Die Braut sagt leider nein
sagt viel, wenn man gerade betrogen wurde«, rief Hanna. »Wichtig ist jetzt, dass du nicht den gleichen Fehler machst wie ich. Du musst dich ordentlich aus der Affäre ziehen.«
Mittlerweile saßen wir in unserer Wohn-Schlaf-Kü-che, aus der ich die rotgrün karierten Elemente entfernt hatte, als der erste schöne Frühlingstag gekommen war. Im Frühling war mir mehr nach gelbweiß gestreift.
»Ich glaube nicht, dass Alex vorhat, die Hochzeit abzublasen«, meinte ich nachdenklich.
»Das glaube ich auch nicht«, stimmte Hanna zu. »Er ist ja auch nicht blöd.«
»Dann gehen wir jetzt und kaufen eine Pistole«, schlug ich vor.
Hanna schüttelte den Kopf. »Nein, du Dumme. Das machen wir nicht. Zuerst machen wir eine Bestandsaufnahme. Eine Schadensmeldung sozusagen.«
»Ich habe mir mein Leben niemals ohne Alex vorgestellt«, erklärte ich. »Ich wollte mit ihm alt werden.«
»Tja, aber jetzt muss er eben ohne dich altern, am besten innerhalb weniger Stunden«, sagte Hanna. »Und du musst das Beste aus deinem Leben machen - ohne ihn. Lass mich zusammenfassen: Die Hochzeit ist in drei Wochen, die Einladungen dafür sind verschickt, alles ist geplant, jede Menge Geld ausgegeben. Außerdem baut ihr gerade ein gemeinsames Haus, das auf deinem Grundstück steht. Und, das kommt erschwerend dazu, du bist schwanger.«
»Bruno sagt, das bedeutet eine Menge Geld mehr. Außerdem sagt er, dass das Haus mir gehört.«
Hanna machte ein zweifelndes Gesicht. »Ganz schön kompliziert, diese Sache. Ich glaube, wir brauchen Hilfe. Professionelle Hilfe. Ein Freund von meinen Eltern ist Anwalt, ich werde ihn gleich morgen früh anrufen. Schadensbegrenzung heißt jetzt die Devise.«
»Sollen wir uns das elektrische Fleischmesser kaufen?«, fragte ich. »Für uns beide würde sich die Anschaffung lohnen.«
Hanna schenkte meinen Worten keine Bedeutung. Sie sah auf die Uhr.
»Jetzt ist es zu spät für Anrufe. Du gehörst ins Bett.
Morgen früh sehen wir weiter, wenn du ausgeschlafen hast.«
Ich sah hinüber zu Alex' breitem Bett und fing wieder an zu weinen.
»Ich kann nicht«, schluchzte ich. »Nicht in unserem Bett.«
»Dann kommst du mit zu mir«, bestimmte Hanna, ohne lange zu überlegen. »Auf meine Schlafcouch. Vorher holen wir noch deine Katze nebenan von den Plejaden. Katzen sind Balsam bei Liebeskummer, das habe ich erst neulich in Psychologie heute gelesen. Ich gehe zu Kassandra, damit du nicht wieder einen Dauerheulanfall bekommst. Du kannst in der Zwischenzeit deine Sachen packen.«
Ich trocknete meine Tränen. »Und wenn Alex anruft, und ich bin nicht da?«
»Das wäre natürlich verdächtig«, gab Hanna zu. Sie war schon auf dem Weg zur Tür. »Er soll sich erst mal in Sicherheit wiegen. Am besten, du kommst ihm zuvor und rufst selber an.«
»Ich kann nicht«, jammerte ich, aber Hanna sagte: »Du musst.« Dann verschwand sie nach nebenan.
Zögernd wählte ich Alex' Nummer. Was, wenn diese Tanja gerade neben ihm lag? Vielleicht hatte sie jedesmal daneben gelegen, wenn wir miteinander telefoniert hatten.
Alex war nach dem ersten Klingeln am Apparat.
»Ich bin's«, sagte ich mit brüchiger Stimme.
»Wie schön, mein kleiner Knurrhahn«, rief er und klang so erfreut, dass sich alles in mir zusammenkrampfte. »Wo warst du denn gestern Abend? Ich habe es zigmal bei dir versucht, aber bis nach Mitternacht war keiner zu Hause. Du warst sicher im Kino mit Hanna, stimmt's?«
»Ja«, log ich.
»Sonst alles in Ordnung?«
»Ja«, log ich. »Alles in Ordnung.«
»Wie sieht es auf der Baustelle aus? Heute wollten die Maurer die Erdgeschossdecke einschalen, warst du da?« »Ja«, log ich. »Alles in Ordnung.«
»Wenn die nächsten zwei Raten an den Bauunternehmer gezahlt sind, geht mir das Geld aus«, sagte Alex. »Dann muss die Bank den Kredit rüberschieben. Warst du beim Notar wegen der Grundbuchumtragung?«
»Ja. Alles in Ordnung.«
»Wunderbar. Dann gehst du mit meiner Vollmacht und dem Wisch vom Notar zur Bank, die wissen Bescheid. Wenn der Kreditvertrag unterschrieben ist, geht's übergangslos weiter. Meinst du, das kriegst du hin?«
»Ja. Alles in Ordnung.«
»Sehr gut. Langsam machst du dich, kleiner Knurrhahn.«
»Ja.« Hanna kam mit dem Kätzchen und dem Katzenklo zurück von Kassandra. Ich legte einen Finger auf die Lippen.
»Ich vermisse dich hier sehr«, sagte Alex. »Es ist so langweilig ohne dich. Vor allem nachts.«
»Ja«, flüsterte ich. »Ich muss jetzt auflegen, mein Essen verbrennt auf
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