Die Braut von Rosecliff
hen zu quälen. Doch wie sollte sie Isolde vor diesem Ungeheuer beschützen?
Zunächst vertraute sie die Kleine ihrer Tante an, während sie selbst den letzten Pflichten nachkam, die sie als Ehefrau hatte. Zwei Männer trugen den Leich nam in die Halle, aber sie war es, die ihn wusch, ankleidete und am Kopf-und Fußende der Bahre Ker zen aufstellte.
Am frühen Morgen kam der Priester, und die Bahre wurde auf den Dorfplatz getragen, wo sich alle Män ner versammelt hatten, um Madoc die letzte Ehre zu erweisen.
Erschrocken stellte Josselyn fest, dass Owains Sol daten fast so zahlreich vertreten waren wie die ihres Onkels. Sie fühlte sich jetzt auch in Carreg Du nicht mehr sicher. Dies war nicht mehr das friedliche Dorf, in dem sie auf gewachsen war…
»… von unseren Feinden ermordet, so als hätten sie ihn mit e i ner englischen Klinge durchbohrt«, sagte der Priester, und die Männer von Afon Bryn murmelten zustimmend. Der Priester schaute zu Owain hinüber. Josselyn sah Owains schwaches L ä cheln und den erleichterten Seufzer des Priesters.
Hatte Owain dem Priester befohlen, was er sagen sollte? Wieder überkam sie das Gefühl, dass er nicht unschuldig am Tod seines Vaters war. Doch wie sollte er das bewerkstelligt haben? Erst als sie ihren eigenen Namen hörte, fiel ihr auf, dass jetzt Owain das Wort ergriffen hatte.
»… seine Frau Josselyn und ich werden den Leichnam nach Afon Bryn begleiten, wo mein Vater mit allen Ehren beigesetzt werden soll. Wir brechen in einer Stunde auf.«
Newlin war unbemerkt neben Josselyn getreten. »Pass auf, Kind! Diesem Mann ist nicht zu trauen.«
Sie schluckte. »Ich will nicht nach Afon Bryn zu rück.«
Owain hörte diese Worte und kam mit gerunzelter Stirn auf sie zu. »Es ist deine Pflicht. Du warst seine Frau… und du bist die Mutter seines Kindes«, fügte er mit einem bösartigen Gri n sen hinzu.
»Bower und Dewey werden dich begleiten«, sagte ihr Onkel und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Owain starrte ihn wütend an, zuckte dann aber mit den Schultern, so als wäre es ihm egal, ob sie Beschüt zer bei sich hatte oder nicht.
Alle wussten, dass Owain ein Bösewicht war, dach te Josselyn. Aber alle hatten Angst vor ihm. Es war ein schlimmer Fehler ihres Onkels gewesen, die Leute von Afon Bryn um Hilfe beim Kampf gegen die Engländer zu bitten, denn jetzt war Carreg Du von einem Feind besetzt, der wesentlich grausamer als Randulf Fitz Hugh war.
Als der Leichenzug endlich Afon Bryn erreichte, war Joss e lyn völlig erschöpft. Meriel weinte, als sie ihren toten Vetter sah, und sie weinte immer noch, als sie zusammen mit Agatha ein herzhaftes Mahl auftischte. Josselyn begriff erst jetzt, dass diese Frau Madoc geliebt und begehrt hatte. Ihr fiel Rhys’ g e häs sige Bemerkung ein, dass er gehört hatte, wie sie stöhnte, wenn Madoc ihrem Bett einen Besuch abstat tete. Doch dann hatte er Josselyn geheiratet… Kein Wunder, dass Meriel sie hasste!
Beim Begräbnis scharten die Flüchtlinge aus Carreg Du sich um Josselyn, und sie fühlte sich beschützt. In Madocs Haus, das jetzt Owain gehörte, fürchtete sie um ihre Sicherheit – und noch mehr um die ihrer Tochter.
Als sie schlafen ging, zog sie die Wiege dicht an ihr Bett heran. Bower und Dewey schliefen vor der Tür, aber mitten in der Nacht wachte sie abrupt auf, weil sie spürte, dass sie nicht a l lein im Zimmer war.
»Vielleicht werde ich sie mit meinem Sohn verhei raten.«
Josselyn sprang aus dem Bett, als sie Owains Stim me erkannte und im Schein der Nachtkerze sah, dass er Isolde in den Armen hielt.
»Gib sie mir – sofort!«
»Pssst… du wirst sie noch aufwecken. Sie hat von mir nichts zu befürchten – wenn du dich richtig ver hältst!«
Eisige Furcht lahmte Josselyns Glieder. »Was… was meinst du damit?«
Er lachte bösartig. »Ich möchte nur das Vergnügen nachholen, das mir entgangen ist, als du nicht mich geheiratet hast, sondern meinen Vater!«
Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen, aber sie konnte I solde nicht allein lassen. »Gib mir mein Kind!«, verlangte sie wieder.
»Sie ist ein hübsches Ding – genau wie ihre Mutter. Rhys und sie werden eines Tages ein schönes Paar ab geben.« Mit einem hämischen Grinsen drückte er ihr Isolde in die Arme.
»Isolde ist deine Halbschwester«, sagte Josselyn, »und sie ist Rhys’ Tante, obwohl sie jünger als er ist. Er kann sie nicht he i raten.«
»Deine geliebte Isolde ist ein englischer Bastard!«
Seine Worte hallten in
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