Die Braut sagt leider nein
günstig war. Von dem Geld, das Bruno mir zu Weihnachten geschenkt hat.«
»Bruno hat dir Geld zu Weihnachten geschenkt?«
Susanna ließ Wasser in die Badewanne ein mit einem rosafarbenen Badezusatz, der nach Himbeeren duftete und feinen, dichten, fluffigen Schaum bildete.
»Ja, fünfzig Mark«, sagte sie. »Das macht er immer so. Damit ich mir was Schönes kaufen kann.«
»Wie schrecklich!«, sagte ich. »Geldgeschenke sind so grauenhaft fantasielos und unromantisch.«
»Ich find's besser als nichts«, sagte Susanna.
»Alex hat mir zu Weihnachten ein Kätzchen geschenkt und ein selbst gebasteltes Miniaturmodell unseres Hauses«, erzählte ich ihr. »Ganz süß.«
»Und das soll romantisch sein?«, rief Susanna aus. »Da hat er doch keine müde Mark für bezahlt! Tu nicht so, als sei dein Alex was Besseres! Schließlich liegt er mit seiner Praktikantin im Bett und nicht der Bruno - oder?«
Ich schwieg. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht.
Susanna drehte energisch den Wasserhahn zu, zog mir den Bademantel aus und stupste mich zum Wannenrand.
»Dünn bist du geworden«, sagte sie kritisch.
»Kein Wunder«, seufzte ich und ließ mich vorsichtig in das Wasser hinabgleiten. »Ich musste mich ständig übergeben.«
»Du hast es gut«, sagte Susanna und kniff sich in die Taille. »So einen Magen-Darm-Infekt könnte ich jetzt auch gebrauchen. Für meine Herzogin Sarah.«
»Das ist kein Magen-Darm-Infekt«, sagte ich. »Ich bin schwanger.«
Susanna nahm die Hände von ihrer Taille und rang sie über dem Kopf. »O nein, o nein«, rief sie. »O nein, o nein.«
»O doch«, sagte ich.
Susanna setzte sich auf den Wannenrand und verlangte eine vollständige Schilderung der Ereignisse. Ich erzählte ihr alles, vom Augenblick des Heiratsantrages bis zu meinem letzten Brechanfall im D-Zug nach Speyer. Als ich fertig war, war auch das Badewasser lauwarm geworden. Susanna rang immer noch die Hände.
»Du musst ihn heiraten, Elisabeth, das ist die einzige Lösung.«
»Bist du wahnsinnig?«
»Sonst stehst du doch völlig mittellos da«, sagte Susanna eindringlich. »Mit deinem Kind! Denk doch nur mal! Wenn ihr heiratet und euch gleich danach wieder scheiden lasst, muss der Kerl dir lebenslang Unterhalt zahlen, und du hast Anspruch auf seine Rente. Und das Haus wird auch durch zwei geteilt. Da stehst du dich auf jeden Fall besser.«
Ich rieb über meine verschrumpelten Finger. »Das Haus können wir nur fertigbauen, wenn wir einen Kredit aufnehmen«, sagte ich. »Ich mache doch keine gemeinsamen Schulden mit so einem!«
»Schulden?« Susanna sprang auf.
»Da kann uns nur der Bruno helfen«, sagte sie. »Schulden sind sein Fachgebiet.« Sie sah auf die Uhr. »Er ist in zwei Stunden zu Hause. Wenn ich ihm was Gutes koche, können wir ihn beim Nachtmahl danach fragen.«
Zum Abendessen gab es Brunos Lieblingsspeise, dicke weiße Würste, Bratkartoffeln und Salat mit einem Dres-sing aus Essig und Öl, Zucker und Salz. Ich brauchte nichts davon zu essen, sagte Susanna, ich sei ja schwanger. Sie machte mir mit ihrem neuen Mixgerät noch einmal einen Krafttrunk wie am Mittag.
Bruno war alles andere als erfreut, als er mich an seinem Tisch sitzen und eine von seinem Geld bezahlte Speise zu mir nehmen sah.
»Ich dachte, die wär' schon wieder weg«, sagte er zu Susanna.
»Tag, Bruno«, sagte ich. »Meine Güte, du bist ja noch dicker geworden.«
Bruno runzelte die Stirn. »Du siehst auch nicht gerade taufrisch aus«, erwiderte er.
Ich versuchte, ihn anzulächeln.
»Die Elisabeth fährt um halb acht mit dem Intercity von Mannheim«, erklärte Susanna. »Nimm dich wenigstens so lange zusammen.«
Bruno setzte sich. »Ihr heiratet also auch«, sagte er zu mir. »Hat dein Alex es endlich satt, unserem sauberen Staat die Steuern in den Hintern zu schieben, was?«
»Bei uns ist es nicht so schlimm, ich arbeite ja nicht für Alex als Telefonistin, sondern übe den Job aus, für den ich auch ausgebildet wurde.«
»Trotzdem.« Bruno hieb ungerührt seine Gabel in eine Weißwurst. »Als Architekt wird der Alex wohl sehr viel mehr verdienen als du. Und es zählt, was hinterher unterm Strich herauskommt. Unser Staat belohnt das Opfer des Mannes, sich auf ewig zu binden.«
»Gesetzt den Fall, es gäbe eine Frau, die einem Mann dieses Opfer nicht abverlangte«, sagte ich. »Eine Frau, der das Grundstück gehörte, auf dem das gemeinsame Haus der beiden stünde, ahm, also, wenn diese Frau jetzt nicht heiraten wollte, wem
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