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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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einmischte, doch Josselyn konnte nicht schweigen. »Wer war es? Weißt du seinen Na men?«
    Owain drehte sich nach ihr um, und sie hätte schwören können, dass seine Augen triumphierend funkelten. »Ein krä f tiger junger Bursche, aber er hatte keine Chance. Sie haben ihm den Kopf mit einem Langschwert abgeschlagen!«
    Josselyn kämpfte gegen heftige Übelkeit an. »Wie war sein Name?«
    Er zögerte die Antwort hinaus, nur um sie zu quä len. »Gower«, sagte er endlich. »Hast du ihn ge kannt?«
    Sie bekam weiche Knie. Gower! Einziger Sohn der Witwe Holwen! Das würde der armen Frau das Herz brechen. Doch Josselyn wollte nicht, dass Owain sah, wie sehr ihr diese ganze Geschichte zu Herzen ging. Sie nickte. »Ja, ich kannte ihn gut.«
    »Dann wirst du bestimmt verstehen, dass ich mich an jenen rächen will, die zu einem so kaltblütigen Mord fähig sind.«
    So sehr sie Owain auch misstraute – in diesem Augenblick konnte sie ihn wirklich verstehen. Warum ausgerechnet Gower? Er hatte ein schlichtes Gemüt gehabt und seine Mutter immer gut behandelt. Wer würde sich jetzt um Holwen kümmern? Jener Tag markierte den Beginn eines blutigen Frühlings. Die Männer von Afon Bryn und Carreg Du bereiteten sich auf den Krieg vor, und es blieb Frauen und Kindern überlassen, die Felder zu bestellen. Fast jeden Tag tra fen schlechte Nachrichten aus Carreg Du ein. Die Waliser hatten wieder ein englisches Schiff verbrannt und zwei Wachposten getötet. Dann überfi e len sie eine englische Jagdgruppe – drei tote Engländer und zwei tote Waliser waren das Resultat.
    Nun übten die Engländer ihrerseits Vergeltung. Rand ve r trieb die Waliser von dem Landstrich zwischen Rosecliffe und Carreg Du. Clyde konnte das Dorf vorerst noch halten, aber die meisten Frauen und Kinder wurden vorsichtshalber nach Afon Bryn gebracht.
    Nesta blieb bei ihrem Mann, und Josselyn stand Todesängste um Tante und Onkel aus. Auch Gladys harrte in Carreg Du aus, schickte jedoch Rhonwen und Cordula nach Afon Bryn. Die Flüchtlinge wurden in Hütten am Ortsrand untergebracht, sodass Josselyn zu ihrem großen Bedauern selten Gelegenheit hatte, sie zu sehen.
    Die Kämpfe gingen auch im Sommer weiter, und deshalb war Owain selten zu Hause. In seiner Abwe senheit legte Agatha etwas von ihrer Schüchternheit ab, wirkte viel entspannter. Und auch Rhys ließ sich viel häufiger als sonst im Haus sehen. Er kam regel mäßig zu den Mahlzeiten, und Josselyn stellte zufri e den fest, dass seine Wangen sich rundeten.
    Isolde gedieh prächtig, war ein dickes gesundes Kind, das vergnügte Gurgellaute von sich gab, was Josselyn als Gesang bezeichnete. Sie war völlig ver narrt in ihre rosige kleine Toc h ter, die inzwischen Haare bekommen hatte – helle Haare, so als wäre Madoc und nicht Rand ihr Vater.
    Rand…
    Sie versuchte, nicht an ihn zu denken, doch kein Tag verging, ohne dass sie sich den Kopf über diesen Mann zerbrach. Er war ehrgeizig und rücksichtslos. Er hatte sie verführt und dann seinem Bruder über lassen wollen. Er war ein Engländer, er hatte Gower auf dem Gewissen. Das alles wusste sie genau. Aber sie wusste auch, dass nicht Rand als Erster angegriffen hatte. Das war Owain gewesen. Rand hatte nicht erlaubt, dass Frauen vergewaltigt wurden, während Owain keine derartigen Skrupel kannte. Er war grau sam zu seiner eigenen Frau, da wü r de er andere Frau en bestimmt nicht verschonen. Rand hatte sie zwar entjungfert, aber das war keine Vergewaltigung gewe sen. Er hatte sie verführt, und das war ein gewaltiger Unterschied. Wie würde er reagieren, wenn er wüsste, dass er eine Tochter hatte?
    »Schau mal, wie stark sie ist!«
    Rhys saß im Schneidersitz neben Isoldes Wiege und grinste, als das Baby nach seinen Fingern griff. »Ich glaube, sie kann sich schon hochziehen. Soll ich es ver suchen?« Er warf Josselyn einen fragenden Blick zu.
    »Lieber nicht, Rhys. Ich glaube, dafür ist sie noch ein bis s chen zu klein.«
    »Aber sie hat das gleiche starke Blut in den Adern wie ich«, prahlte der Junge. »Das Blut ihres Vaters, meines Großvaters.«
    »Nein, Rhys. Sie ist noch nicht kräftig genug.«
    Doch er war eigensinnig, und bevor sie ihn daran hindern konnte, zog er Isolde hoch. Sie hielt sich an seinen Fingern fest und lachte vergnügt. Aber dann ließ sie plötzlich los, fiel nach hinten und prallte mit dem Kopf gegen eine Seite der Wiege.
    Natürlich begann sie zu schreien, und Rhys sprang zurück, so als befürchte er, dass Josselyn ihn

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