Die Braut von Rosecliff
er kein Feuer gemacht. Vielleicht wähnt er sich hier im Gebirge schon in Sicherheit.«
»Oder er will uns wieder in eine Falle locken«, mur melte Rand.
Sie krochen vorsichtig über die Hügelkuppe. Kaum einen Stei n wurf von ihnen entfernt tauchte ein Mann aus dem Unterholz auf, öffnete seinen Hosenschlitz und pinkelte an einen Baumstamm. Rand erkannte einen von Owains Kumpanen und nickte Osborn zu, der nicht lange fackelte: bevor der Waliser auch nur einen Laut von sich geben konnte, lag er mit durch schnittener Kehle tot auf der Erde.
Ein lauter Fluch, gefolgt von einem Klatschen und dem Au f schrei einer Frau, zerriss die Stille. Josselyn! Rand vergaß alle Vorsicht, zückte sein Schwert und rannte den Hügel hinab. Owain stand über Josselyn gebeugt da. Ihr Kleid war zerrissen, und ihre Wange war von seinem heftigen Schlag gerötet. Aber er ließ sofort von ihr ab und griff nach seinem Schwert, als Rand einen wilden Kampfschrei ausstieß.
Im ersten Augenblick war Josselyn überglücklich. Rand war g e kommen! Doch dann klirrten die Schwer ter, und sie verfolgte den erbitterten Kampf mit schreckensweit aufgerissenen Augen. Lieber Gott, steh Rand bei, denn Owain ist wahnsinnig!
Flüchtig schweiften ihre Blicke zu den anderen Kämpfern: Osborn gegen Oman, Alan gegen einen Waliser, dessen N a men sie nicht kannte.
Zu ihrer großen Erleichterung war Rand seinem Gegner sichtlich überlegen: er brachte Owain immer mehr in Bedrän g nis. Doch dann schrie Osborn auf und sank zu Boden. Oman griff sofort Rand an.
»Hinter dir!«, schrie Josselyn entsetzt.
Ohne ihre Warnung wäre Rand von Conans Schwert en t hauptet worden. In letzter Sekunde duck te er sich und sprang zur Seite, rutschte dabei aber auf dem nassen Gras aus und stürzte. Auf dem Rücken liegend, wehrte er Conans nächsten Hieb ab. Owain grinste triumphierend und holte zum Tode s stoß aus, als Josselyn ihn plötzlich rammte und sich wie eine Raubkatze an seinen Rücken klammerte.
»Luder! Verräterin! Hure!«, tobte Owain, denn durch ihren unerwarteten Angriff hatte Rand Zeit ge habt, auf die Beine zu kommen und Conan zurückzu drängen.
Owain stieß sein Schwert in die Erde, um Josselyn von se i nem Rücken wegzerren zu können. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Arm ausgerenkt, und dann riss er sie hoch, hielt sie wie einen Schutzschild an sich gepresst und drückte ihr seinen Dolch an die Kehle.
»Wirf dein Schwert weg!«, brüllte er Rand zu. »Sonst schneide ich deiner Nutte die Kehle durch!«
Rand und Josselyn schauten einander tief in die Augen – nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Owain konzentrierte. Aber dieser eine Blick stellte eine neue Beziehung zwischen ihnen her, und trotz der lebensgefährlichen Situation verspürte Josselyn ein tiefes Glücksgefühl. Rand lieb te sie…
Er hielt Conan mit seinem Schwert in Schach, und seine Stimme war erstaunlich ruhig. »Gib sie frei, dann lasse ich dich am Leben, weil ich es deiner Frau versprochen habe. Wenn du Josselyn aber auch nur ein Haar krümmst, bist du ein toter Mann!«
Owain lachte, aber sie spürte, dass er vor Wut bebte. »Die Befehle erteile ich, nicht du! Wirf deine Waffen weg – du und der Kerl dort drüben auch!« Er meinte Alan, der seinen Gegner in arge Bedrängnis gebracht hatte.
»Mach ihn fertig, Alan! Mach ihn fertig!«, rief Rand statt de s sen. Josselyn fing wieder einen Blick von ihm auf und schöpfte daraus neue Kraft. Irgendwie brachte sie sogar ein Lächeln z u stande, das ihm sagen sollte, wie sehr sie ihn liebte.
Im Gegensatz zu Rand drohte Owain die Nerven zu verlieren. Er ritzte ihre Haut mit der Dolchspitze, und heiße Bluttropfen liefen über ihren Hals. »Weg mit den Waffen – sofort!«, brüllte er wieder. »Oder soll ich sie wie ein Schwein abstechen?« Die Klinge bohrte sich tiefer in ihre Haut.
Rand und Alan ließen ihre Schwerter fallen.
Owain brach in ein irres Gelächter aus. »Ah, jetzt habe ich euch beide! Dich und deine Hure! Das wird noch viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe! Fes selt ihn!«, befahl er seinen Männern. »Er soll zuschau en, wenn ich seiner Nutte beweise, dass ein Waliser besser ficken kann als ein Engländer!« Owain leckte gierig das Blut von ihrem Hals ab. »Ich habe sehr lange warten müssen«, zischte er ihr ins Ohr. »Wenn du mich jetzt dafür entschädigst, lasse ich dich viel leicht am Leben.«
Josselyn fing Rands Blick auf und wusste plötzlich, was sie zu tun
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