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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Dorn büsche zerrten an ihren Röcken, die Hügel kamen ihr viel steiler als sonst vor, und nie zuvor war ihr aufge fallen, wie steinig die Pfade waren. Sie konnte vor Müdigkeit kaum noch einen Fuß vor den anderen set zen, aber sie durfte nicht ausruhen, sie musste Owain beric h ten, dass sie ihre Mission ausgeführt hatte. Erst wenn sie Isolde wieder in ihren Armen hielt und sich vergewissert hatte, dass die Kleine unversehrt war, würde sie ein wenig aufatmen kö n nen. Freilich war die Gefahr damit noch lange nicht gebannt, denn Owain würde vor weiteren Erpressungen nicht zu rüc k schrecken…
    Immerhin hatte Rand versprochen, ihr zu helfen, und dafür würde sie ihm ewig dankbar sein, auch wenn er unmissve r ständlich klargestellt hatte, dass er sie zwar begehrte, aber nicht die Absicht hatte, sie zu seiner Frau zu machen. Damit musste sie sich ebenso abfinden wie mit der Tatsache, dass er bezwe i felte, Isoldes Vater zu sein.
    Josselyn stolperte über eine Wurzel und fiel hin. Dabei schürfte sie sich eine Hand auf, und dieser kör perliche Schmerz lenkte sie von ihrem Herzweh ab. Es wäre verlockend, einfach auf der feuchten Erde liegen zu bleiben, aber sie zwang sich aufzustehen. Isolde brauchte sie…
    Der Morgen graute, als sie sich endlich dem Dorf näherte. Schwere Wolken hingen am Himmel, und immer wieder ging ein Regenschauer nieder. Durch nässt und erschöpft wankte Josselyn auf Afon Bryn zu. Ein Wachposten, der sich in den herabhängenden Ästen einer Trauerweide versteckt hatte, stel l te sich ihr plötzlich in den Weg. »Zeig dein Gesicht!«
    Josselyn schob ihr großes Umschlagtuch zurück, und er ließ sie vorbei. Gleich darauf tauchte jedoch Owain aus dem Unte r holz auf. Beim Anblick dieses Mannes, der nicht einmal vor dem Mord an einem Kind zurückschrecken würde, wenn er sich davon etwas erhoffen konnte, wurde ihr fast übel. Mögl i cherweise würde sie ihr Leben lang unter Schuldgefühlen le i den, wenn bei dem bevorstehenden Kampf Waliser ums Leben kamen, aber Gwains Tod würde ihr bestimmt keine Gewissen s bisse bereiten.
    »Ich habe getan, was du verlangt hast«, sagte sie eisig, ohne ihren Hass zu verbergen. »Wo ist mein Kind?«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, und seine fu n kelnden Augen musterten sie von Kopf bis Fuß. »Du hast deine Mission also ausgeführt. Sehr gut… ausgezeichnet! Wenn du den Engländer so schnell überzeugen konntest, musst du beim Picken wirklich einiges zu bieten haben!«
    Josselyn verschränkte ihre Arme vor der Brust. O Gott, wie konnte ein Mensch nur so völlig verroht sein? Musste er alles in den Schmutz ziehen? »Wo ist Isolde?«, wiederholte sie, vor Wut am ganzen Leibe zitternd.
    Owain machte eine vage Geste. »In Sicherheit… Er zähl mir mehr, süße Josselyn.« Er packte sie am Arm. »Wann wird er mein angebliches Versteck angreifen?«
    »Morgen früh, bei Tagesanbruch.«
    »Bei Tagesanbruch? Wie einfallslos!« Er lachte. »Ich befürchte, dass dein englischer Liebhaber und seine Männer bei Tagesa n bruch längst tot sein werden.«
    Josselyn versuchte sich loszureißen. »Was meinst du damit?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.« Owain zerrte sie an sich heran. »Hast du wirklich geglaubt, dass ich einer Frau die Wahrheit anvertrauen würde – auch noch einer Frau, die ihr Volk schon einmal verraten hat, indem sie ihre Beine für den Feind spreizte? Und du hast es auch heute Nacht mit ihm getrieben, wie diese Knutschflecken beweisen!« Ein grober Fi n ger rieb schmerzhaft über die Spuren, die Rands Küsse auf ihrem Hals hinterlassen hatten.
    Sie wand sich in seinen Armen, aber er war viel zu stark. »Jetzt bin ich an der Reihe, du Nutte! Und aus nahmsweise wird es guter walisischer Saft sein, der sich in deinen Bauch e r gießt!«
    Er riss ihre Röcke hoch, und sie hörte seine Männer lachen und johlen. Das Blut in ihren Adern gefror zu Eis: Owain wollte sie vor Zuschauern vergewaltigen, die zweifellos hofften, dass er sie ihnen anschließend überlassen würde!
    »Nein! Nein!« Hass und Entsetzen verliehen ihr un geahnte Kräfte: sie rammte seinen Unterleib mit ihrem Knie.
    Owain schrie auf und taumelte rückwärts, und Jos selyn rannte los, den letzten Hügel nach Afon Bryn hinab. Wenn ihr Onkel mit seinen Männern dort Zu flucht gesucht hatte, würde er sie beschützen…
    Keuchend erreichte sie den Brunnen, der den Frauen immer als Treffpunkt diente. Agatha war da, Gla dys und viele andere… zum Glück auch ihre Tante!

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