Die Braut sagt leider nein
musste uns die Bank leihen. Ich empfand Angst und Freude zugleich, wenn ich daran dachte. Die gemeinsamen Schulden würden uns enger aneinander knüpfen, als eine Heirat das je konnte.
Aber an diesem Abend verschwendete ich keinen Gedanken daran. Der Nachtisch war besser als jemals zuvor. Alex trug gleich vier geheime Zeichen in die Tabelle an der Badezimmertüre ein. Eins davon hatte er eben erst erfunden.
IN DER NÄCHSTEN Woche war Hanna immer noch davon überzeugt, dass Heiko sie betrog.
»Er hat gesagt, dass er am Wochenende unmöglich herkommen kann«, berichtete sie. »Angeblich hat er Bereitschaftsdienst.«
»Warum fährst du dann nicht zu ihm nach Ludwigshafen?«
Hanna sah mich vorwurfsvoll an. »Weil ich schon letztes Wochenende da war. Diesmal ist er an der Reihe.«
»Aber wenn er doch Bereitschaftsdienst hat!«
»Nein«, sagte Hanna. »Das sehe ich gar nicht ein. Kein Mensch bezahlt mir das Benzin.«
Ich fand das unglaublich kleinlich. »Wenn du Heiko lieben würdest, dann würdest du es ohne ihn hier gar nicht aushalten. Und das Geld wäre dir sowieso egal.«
»Wer hat von Liebe gesprochen?«, fragte Hanna.
Verstimmt wandte ich mich meiner Arbeit zu.
»Tut mir Leid«, sagte Hanna nach einer Weile. »Du kannst ja nichts dafür.«
»Nein«, sagte ich kühl. »Ich verstehe dich auch nicht. Aber das ist ja im Grunde deine Sache.«
»Ja, das ist meine Sache«, sagte Hanna und hielt mir ein Puddingteilchen hin. »Aber deshalb müssen wir uns ja nicht auch noch streiten. Ich meine, bei diesen Männergeschichten müssen wir Frauen doch zusammenhalten, oder nicht?«
Ich nahm das Puddingteilchen an.
»Wenn Heiko dich wirklich betrügt, dann bin ich natürlich auf deiner Seite, ist doch klar«, sagte ich. »Aber ich wünschte, du würdest einsehen, dass nicht alle Männer so sind wie er.«
»Beweise mir das Gegenteil«, verlangte Hanna.
Ich seufzte. Sie war wirklich ein schwieriger Fall. Obwohl sie zwei Jahre älter war als ich, hatte sie immer noch nicht erkannt, dass man für eine intakte, aufregende Beziehung eben auch etwas tun musste. Geben und Nehmen im Gleichgewicht zu halten, das war das ganze Geheimnis. Außerdem sollte man natürlich den Faktor Sexualität niemals unterschätzen. In der Mittagspause kaufte ich mir deshalb bei H & M ein dunkelrotes Seidenhöschen und einen dazu passenden BH.
Als ich wieder im Büro war, rief ich Alex auf der Arbeit an, um ihn nach seinen Wünschen bezüglich des Abendessens zu fragen.
»Breuer, Apparat Baum«, sagte eine weibliche Stimme.
»Wie bitte?«, fragte ich irritiert.
Normalerweise meldete sich unter Alex' Durchwahl er selber oder Frau Zerneck, die Sekretärin. Frau Zerneck war eine nette Dame Anfang Fünfzig, die ich von verschiedenen Betriebsfeiern her kannte. Sie war die einzige weibliche Mitarbeiterin im Architekturbüro Berger. Neben ihr und Theo Berger, Alex' Chef, arbeiteten noch zwei angestellte Architekten und zwei Statiker dort. Von einer Mitarbeiterin namens Breuer hatte ich niemals gehört.
»Architekturbüro Berger, Breuer am Apparat«, wiederholte die Stimme freundlich.
»Elisabeth Jensen«, sagte ich. »Ich hätte gerne HerrnBaum gesprochen. Habe ich nicht seine Durchwahl gewählt?«
»Doch«, sagte die weibliche Stimme und lachte glockenhell. »Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?«
»Das ist privat«, sagte ich so eisig, dass Hanna, die mir gegenüber ihre mitgebrachte Rohkost verzehrte, aufmerksam den Kopf hob.
»Einen Augenblick, bitte. Alex, Telefon für dich. Etwas Privates.« Wieder das glockenhelle Lachen. Ich verzog den Mund.
Hanna sah mich besorgt an. »Ist was?«
»Baum?«
»Ich bin's, hallo.« Ich schüttelte den Kopf, damit Hanna weiter in Ruhe ihr Mittagessen genießen konnte.
»Hallo, kleiner Knurrhahn! Was gibt's?«
»Wer war das da vorhin am Telefon?«
Hanna ließ ihre Möhre wieder sinken.
»Das war Tanja«, erklärte Alex. »Unsere Praktikantin. Sie darf heute meinen Zeichentisch benutzen und soll im Gegenzug mein Telefon bedienen.«
»Seit wann habt ihr eine Praktikantin?«, fragte ich. Hanna mir gegenüber bekam einen wachsamen Gesichtsausdruck.
»Seit Anfang der Woche«, sagte Alex. »Warum?«
»Ach, nur so. Sie war nicht besonders nett.«
Alex lachte.
»Das kann ich mir gar nicht vorstellen«, sagte er. »Sie ist zu allen hier sehr nett. Warum rufst du denn an?«
Ich riss mich zusammen. Von Hannas Pessimismus durfte ich mich nicht anstecken lassen.
»Wegen heute Abend«, sagte ich
Weitere Kostenlose Bücher