Die Braut von Rosecliff
einfach an Geld gefehlt hatte, um sich neue Alkoholvorr ä te zu besorgen. In der Hütte herrschte immer noch eine fürchterliche Unordnung, und Gl a dys stank erbärm lich.
Josselyn stemmte ihre Hände in die Hüften. »Du hasst die Engländer? Nun, deine Tochter hasst dich! Willst du es dabei belassen?«
Schlagartig sackte die Frau in sich zusammen, so als hätte man ihr einen tödlichen Schlag versetzt. Josse lyn beschloss, diesen Vorteil auszunutzen. »Es ist höchste Zeit, dass du deinen eig e nen Kummer über windest, Gladys. Deine Kinder brauchen eine Mutter, die sich um sie kümmert.«
»Aber wenn Rhonwen mich doch hasst…«, mu r melte die Frau mit Tränen in den Augen. »Was nützt es dann noch…«
»Sie behauptet, dich zu hassen, aber sie sagt das nur, weil sie dich braucht und du sie und ihre kleinen Geschwister so ve r nachlässigt hast. Das ist eine ganz normale Reaktion. Jetzt liegt es an dir, ihren Respekt zurückzugewinnen, und es könnte g e lingen, wenn du mir hilfst, die Engländer zu bekämpfen.«
»Sie zu bekämpfen? Aber…« Gladys wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Soll ich sie vergi f ten?«
Josselyn schöpfte ein wenig Hoffnung. »Durchaus möglich, dass es irgendwann dazu kommen wird. Im Augenblick geht es aber darum, ihr Vertrauen zu ge winnen. Wir werden sie nicht von einem Tag auf den anderen in die Flucht treiben können – es sind dies mal zu viele. Doch wenn sie einigen von uns vertrauen, während sie ihre Festung errichten, gelingt es uns vie l leicht, sie zu überlisten.« Sie beugte sich eifrig vor. »Was sie jetzt dringend benötigen, ist eine Köchin – je mand, der besseres Brot als dieses hier backen kann.«
Sie zog einen harten Kanten aus ihrer Rockt a sche und warf ihn Gladys zu.
Die Frau schnupperte daran und schnitt eine Gri masse. »Das ist altbackenes Roggenbrot.«
»Es war gleich nach dem Backen fast ungenie ß bar.«
»Haben sie Backöfen?«
»Bis jetzt nur einen, aber sie sind schon dabei, die Küche zu bauen. Du weißt doch, wie Männer sind für schmackhafte G e richte tun sie alles. Und sie bieten eine gute Bezahlung.«
»Woher weißt du das alles?«
Josselyn straffte ihre Schultern. »Ich gebe dem eng lischen Lord Unterricht in unserer Sprache, für einen Silberdenier in der Woche.«
Ihre Blicke trafen sich, und nach einer Weile mur melte Gl a dys: »Ich würde den Engländern also in Wirklichkeit nicht helfen, sondern sie ausspionieren… und dafür von ihnen b e zahlt werden?«
»So ist es.«
»Und wenn einer von ihnen versucht… du weißt schon… wenn sie unanständige Annäherungsve r su che machen?«
»Ich habe mit ihrem Anführer, Randulf Fitz Hugh, darüber g e sprochen. Er verspricht, seine Männer in Zucht und Ordnung zu halten.«
»Und du glaubst ihm?«
»Bis jetzt hat er sein Wort gehalten.« Dass sie selbst sich in seiner Nähe nicht sicher fühlte, tat nichts zur Sache. »Bist du ei n verstanden?«
Gladys schaute ihr lange in die Augen und nickte schließlich. »Ja, aber wirst du Rhonwen alles er klären? Ich möchte nicht, dass sie mich hasst.«
Josselyn legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Das tu ich. Vielleicht wird es einige Zeit dau ern, aber eines Tages wirst du deine Kinder wieder bei dir haben.«
Mit Tränen in den Augen stammelte die Frau: »Ich war in den letzten Monaten eine schlechte Mutter, und du hast gut daran getan, mir die Kinder wegzunehmen. Aber ich will sie nicht verlieren. Ich will, dass sie zu mir zurückkehren, und wenn ich diese verdammten Engländer fett füttern muss, um mein Ziel zu erreichen, bin ich dazu bereit. Wann soll ich mit der Arbeit begi n nen?«
»Wir gehen morgen zusammen hin«, sagte Joss e lyn, grenzenlos erleichtert. »Sei bei Sonnenau f gang fertig und denk daran, dich zu waschen. Niemand stellt eine Köchin mit schmutzigen Hä n den ein.« Fitz Hugh würde es bestimmt nicht tun, denn sein eigenes Äuße res deutete darauf hin, dass er Wert auf Reinlic h keit legte.
Wenn sie ihm eine gute Köchin besorgte, würde er noch tiefer in ihrer Schuld stehen, dachte Josselyn auf dem Rückweg zum Haus ihres O n kels. Noch wichti ger war jedoch, dass sie dann eine Verbündete im Lager der Engländer hätte, eine Waliserin, auf die sie sich verlassen konnte.
Denn es wäre gefährlich, Randulf Fitz Hugh zu ver trauen, in dessen Nähe sie keinen klaren Gedanken fassen konnte…
Am nächsten Morgen sah es nach baldigem Regen aus, aber es war nicht mehr
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