Die Braut sagt leider nein
öfter mal aus der Wand zöge - und Alex ahnte nichts von dem, was sich über ihm zusammenbraute.
Auch mit Hilde telefonierte ich mehrmals, und sie merkte ebenfalls nichts. Fast alle Geschenke seien vom Hochzeitstisch gekauft worden, verkündete sie, sogar der echte Gabbeh. Die Vorbereitungen für die Feier seien im Groben abgeschlossen, sie beschäftige sich nun mit notwendigen Details wie dem Blumenschmuck für die Kirche und das Hochzeitsauto, sagte sie. Es sei eine hochvornehme Limousine von einem Oldtimer-Verleih, ein uralter Mercedes mit Trittbrett, perlmuttfarbenlackiert. Die kleinen Tüllschleifchen, die jeder Besucher an die Antenne geheftet bekäme, seien bereits in Arbeit. Dies erledige eine ehrenamtliche Truppe aus Tanten und Cousinen, die auch die Tischkärtchen aus blauem Karton gefalzt und mit Goldlack beschriftet hatten sowie die mit Gas gefüllten Luftballons vorbereiteten, die mit den guten Wünschen der Hochzeitsgäste für das Brautpaar in den Himmel steigen sollten.
»Du kannst froh sein, dass ich dich überredet habe, sie alle einzuladen«, sagte Hilde. »Sie sind wirklich eine große Hilfe, besonders Alex' Cousine Dietlinde.«
Fast alle geladenen Gäste hätten zugesagt, sagte sie weiter, die Kirche würde gerammelt voll sein, nur Horst habe sich noch immer nicht gemeldet. Er sei um einiges ärmer geworden, vielleicht sei das der Grund. Ob Alex nicht noch einmal mit ihm telefonieren könne?
»Sicher kann er das«, meinte ich. »Ruf ihn im Hotel an und besprich das mit ihm. Ich muss gehen und die Ringe endlich abholen.«
In Wirklichkeit hatte ich noch gar keine bestellt. Ich kaufte zwei schlichte, breite Silberringe bei Eduscho für insgesamt neunundfünfzig Mark achtzig, Alex würde ich sagen, es sei Platin. Für mich kaufte ich einen echten Platinring mit eingelassenen Brillanten, sozusagen als Trostpreis. Ich zog ihn sofort über.
In den nächsten Tagen machte ich einen Termin beim Friseur, fand nach gründlicher Suche einen Blumenladen, wo man einen Kranz mit Orangenblüten und -blättern sowie kleinen Orangen für mich fertigen konnte, kaufte Schuhe und Strümpfe, passend zu meinem Kleid, besuchte erneut Frauenarzt, Pfarrer und Standesamt, schloss eine Rechtsschutzversicherung ab und ging sogar wieder meiner Arbeit nach.
Die Kindergruppenmütter freuten sich, dass ich schwanger war, die aus der netten Gruppe boten mir Babykleidung und Second-hand-Kinderwagen an, die Mütter aus der dicken Gruppe Literatur übers Stillen, aber richtig. Sonst erzählte ich niemandem davon. Hanna fand, dass Florine und Josias besonders schöne Namen seien, schöne Namen für ein schönes Kind. Sie zwang mich, täglich zwei Gläser frisch gepressten Orangensaft zu trinken und ganz auf Kaffee und schwarzen Tee, Alkohol und Süßigkeiten zu verzichten. Es fiel erstaunlich leicht. Meine Brechanfälle wurden seltener, an manchen Tagen blieben sie sogar ganz aus.
Hanna und ich fuhren mehrmals zur Baustelle hinaus, wo wir mit den Maurern einige bauliche Veränderungen besprachen. Die Erdgeschossdecke war bereits gegossen, und Alex' Geld auf meinem Konto reichte gerade noch für die restlichen Mauern. Für die Zimmermanns- und Dachdeckerarbeiten, Elektrik, Heizung sowie die wunderschönen Holzfenster würde der Erlös von Hannas Aktien herhalten. Für Innen- und Außenputz und Estrich, Dachausbau, Kacheln, Sanitärobjekte, Einbauküche, Fußböden - Hanna wünschte sich sündhaft teures italienisches Terrakotta im Erdgeschoss, ich sündhaft teure kanadische Ahorn-Schiffsplanken im Dachgeschoss - sowie die Außenanlagen benötigten wir noch einmal eine nicht unbeträchtliche Summe von der Bank. Wenn alles reibungslos verlief, konnten wir noch vor Weihnachten einziehen.
Es machte Spaß, mit Hanna Pläne zu schmieden, und glücklicherweise waren wir uns geschmacksmäßig ziemlich einig. Hanna gefiel die ursprüngliche Aufteilung des Hauses gut, sie wünschte sich nur ein eigenes Bad. Deshalb machten wir aus dem riesengroßen Badetempelim Dachgeschoss zwei kleine Bäder, die jeweils von den beiden Schlafräumen zugänglich sein würden. Florine oder Josias hatte ein eigenes Zimmer direkt neben meinem, es war das Zimmer mit Gaube und Abendsonne, das Alex als Arbeitszimmer hatte haben wollen. Das Erdgeschoss wollten wir belassen, wie ursprünglich geplant, Gästebad, Garderobe, Küche und Wohnzimmer konnte man sich problemlos teilen.
»Was Herrenbesuch angeht, werden wir uns schon einig werden«, meinte Hanna und
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