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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Behauptung richtig lag.
    Um fünf Uhr nachmittags ließen wir uns ein duftendes Melissenschaumbad ein. Wir hatten eine riesige Badewanne, die so viel Wasser fasste, dass es schon aus ökologischen Gründen nicht anging, allein darin zu baden. Alex zündete Teelichter an und holte Sekt aus dem Kühlschrank, und ich steuerte einen Tiegel Schokoladentrüffeleis zu unserem dekadenten Badevergnügen bei. Weil uns aber in der Wanne wieder einfiel, dass heute der vierundzwanzigste Tag in meinem Zyklus war und wir noch nie Sex in der Badewanne gehabt hatten, kamen wir nicht dazu, das Eis zu essen. Das war nicht weiter schlimm. Erst nach einer halben Stunde hatte es jene cremige, zart schmelzende Konsistenz, bei der Eis am allerbesten schmeckt.
    Nur mit dicken Socken bekleidet - die Bodenflie-sen waren im Winter immer unangenehm kalt - fläzten wir uns aufs Sofa, tranken Sekt und aßen Schokoladentrüffeleis dazu. Ich musste seufzen vor lauter Glück.
    Entspannt schaltete Alex den Fernseher ein. Es lief eine Talk-Show, in der eine Frau ihr Buch über die Wirkung des Mondes auf Natur und menschliches Wohlbefinden vorstellte. Es war erstaunlich, was der Mond im Laufe seines Zyklus alles bewirken konnte.
    »Welche Tipps, welche Regeln können Sie denn unseren Zuschauern mit auf den Weg geben, die sie befolgen können, ohne direkt das ganze Buch lesen zu müssen?«,wurde die Mondkundige von der Moderatorin gefragt. Ich beugte mich gespannt nach vorne.
    »Eine ganz einfache Regel, an die sich jeder halten kann, ist, bei Vollmond zu fasten«, erklärte die Mondkundige, und ich hing gebannt an ihren Lippen. »An Vollmondtagen nimmt man viel schneller zu als an anderen Tagen, und man wird diese Pfunde auch weniger gut wieder los. Deshalb sollte man bei Vollmond auf die Kalorien achten.«
    Ich schob mir den allerletzten Löffel Schokoladentrüffeleis in den Mund und nickte eifrig.
    »Ja«, blökte ich. »Das werde ich mir merken.«
    Alex klopfte mir auf den Schenkel.
    »Heute ist Vollmond«, sagte er und lachte sich kaputt.
    Ich stöhnte. Hätte ich das mal früher gewusst! Aber wie auch, wenn wir seit gestern Abend die Fenster mit Rollläden verrammelt hatten?
    Alex streckte seine nackten Beine auf den Couchtisch.
    »Gemütlich«, seufzte er zufrieden. Ich lächelte ihn an.
    »Wir sind einfach füreinander geschaffen«, sagte er.
    Das hätte jetzt Hanna hören sollen, die alte Schwarzseherin. Ich rollte den Eistopf von mir und wechselte das Programm mit der Fernbedienung.
    Auf dem Bildschirm erzählte ein Mädel namens Sabrina, dass sie es sehr bereue, die Beziehung zu ihrem Freund Jens gelöst zu haben. Sie und ihr Pudel Muffy würden ihn schrecklich vermissen, sagte sie und raufte sich die missratene Dauerwelle. Ich schluckte schwer.
    »Was ist das für ein Quatsch?«, wollte Alex wissen und griff nach der Fernbedienung.
    »Lass mich das sehen, bitte.«
    Sabrina starrte mit tränenblinden Augen in die Kamera.
    »Ich weiß jetzt, dass ich mit deiner Liebe etwas sehr Kostbares verschenkt habe«, schluchzte sie, und der Moderator neben ihr nickte ernst. -Aber wenn du mir verzeihen kannst, Jens, dann komm zu mir zurück, und wir versuchen es noch einmal zusammen.«
    Alex raufte sich die Haare.
    »Gib mir die Fernbedienung«, befahl er. »Das ist ja widerwärtig.«
    Im Fernsehen klingelte der Moderator bei Jens an der Wohnungstür. Jens, der für diese Uhrzeit erstaunlich aufgestylt war, erkannte ihn sofort, bat ihn aber trotzdem herein.
    »Ich habe hier eine Videobotschaft für dich«, sagte der Moderator mit verheulter Stimme. »Könntest du dir denken, von wem?«
    Jens hatte keinen Schimmer, erklärte sich aber trotzdem bereit, sich das Band zusammen mit dem Moderator anzuschauen. Während Sabrinas und Muffys eindringlichen Appells zoomte die Kamera den Ausgang von Jens' Tränenkanälen und seine Nasenschleimhäute heran. Jens weinte, kein bisschen gestellt!
    »Nee«, rief Alex. »Das ist ja nicht zum Aushalten. Wegen solcher Sendungen werden Menschen zu Amokläufern.«
    »Aber nein«, widersprach ich. »Solche Sendungen verbessern unsere Welt.«
    Der Moderator nahm Jens mit zu Sabrina, nachdem er sich gründlich die Nase geputzt hatte.
    »Ich habe jemanden mitgebracht«, sagte er an der Türe zu ihr. »Kannst du dir denken, wen?«
    Sabrina hatte natürlich auch keinen Schimmer. Aberals sie Jens sah, fing sie vor lauter Überraschung und Freude ebenfalls an zu weinen. Auch Jens und der Moderator weinten wieder. Ein bisschen weinte

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