Die Braut von Rosecliff
Harry und kam lachend näher. »Diese Beschäftigung wird ihr be stimmt genauso viel Spaß machen wie mir.«
Josselyns Augen verengten sich zu schmalen Schlit zen. »Asyn«, zischte sie verächtlich.
»Asyn?«, wiederholte Fitz Hugh spöttisch. »Ich wüsste für mein Leben gern, was das bedeutet.«
Sie funkelte ihn wütend an. »Es bedeutet, dass wali sische Frauen keine schwachen, hilflosen Kreaturen sind! Wenn ein Mann versucht…« Sie verstummte mitten im Satz, als ihr ei n fiel, dass sie sich vorgenom men hatte, klug zu sein.
»Es bedeutet, dass ihr alle schwer bewaffnet seid.« Fitz Hugh starrte amüsiert auf die Dolc h scheide an ihrer Hüfte.
Josselyn wollte den Griff ihrer Waffe umkla m mern –und schnappte erschrocken nach Luft. Ihr kurzer Dolch war verschwunden! Und der unve r schämte Engländer streckte ihn ihr grinsend entgegen. »Hier hast du deine Waffe zurück. In Zukunft solltest du besser darauf aufpassen.«
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Er forderte sie heraus näher zu kommen und den Dolch an sich zu nehmen. Er verhöh n te sie! Wie sie diesen Kerl hasste! Er war ein Schurke, ein Schuft wie Owain und die meisten Männer… Sie nahmen sich das Recht heraus, alles zu rauben, was sie b e gehrten, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Frauen!
Aber sie hatten damit nur Erfolg, wenn ihre Opfer in Panik gerieten und sich zu törichtem Handeln hin reißen ließen. Fitz Hugh konnte sie nur schikanieren, wenn sie ihn nicht rechtze i tig daran hinderte.
Höchste Zeit, ihm die Stirn zu bieten!
»Habt Ihr wirklich Arbeit für uns, oder wolltet Ihr Euch ge s tern nur aufspielen?«, fragte Josselyn provozierend.
»Aufspielen? Wie willst du das beurteilen kö n nen? Du warst bei meinem gestrigen Treffen mit deinen Landsleuten nicht dabei…« Fitz Hugh starrte sie an und grinste übers ganze G e sicht. »Doch, du warst da bei! Der zweite Übersetzer… Deshalb kam deine Stimme mir so bekannt vor. Du hattest dich als Junge verkleidet.«
»Das war mein Bruder«, log Josselyn unverfr o ren.
»So, so, dein Bruder… Und dieser Dolch gehört wohl auch deinem Bruder?«
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging auf ihn zu. »Nein, er gehört mir.« Josselyn griff nach der Waffe und zwang sich, nicht z u rückzuweichen, während sie den Dolch in die Scheide schob. Dann schaute sie zu ihrem Feind auf. Er hätte jetzt wieder die Möglichkeit, sie zu packen, aber das würde er nicht tun, dessen war sie sich ziemlich sicher. Trotz dem fühlte sie sich in seiner Nähe denkbar unwohl.
»Welche Arbeit habt Ihr anzubieten?« Ihre Sti m me hatte leider nicht den festen Klang, den sie ihr zu ge ben wünschte. »Ehrbare Arbeit, damit wir uns richtig verstehen«, fügte sie vorsichtsha l ber hinzu, als der primitive Kerl, der Rhonwen geschnappt hatte, einen weiteren Annäherungsve r such unternahm.
»Ich tat dich ehren«, versprach Harry mit einem lüsternen Grinsen. »Kein Weib, dem ich’s je besorgt hab, hatte Grund zur Klage. Du wü r dest…«
»Schluss jetzt!«
Fitz Hughs scharfer Befehl brachte den Mann sofort zum Schweigen, und das war gut so, denn Josselyn war heftig ve r sucht gewesen, dem Lästermaul die Kehle aufzuschlitzen.
»Geh wieder an deine Arbeit«, fuhr Fitz Hugh fort, »und sag Sir Lovell Bescheid, dass ich gleich komme.«
Josselyn spitzte die Ohren. Sir Lovell? War das der Rotbart, der mit den Pergamentrollen heru m lief?
»Du möchtest also für uns arbeiten?«, fragte Fitz Hugh. »Wie heißt du?«
»Josselyn… Josselyn ap Carreg Du…«
»Und welche Arbeiten könntest du verrichten, Jos selyn?«
Sie glaubte, lange genug in seiner unmittelbaren Nähe ausgeharrt zu haben, um zu demons t rieren, dass sie keine Angst vor ihm hatte, und entfernte sich ein wenig. »Ich kann kochen – meine Eintöpfe und Braten schmecken jedem… Ich kann auch nähen, stopfen und waschen.«
»Könntest du mir eure Sprache beibringen – Cym raegl«
Josselyn nickte nach kurzem Zögern. »Ja.« Wenn du intelligent genug bist, sie zu lernen, ergänzte sie im Stillen.
Fitz Hugh streckte seine Hand aus, und gegen ihren Willen sprang sie erschrocken zurück. Von i r gendwo hörte sie Rhonwen schreien: »Lauf schnell weg, Josse lyn! Das ist ein böser Mann! Er wird dir etwas zu Leide tun!«
Aber er schien nur mit einem Händedruck ihre Ab machung besiegeln zu wollen. »Ich werde dir einen Denier pro Woche bezahlen. Wenn ich deine Sprache fließend sprechen kann, b e kommst du eine zusätzli che Belohnung
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