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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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eine tolle Frau wie mich verdient hat. Dankbarkeit ist eine sichere Basis für eine Beziehung.«
    »Und weil er dir so dankbar war, dass du ihn genommen hast, spendiert er dir so eine Wahnsinnshochzeitsfeier, alles vom Feinsten«, höhnte ich. »Haha, der alte Geizkragen benutzt doch sogar das Klopapier von zwei Seiten!«
    Susanna sah mich strafend an.
    »Von nichts kommt nichts«, ereiferte sie sich. »Sag mir doch mal einen, der mit fünfunddreißig schon sein eigenes Haus, vier Eigentumswohnungen, vierunddreißig Goldbarren, jede Menge Aktien, Bundesobligationen und Eigneranteile an einem Schiff besitzt? Na?«
    »Sag mir lieber mal, was du davon hast?«, rief ich aufgebracht zurück.
    »Noch nichts«, gab Susanna zu. »Aber das ändert sich. Wir werden tolle Reisen machen, uns die ganze Welt angucken. Pferderennen in Ascot, Olympische Spiele in Sydney und die Zauberflöte an der Met. Ich werde Modellkleider von Kenzo tragen und ein Cabrio fahren.«
    »Wann denn?«
    »Wenn wir mal reich sind«, trumpfte Susanna auf.
    Ich sagte nichts mehr. Hätte ich mir nicht selbst so Leid getan, wäre ich am Ende in Mitleid mit Susanna verfallen. Ihr alter Fiesta blieb in der asphaltierten Einfahrt von Brunos Einfamilienhaus stehen.
    »Er schläft noch«, meinte Susanna nach einem Blick hinauf zum Schlafzimmerfenster.
    Leise wie die Heinzelmännchen schlichen wir uns ins Haus. Susanna führte mich an Brunos Schlafzimmer vorbei in den Keller, wo das Gästezimmer lag.
    »Hast du gehört?«, flüsterte sie. »Chchchchch puh, chchchchch puh!, so geht das die ganze Nacht. Sag mir, kann ein Mensch das aushalten?«
    »Was soll's?«, fragte ich zurück. »Denk nur dran, wie schön es sein wird, wenn ihr endlich reich genug seid. Du trägst ein Modellkleid von Kenzo, ihr sitzt auf den teuersten Plätzen der Met, die Ouvertüre der Zauberflöte ertönt, und Bruno hängt neben dir und machtchchchch puh, chchchchch puh. Kannst du dir etwas Schöneres vorstellen?«
    Susanna bedachte mich mit einem nachsichtigen Blick.
    »Du bist völlig fertig mit den Nerven, kein Wunder, nach allem, was du durchgemacht hast«, sagte sie und streichelte mir über mein Haupt. »Schlaf dich erst mal richtig aus! Morgen früh sehen wir weiter.«
     
    Ich schlief wie ein Stein, zwölf selige Stunden lang. Im Traum war ich glücklich. Ich schritt neben Alex zwischen Kirchenbänken entlang, alle unsere Freunde und Verwandten waren da und schauten bewundernd zu uns auf. Mit strahlendem Lächeln schritten wir weiter vor bis zum Altar. Dort lag Tanja aufgebahrt. Ein Messer steckte in ihrer Brust, sie trug schwarze halterlose Strümpfe und sonst gar nichts.
    »Schafft diesen Unrat hier weg«, verlangte der Pfarrer barsch. »Sonst können wir nicht anfangen.«
    Und während sich ein schwarzgewandeter Totengräber Tanjas Leiche über die Schulter warf und mit ihr durch einen Seitenausgang verschwand, lächelte der Pfarrer uns strahlend an.
    »Liebes Brautpaar«, sagte er, und Alex griff nach meiner Hand. Vor der Kirche erklang ein glockenhelles Lachen, das jäh verstummte. Tränen schimmerten in Alex' Augen, als er mir den Ring überstreifte.
    »Ich liebe dich mehr als mein Leben«, flüsterte er. »Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.«
    Als ich aus den Tiefen meiner Träume emportauchte in die harte, gemeine und grausame Wirklichkeit, saßSusanna an meinem Bett. Sie hielt mir ein Glas Wasser mit einer trüben Flüssigkeit entgegen.
    »Ein Kraftgetränk«, sagte sie. »Mit meinem neuen Mixer angerührt. Banane, Orangen, etwas Buttermilch und ein rohes Ei. Vom Bauernhof, von frei laufenden Hühnern.«
    Ich setzte das Glas an die Lippen und trank es in fast einem Zug aus. Es war köstlich.
    »Ich lebe noch«, sagte ich verwundert.
    Susanna nickte zufrieden. »Es ist halb zwei. Ich hab' schon das ganze Haus geputzt und alle Wäsche gebügelt.«
    »Ich muss nach Hause«, sagte ich.
    »Jetzt nimmst du erst mal ein Bad«, bestimmte Susanna. »Wir haben Whirlpooldüsen in unserer Badewanne, die machen dich munter. Und ein paar kalte Kompressen für dein Gesicht können nicht schaden.«
    Sie hielt mir einen Bademantel hin, einen weißen aus Frottee, und ich zuckte zusammen, als ich den Stoff berührte. »Genauso einen hatte diese Tanja an«, sagte ich.
    »C & A«, erwiderte Susanna und verknotete den Gürtel vor meiner Taille. »Neunundreißig neunzig. Ich hab' gleich zwei davon gekauft, weil's so

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