Die Braut von Rosecliff
nach, fügte jedoch nach kurzem Schwei gen hinzu: »Bei dieser Sache kommt nichts Gutes he raus.«
»Ich will nur Frieden«, beteuerte Rand.
»Irgendwann werdet Ihr meine Nichte zu uns zu rückkehren lassen müssen.«
»Sobald meine Burgmauer hoch genug ist, um den Frieden zu gewährleisten, bringe ich sie zu Euch zu rück.«
Ihre Blicke trafen sich. Clyde ap Llewelyn hatte keine Angst vor den Engländern, begriff Rand, aber er wollte einen Krieg vermeiden. In dieser Hinsicht waren sie sich völlig einig. Blieb nur noch dieser Owain ap Madoc… »Erzählt mir mehr von dem Mann, mit dem Josselyn verlobt ist!«
Clyde zuckte mit den Schultern. »Mit ihm werdet Ihr größere Schwierigkeiten haben als mit mir.«
»Liegt ihm nichts an der Sicherheit seiner Braut? Ach ja, das wäre ja nur eine Eheschließung aus taktischen Gründen«, b e antwortete er seine eigene Frage. »Wenn er sie nicht heiraten kann, wird er Euch nicht unterstützen, stimmt’s?«
Clydes Augen funkelten. »Ihr habt etwas geraubt, worauf Owain Anspruch erhebt. Das wird er nicht tatenlos hinne h men.«
»Dann ist es Eure Aufgabe, ihn von törichten Hand lungen abzuhalten.« Wenn Ihr dazu imstande seid, fügte er insgeheim hi n zu. Er war neugierig auf diesen Mann, der Josselyn heiraten wollte, er würde liebend gern g e gen ihn kämpfen und ihn besiegen, während Josselyn zuscha u te. Danach würde sie ihn überglück lich in die Arme schließen und…
Nein! Er knirschte mit den Zähnen, um diese Vision schnell s tens aus seinem Kopf zu verbannen. Er hatte nicht die Absicht, mit Owain ap Madoc um eine Frau zu kämpfen. Um Land – ja! Aber nicht um eine Frau.
»Ich werde mein Möglichstes tun«, versprach Clyde. »Und Newlin wird meine Nichte besuchen und sich vergewissern, dass es ihr an nichts fehlt. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns geschlagen geben. Ihr Engländer habt schon einige Male versucht, Wales zu erobern, und es ist euch nie gelungen. Auch diesmal werdet ihr keinen Erfolg haben!«
O doch, schwor Rand sich, während er dem stolzen alten Mann nachblickte, diesmal würden sie Erfolg haben! Er war hergekommen, um diesen rebellischen Teil des englischen Köni g reichs zu sichern, und auch wenn er selbst nicht die Absicht ha t te, den Rest seines Lebens hier zu verbringen, würden Jasper und dessen Erben sich nie vertreiben lassen.
Er drehte sich um und erspähte Josselyn. Auch sie hatte den Aufbruch ihres Onkels aufmerksam beob achtet, schien jetzt aber Rands Blicke zu spüren, denn sie schaute zu ihm herüber. Alan hielt sie am Arm fest, doch das schien sie kaum zu beme r ken. Ihre Wangen waren vor Kälte gerötet, einige Locken u m rahmten ihr Gesicht, und Rand hätte liebend gern ihre Geda n ken gelesen. Die Stimme der Vernunft riet ihm, sich von ihr fern zu halten, aber er schlug diese lästige Stimme in den Wind und ging auf Josselyn zu.
»Du kannst sie loslassen«, befahl er Alan, der sofort gehorchte, aber nicht daran dachte zu verschwinden. Der Kerl trat nur einige Schritte zurück, neben Osborn. Beide starrten Rand und Josselyn neugierig an.
»Gute Nacht!«, verabschiedete Rand sie barsch. Grinsend zog das Paar sich zurück, und er konnte seine Aufmerksamkeit endlich auf Josselyn konzen trieren.
Sie schaute sehnsüchtig in die Ferne, in Richtung ihres He i matdorfs, und sah zart und doch wider standsfähig aus, wie die Weiden am Fluss, die sich stürmischen Winden beugten, nur um am nächsten Tag wieder kerzengerade dazustehen.
Rand widerstand dem heftigen Verlangen, sie trös tend in die Arme zu nehmen. »Deine Botschaft hat zur Entspannung einer schwierigen Situation beigetra gen, und ich danke dir dafür.«
»Ich habe es nicht für Euch getan.«
»Das ist mir klar.« Sieh mich an, du eigensinniges Ding!
Sie tat es wirklich, so als hätte sie seinen stummen Befehl vernommen. »Wie lange wird es dauern, diese Mauer zu erric h ten?«
»Du meinst wohl, wie lange du in unserer Mitte ausharren musst? Darf ich dich daran erinnern, Josse lyn, dass du es warst, die ursprünglich zu mir kam und für uns arbeiten wollte. Wenn unsere Anwesenheit dich damals nicht gestört hat, ve r stehe ich nicht, warum sie dich jetzt stören sollte.«
»Ich bin nur hergekommen, um möglichst viel über den Feind zu erfahren, der von Frieden redet, in Wirk lichkeit aber unser Land rauben will«, antwortete sie mit funkelnden Augen. »Das war der einzige Grund, weshalb ich Eure Gesellschaft ertrug.«
»Du weißt genau, dass das nicht
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