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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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der Scheidung alles geteilt, was nach der Eheschließung gemeinsam angeschafft wurde, egal, wer es bezahlt hat, aber alles, was vor der Ehe an Vermögenswerten existierte, wird wieder demjenigen zugeordnet, dem es gehört hat.«
    So war das also. Mein Magen schlug einen doppelten Salto. Vorsichtshalber drehte ich das Fenster herab. Die frische Luft half mir, auch den Rest der Fahrt ohne ein Malheur zu überstehen.
    »Wie willst du es nennen?«, fragte Susanna unvermittelt, als sie den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof abstellte.
    »Was denn?«
    »Na, das Baby doch.«
    Ich lächelte. Darüber hatte ich früher oft nachgedacht, nur so zum Spaß. Meine augenblicklichen Favoritenwaren Josias für einen Jungen und Florine für ein Mädchen.
    »Florine«, wiederholte Susanna. »Das klingt wie selbst erfunden. Wie eine Figur aus Les Miserables.«
    »Passt doch«, sagte ich nachdenklich. »Ein unglückliches, mittelloses Kind ohne Vater. Obwohl - ich war ja noch nicht beim Notar. Beim ersten Mal kam der Sickerschacht dazwischen, das zweite Mal Baby Florine. Noch gehört das Grundstück mir allein, und damit alles, was drauf steht.«
    »Umso besser«, sagte Susanna. Sie brachte mich auf den Bahnsteig, trug sogar meinen kleinen Rucksack, in den sie noch Proviant gepackt hatte, damit ich unterwegs nicht verhungerte. Bruno hatte mit ihr wirklich das große Los gezogen. Ich verweilte sehr lange in ihrer Umarmung.
    »Ich rufe dich an«, versprach ich schließlich und legte meine Hand auf den Magen. »Wenn ich diese Zugfahrt überlebe.«
    »Tja, dann müssen wir uns wohl für den vierundzwanzigsten was anderes vornehmen«, sagte Susanna betont munter, als der Zug einfuhr. »Aus deiner Hochzeit wird ja jetzt nichts.«
    »Das weiß ich noch nicht. Es wird sich zeigen.«
    »Sei nicht so blöd, ihn zu heiraten, bevor er dir nicht auf Knien versprochen hat, dich nie mehr zu betrügen«, sagte Susanna. »So was Schlimmes würde ich keinem Kerl jemals verzeihen. Auch nicht, wenn er so gut aussähe wie Alex.«
    »Das werde ich auch nicht«, sagte ich.
    Und zum Abschied kotzte ich den Krafttrunk in einen Mannheimer Papierkorb.

HANNA HOLTE MICH am Gleis ab. Ich hatte sie von Susanna aus angerufen und ihr die Ankunftszeit mitgeteilt. Zu mehr hatte ich nicht die Kraft gehabt. Hanna sah aber auch so, dass etwas nicht stimmte.
    »Mein Gott«, sagte sie, und als sie mich in den Arm nahm, begannen die Tränen, die ich für immer versiegt geglaubt hatte, wieder zu fließen. Während der ganzen Fahrt in der Ente hinaus ins Grüne brachte ich kein Wort heraus, ich heulte laut und gurgelnd, schniefend und schluchzend und war nicht in der Lage, den Trä-nenfluss zu stoppen.
    Hanna stellte keine Fragen. Als wir vor meiner und Alex' Wohnung parkten, suchte sie in meinem Rucksack nach dem Hausschlüssel, stieg aus, öffnete die Beifahrertür von außen und hievte mich am Arm aus dem Wagen.
    »Komm schon, bevor uns deine Nachbarin von den Plejaden entdeckt«, zischte sie.
    »Die weiß sowieso schon alles!«, schluchzte ich. »Sie ahnt solche Dinge im Voraus. Intuition.«
    »Ja, ja«, sagte Hanna und zerrte mich die Treppe hinab. »Die hat's gut. Ich hingegen tappe völlig im Dunkeln.«
    Ungeduldig schubste sie mich in die Wohnung. Ich stolperte gleich weiter ins Badezimmer und erbrach Susannas Reiseproviant in die Toilette. Hanna sah mir dabei scheinbar ungerührt zu.
    »Schwanger bist du also wenigstens noch«, stellte sie fest.
    Der Brechanfall hatte meine Tränen zum Versiegen gebracht. Ich spülte gründlich meinen Mund aus und wusch bei der Gelegenheit auch das Gesicht mit kaltem Wasser. Hanna reichte mir ein Handtuch.
    »Und jetzt erzähl endlich!«, verlangte sie.
    »Du hattest Recht«, sagte ich. »Alle Männer sind Schweine! Alex schläft mit der Praktikantin.«
    »Himmel«, sagte Hanna. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher«, bestätigte ich. »Ich habe es mit eigenen Ohren gehört.«
    Hanna wollte die Geschichte nicht glauben. Immer wieder unterbrach sie meine Schilderungen mit Fragen, und ich musste die schrecklichen Details über die Vorkommnisse im Karlsruher Hotelzimmer mehrmals erzählen, bis sie sich endlich zufrieden gab.
    »Unglaublich«, sagte sie. »Drei Wochen vor der Hochzeit.«
    »Männer sind Schweine«, wiederholte ich. »Wie du schon sagtest.«
    »Blödsinn«, widersprach Hanna. »Heiko ist ein Schwein, und Alex auch. Aber deshalb sind doch nicht gleich alle Männer Schweine!«
    »Aber das hast du gesagt!«
    »Ja, ja, man

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