglich gefasst wird.»
    Marthaler merkte, dass er überreagiert hatte. «Entschuldigung», sagte er. «Die Sache macht uns alle ziemlich mürbe. Nein, wir wissen noch immer nicht, wo die Frau steckt. Es ist wie verhext. Wir haben jetzt die australischen Kollegen um Hilfe gebeten.»
    «Meinen Sie, da kommt noch was nach?», fragte Steinwachs. «Meinen Sie, der Täter schlägt noch einmal zu?»
    Marthaler zuckte die Schultern. Dann strich er sich mit einer müden Handbewegung übers Gesicht. «Ich weiß es nicht. Es ist alles möglich. Wir haben keine Ahnung, mit was für einem Ungeheuer wir es zu tun haben. Vielleicht sieht er aus wie du und ich. Vielleicht sitzen wir ihm eines Tages gegenüber und erkennen ihn nicht. Und vielleicht wird er etwas Ähnliches noch einmal tun.»
    «Jedenfalls scheint es der Typ auf Schlampen abgesehen zu haben», sagte Steinwachs.
    Marthaler horchte auf. «Was reden Sie da? Was soll das heißen?»
    Steinwachs schaute ihn an, ohne dass Marthaler seinen Blick deuten konnte. Es sah aus, als warte er darauf, dass der Hauptkommissar sich seine Frage selbst beantwortete.
    «Na ja, ich gebe nur wieder, was man sich erzählt. Es heißt, ihre Eltern hätten sich von Gabriele Hasler losgesagt, weil ihnen der Lebenswandel ihrer Tochter nicht gepasst hat.»
    Sofort machte Toller die Unschuldsgeste – zum Zeichen, dass er es nicht gewesen war, der diese Information weitergegeben hatte.
    «Ich habe es im Ort gehört», sagte Steinwachs. «Aber vielleicht heißt das ja nichts. Die Leute machen sich Sorgen. Und sie reden viel, wenn so etwas passiert.»
    «Ja», sagte Marthaler. «Und ich möchte nicht, dass wir auf dieses Gerede etwas geben. Ebenso wenig will ich, dass ein Mordopfer mit solchen Worten bezeichnet wird.»
    Steinwachs nippte an seinem Bier. Langsam stellte er das Glas ab und strich mit der Hand über die Tischplatte. Er wiegte seinen Kopf bedächtig hin und her. «Trotzdem ist nicht jeder, der das Opfer eines Verbrechens wird, vorher ein anständiger Mensch gewesen.»
    Jetzt musste Marthaler lächeln. «Ja, da haben Sie allerdings Recht. Mir scheint, Sie wollen in die Fußstapfen Ihres Kollegen treten. Am Ende lassen Sie sich auch noch zum Kriminalisten ausbilden.»
    «Wer weiß», sagte Steinwachs. «Man soll nie nie sagen. Jedenfalls höre ich mich gerne weiter im Ort um. Wenn es Ihnen recht ist.»
    «Ja», sagte Marthaler, «tun Sie das.»
     
    Es war bereits dunkel, als Marthaler in den Großen Hasenpfad einbog und die steile Straße hinauffuhr. Er näherte sich seinem Haus, fuhr langsam daran vorbei, drehte eine Runde um den Block und parkte schließlich ein paar hundert Meter entfernt am Straßenrand. Es war niemand zu sehen. Die Journalisten waren abgezogen. Offensichtlich hatte Kerstin Henschel mit ihrem Täuschungsmanöver Erfolg gehabt.
    Als er seine Wohnung betrat, sah er, dass der Anrufbeantworter blinkte. Er zog den Mantel aus, drehte die Heizung im Wohnzimmer an, ging in die Küche und nahm eine Flasche Barolo aus dem Regal. Er legte das Weihnachtskonzert von Francesco Manfredini auf, schnupperte am Wein und nahm einen ersten kleinen Schluck. Dann hörte er die Nachricht ab. Es war Tereza.
    «Ich bin’s», sagte sie. «Du kannst meine Handy behalten. Ich kaufe mir morgen eine neue.» Es folgte eine kleine Pause.«Ich liebe dich immer noch», sagte sie dann. «Wenn du magst, kannst du auch in die Pension anrufen.»
    Sie nannte die Nummer, aber Marthaler wollte nicht telefonieren. Er wollte überhaupt nicht sprechen. Er wollte nur Terezas Stimme hören und konnte nicht genug von dem bekommen, was sie gesagt hatte. Immer wieder spielte er ihre Nachricht ab. Und je öfter er sie hörte, desto größer kam ihm sein Glück vor und desto weniger konnte er es fassen.
    Er konnte sich nicht

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