Die Braut sagt leider nein
rieb sich vergnügt die Hände.
An dem Tag, an dem wir Bauunternehmer und Maurer vor Ort von den Änderungen unterrichteten, war gerade jemand von der Gemeinde dort, um den Ka-nalanschluss zu überprüfen. Es war ein junger Mann, höchstens zwei Jahre älter als ich, äußerst gut aussehend, mit beneidenswert braunem Teint und meerwas-sergebleichten Locken. Vermutlich gerade von vier Wochen Kretaurlaub zurückgekehrt.
»Sind Sie die Bauherrin?«, fragte er mich.
Ich nickte stolz.
»Wir kennen uns bereits vom Telefon«, behauptete der Braungebrannte. »Vielen Dank auch für den Martini.«
»Oh!« Ich errötete ein bisschen. »Sie sind James Bond?«
»Sie sind James Bond?«, echote Hanna neben mir.
»Im wirklichen Leben heiße ich Ehrmann«, lächelte er. »Wie geht es Ihnen denn?«
»Gut soweit, Sie haben mir damals sehr geholfen«, sagte ich herzlich, und noch ehe ich Hannas Ellenbogen zwischen den Rippen spürte, setzte ich hinzu: »Nur, dass ich jetzt wirklich schwanger bin.«
James Bond lachte. »Tatsächlich? Da kann man mal sehen. Wenn ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein kann, rufen Sie mich an.«
»Ja, das mach' ich«, sagte ich. »Und noch mal danke.«
»Ein leckeres Kerlchen, dieser James Bond«, meinte Hanna. »Wenn du dem nicht gesagt hättest, du seist schwanger, hätte er dich für heute Abend zum Essen eingeladen.«
Ich sah seinem Wagen hinterher. »So ein Zufall, was?« »Zufälle gibt es nicht«, sagte Hanna entschieden.
Wir unterschrieben einen Kreditvertrag zu sehr guten Bedingungen, der befreundete Anwalt hatte ihn auf Herz und Nieren geprüft. Hanna meinte, das habe an meinen gekonnt eingesetzten Brechanfällen gelegen, ich tippte eher auf die Wirkung ihres Ausschnitts, aber der Anwalt sagte, die Zeit sei allgemein günstig für Kredite.
Abendelang rechneten Hanna und ich hin und her, wie wir in Zukunft mit dem Geld auskämen, wenn ich den vollen Erziehungsurlaub nähme und dadurch einen Verdienstausfall von drei Jahren hätte. Wie immer wir auch rechneten, es sah gut aus. Mit dem Kindergeld und Alex' Unterhalt würde ich besser leben können als bisher, selbst wenn Alex die volle Summe des Geldes zurückhaben wollte. Die monatlichen Zinszahlungen und die Tilgung, die Hanna und ich uns teilen würden, lagen niedriger als manche Miete, und wie sagte Bruno doch gleich? Schulden sind immer gut. Schulden sind das Beste, was man machen kann in diesem Staat.
Alles war bestens geregelt.
Schließlich blieb nichts mehr zu tun, als darüber nachzudenken, wie ich meine Beziehung zu Alex lösen sollte. Dass ich sie lösen würde, stand eigentlich außer Frage, auch wenn Susanna am Telefon mir gut zuredete, es mir noch einmal zu überlegen.
»Ich habe gerade erst ein Buch gelesen, darin geht der Mann auch fremd«, sagte sie. »Aber die Frau will ihn der Geliebten nicht kampflos überlassen, sie verzeiht ihm und holt ihn sich zurück.«
»Wie?«, fragte ich interessehalber.
»Sie fährt auf eine Schönheitsfarm und nimmt zehn Kilo ab. Anschließend kleidet sie sich völlig neu ein. Der Ehemann staunt Bauklötze, als er sie wieder sieht -sie sieht zehn Jahre jünger aus, und natürlich will er sie jetzt wieder haben.«
Ich seufzte. »Mein Fall liegt etwas anders, Susanna. Ich will Alex nicht zurückhaben, und wenn er auf Knien angekrochen käme.« Obwohl, in diesem Fall vielleicht doch.
»Eine Frau kämpft heißt das Buch«, sagte Susanna ungerührt. »Ich könnte es dir zuschicken.«
»Nein, danke.« Beenden wollte ich die Beziehung auf jeden Fall, die Frage war nur wie?
»Dann bleibt nur eins«, fuhr Susanna nach einer Pause fort. »Du heiratest Alex und wirst ihn gleich danach wieder los.«
»Das ist zu umständlich«, warf ich ein.
Susanna senkte die Stimme. »Ich meine nicht Scheidung, da hättest du ja nun nichts davon«, flüsterte sie. »Ich meine — Mord. In diesem Fall würdest du alles erben! Ich habe da gerade ein Buch gelesen, von einer Frau, die das auf ganz raffinierte Weise tut. Tausche Brautkleid gegen Pistole heißt das Buch. Sie erschlägtden Mann mit einer tiefgefrorenen Hasenkeule, die sie dem Inspektor von der Mordkommission zum Abendessen serviert.«
»Schon besser«, sagte ich. »Das Buch kannst du mir schicken.«
»Ich könnte dir auch helfen«, erbot sich Susanna geradezu eifrig. »Ich habe ein wunderbares Rezept für Hasenschmorbraten .«
»Nein, danke«, sagte ich wieder. »Umbringen will ich ihn dann doch nicht. Nur loswerden will ich
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